Das einzigartige Wassersystem von Stift Plasy

Foto: Martina Schneibergová

Stift Plasy / Plaß wurde Mitte des 12. Jahrhunderts gegründet. Das Gebäude des Konvents entstand in der Zeit des Barock in der Auenlandschaft der Střela / Schnella. Erbaut wurde es jedoch auf einem wenig stabilen Gelände und der Untergrund des Klosters ist durchzogen von Kanälen. Das einzigartige System ist eine technische Sehenswürdigkeit, die gelegentlich besichtigt werden kann.

Stift Plasy  (Foto: Richenza,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 3.0)

Durch das kleine Fenster wurde dem Mönch,  der in einer Zelle saß,  das Essen gereicht  (Foto: Martina Schneibergová)
Etwa 25 Kilometer nördlich von Pilsen liegt das Städtchen Plasy. Das ehemalige Zisterzienserkloster steht in einem Tal nicht weit vom Bahnhof der Stadt. Das Kloster wurde unter Josef