Bürgerinitiative "PRO" wird für das US-Raketenabwehrsystem demonstrieren

Ladislav Spacek (zweiter von rechts) und Tomas Caslavka (rechts) (Foto: Autorin)
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Die Tschechische Republik führt mit der US-Regierung Gespräche über die Stationierung einer US-amerikanischen Radaranlage in Tschechien. Ihre Errichtung hat vor kurzem der ehemalige tschechische Staatspräsident Vaclav Havel eindeutig unterstützt. Die Befürworter der Stationierung der Radaranlage stellten am vergangenen Montag in Prag die Bürgerinitiative "Pro" vor. Sie bereitet am kommenden Montag eine Versammlung auf dem Hradschiner Platz vor, die mit einem Happening verbunden sein wird.

Ladislav Spacek  (zweiter von rechts) und Tomas Caslavka  (rechts)  (Foto: Autorin)
Der Hauptgrund für die Entstehung der Bürgerinitiative "Pro", zu deutsch "Dafür", war der Wunsch, sich aktiv an der Debatte über das US-Raketenabwehrsystem zu beteiligen, sagen die Organisatoren. Die Bürgerinitiative wurde unter anderem von dem berühmten tschechischen bildenden Künstler David Cerny oder vom ehemaligen Sprecher von Präsident Havel, Ladislav Spacek, unterstützt. Spacek verlas die Erklärung der Initiative, in der es unter anderem hieß:

"Als Bürger Mitteleuropas, die jahrzehntelang den Nationalsozialismus sowie die kommunistische Gewaltherrschaft ertragen mussten, können und wollen wir nicht vergessen, dass zur Niederlage dieser totalitären Regime, die sich um die Versklavung der ganzen Welt bemühten, gerade die Vereinigten Staaten von Amerika bedeutend beigetragen haben."

Spacek meint, dass es von Tschechien anständig wäre, den USA entgegenzukommen, weil sie mit ihren Soldaten in der Vergangenheit die Freiheit Europas verteidigt haben:

"Zum ersten Mal in der Geschichte wollen sie etwas von uns. Sie wollen keine Opfer, sondern nur ein Grundstück, auf dem eine technische Anlage zur Abwehr feindlicher Raketen stationiert werden soll. Sollen wir in diesem Moment nein sagen? Dies kann ich mir als anständig erzogener Mensch nicht vorstellen."

Außer der neuen Bürgerinitiative "Pro" gibt es jedoch schon seit mehreren Monaten eine Webseite mit dem Titel "Pro zakladnu" - "Für den Stützpunkt" mit einer gleichnamigen Online-Petition. Einer ihrer Initiatoren ist der Politologiestudent Tomas Caslavka:

David Cerny  (Foto: Autorin)
"Wir haben im August 2006 mit dieser Online-Initiative angefangen. Wir wollten einfach zeigen, dass es hier Leute gibt, die dieses Raketenabwehrsystem unterstützen. Es ist nicht so, dass alle Tschechen dagegen sind. Es gibt hier genug Leute, die dafür sind."

Den Initiatoren der Petition zufolge geht es den Leuten, die in Tschechien gegen eine Radaranlage protestieren, nicht vorrangig um den Radar selbst:

"Sie protestieren dagegen, weil es von den USA kommt. Ich glaube, dass darin das Problem liegt. Wir sollten uns darüber Gedanken machen, ob es den Gegnern dieses Systems wirklich um das Radar geht oder ob darum, dass es kein russisches oder chinesisches, sondern ein US-amerikanisches Radar sein soll. Darüber mache ich mir Gedanken. Wenn ich mir anschaue, wer dagegen ist, dann weiß ich, wo meine Position ist."

Der Agentur STEM zufolge wurde die Stationierung einer Radaranlage vorige Woche von dreißig Prozent der Bevölkerung unterstützt. Eine Demonstration für das Abwehrsystem wird am 12. März stattfinden. An diesem Tag vor acht Jahren wurde Tschechien Mitglied der Nato. An dem anschließenden Happening für die Raketen werden mehrere tschechische Rocksänger und Liedermacher teilnehmen.