Bunker unter der Prälatur: Zisterzienserkloster Plasy

Kloster von Plasy (Foto: www.czechtourism.cz)

Etwa 20 Kilometer nördlich von Pilsen liegt Plasy / Plaß. Der Ort ist vor allem durch das Kloster bekannt geworden, das zu den ältesten Klöstern Böhmens gehört. In der letzten Zeit war auch in den Medien immer wieder die Rede von Plasy. Das Prager Nationalmuseum für Technik will im ehemaligen Klosterareal ein Zentrum für das Architekturerbe errichten und damit die stark verfallenen Wirtschaftsgebäude retten. Dies bedeutet aber nicht, dass das Stift heutzutage unzugänglich wäre. Im Gegenteil, Führungen werden im architektonisch wertvollsten Teil von Plasy von April bis Oktober angeboten.

Das Kloster von Plasy wurde nach den Regeln der Zisterzienser in einem Flusstal gegründet. Die Mönche errichteten im Mittelalter am Fluss Střela sogar einen künstlichen Kanal, der durch das Klostergelände führte. Dank dem Königlichen Stollen, wie der Kanal genannt wurde, konnten die Zisterzienser in Plasy eine Mühle und eine Säge betreiben. Gegründet wurde das Stift im Jahr 1144 vom Fürsten Vladislav II. Anfang des 15. Jahrhunderts wurde das Kloster von den Hussiten niedergebrannt. Das Areal wurde einige Mal umgebaut, am bedeutendsten in der Barockzeit: In den Jahren 1661–1785 wurde das Kloster nach den Entwürfen namhafter Architekten wie Jean Baptiste Mathey, Jan Blažej Santini-Eichel und Kilian Ignaz Dientzenhofer umgebaut. Unter Josef II. wurde das Kloster aufgelöst. Im ehemaligen Stiftsareal hatte später Kanzler Metternich mit seiner Familie seine Residenz. In der Sankt-Wenzel-Kirche ist auch die letzte Ruhestätte des Kanzlers.

Kilian Ignaz Dientzenhofer
Während des Kommunismus hatten alle möglichen Institutionen in den historischen Räumlichkeiten residiert - vom Nationalausschuss über den sozialistischen Jugendverband bis zur Kantine einer landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft. Das historische Baudenkmal verfiel allmählich. Erst 1993 begann man mit der Instandsetzung des Klosters. Zwei Jahre später hatte die Regierung das Stift Plasy zum nationalen Kulturdenkmal erklärt, was für die Erhaltung des Gebäudekomplexes besonders wichtig war. Das Kloster hat heutzutage zwei Verwalter, erzählt Kastellan Pavel Duchoň:

„Die tschechische Denkmalschutzbehörde verwaltet das Gebäude des Konvents und das Gebäude der früheren Sodawasserfabrik. Das Nationale Technikmuseum verwaltet den Speicher, den ehemaligen Sitz des Abtes, die Wirtschaftsgebäude und die ehemalige Brauerei. Die römisch-katholische Pfarrei in Plasy kümmert sich zudem um die Kirche.“

Vor etwa zwei Jahren beschloss das Kulturministerium, im Kloster ein Zentrum für die Architekturgeschichte einzurichten. Mit der Aufgabe wurde später das Prager Nationalmuseum für Technik beauftragt. Die Idee hat die Bewohner der Region nicht begeistert, und es gab Proteste gegen das Vorhaben. Der Kastellan:

Paradieshof  (Foto: David Paloch,  www.wikimedia.org)
„Die Leute haben befürchtet, dass die Übertragung eines Teils des Areals auf das Technikmuseum der Denkmalschutzbehörde schaden kann. Aber das Vorhaben allein, im Kloster ein Zentrum für das Architekturerbe zu errichten, weckte keine Proteste. Denn dank dessen könnte das Klosterareal entsprechend genutzt werden.“

In der ehemaligen Klosterbrauerei soll nach dem Entwurf des Technik-Museums ein Museum eingerichtet werden. Der Wirtschaftshof wird für Workshops und als Experimentalwerkstätte genutzt. Die Denkmalschutzbehörde stellte auch das Gebäude der Prälatur, also den ehemaligen Sitz des Abtes, dem Technik-Museum zur Verfügung. Pavel Duchoň bereut dies ein wenig:

Kloster von Plasy  (Foto: David Paloch,  www.wikimedia.org)
„Das Gebäude der Prälatur war für uns wichtig, denn dort hatten wir früher Räumlichkeiten für die Verwaltung und für die Mitarbeiter, die die Führungen gemacht haben. Zudem befindet sich dort ein Saal, den wir bislang für verschiedene Kulturveranstaltungen genutzt haben. Zurzeit verhandeln wir mit dem Technikmuseum über die weitere Möglichkeit der Nutzung des Saals.“

Im Kloster oder genauer gesagt unter dem Kloster verbirgt sich eine Kuriosität. Ein Teil der wertvollen Klosterarchitektur musste während des Kommunismus dem Bau eines unterirdischen Bunkers Platz machen.

„In den 1960er Jahren – also verhältnismäßig spät – wurde unter der Prälatur der so genannte ´Schutzraum der Zivilverteidigung´ eingerichtet. Es war offensichtlich noch eine Reaktion auf den Kalten Krieg. Beim Bau dieser Anlage wurden die Barockkeller vernichtet, die unter der Leitung des Architekten Jean Baptiste Mathey entstanden sind. Der Raum sollte damals der Führung der kommunistischen Partei aus dem Bezirk Pilsen–Nord zur Verfügung stehen. Die hoch verdienten Kommunisten sollten dort im Falle eines Angriffs Schutz finden.“

Ehemalige Prälatur  (Foto: Eva Haunerová,  www.wikimedia.org)
In diesem Jahr habe man den Bunker der Öffentlichkeit gezeigt, erzählt der Kastellan.

„Das Technik-Museum, das diesen Teil des Klosters verwaltet, hat anlässlich der Kirmes in Plasy auch den unterirdischen Bunker für die Öffentlichkeit zugämglich gemacht. Es ist nämlich üblich, dass wir anlässlich der Kirchweihe den Besuchern auch Räumlichkeiten zeigen, die normalerweise nicht zugänglich sind. Soviel ich weiß, waren die Führungen durch den früheren Schutzraum der Parteibonzen erfolgreich. Die Besucher waren begeistert.“

Als das Kulturministerium im vergangenen Jahr über die Übertragung eines Teils des Klosterareals auf das Nationale Technikmuseum entschied, argumentierte es damit, dass das Museum mehr Chancen hat, Gelder aus den EU-Fonds für die Instandsetzung des Baudenkmals zu bekommen. Aber auch die Denkmalschutzbehörde finanzierte die Renovierungsarbeiten zum Teil mit ausländischen Geldern. Der Kastellan:

„Für die Instandsetzung einer Etage im Konventsgebäude nutzten wir Geld aus den so genannten ´norwegischen Fonds´. In den renovierten Räumlichkeiten werden sämtliches Mobiliar sowie Gemälde aufbewahrt, für die kein Platz mehr in den Ausstellungen auf den Burgen und Schlössern der Pilsner Region gefunden wurde. Wir ermöglichen der interessierten Öffentlichkeit diese Sammlungen nicht nur zu besichtigen, sondern auch zu studieren. Im Rahmen der Instandsetzung des Konvents wurde auch ein Lift für Rollstuhlfahrer errichtet, sodass sie sich nun das ganze Konventsgebäude anschauen können.“

Kloster von Plasy in 1929
Der älteste Bau im Klosterareal ist die Maria-Himmelfahrts-Kirche. Nun kann man auch diese Sehenswürdigkeit besichtigen.

„In Zusammenarbeit mit der römisch-katholischen Pfarrei gelang es uns, die Konventkirche für Besucher zu öffnen. Wir bieten Führungen durch die Kirche an. Die Besucher erfahren dabei mehr über die einzigartige Orgel aus dem Jahr 1688, den Reliquienschrein des Heiligen Antonius oder die großen holzgeschnitzten Altäre.“

Das Zentrum für Architekturgeschichte in Plasy soll im Jahr 2014 eröffnet werden. Bis es soweit ist, werden wir Sie in einer unserer Reiselandsendungen durch das bereits instand gesetzte Klosterareal führen.

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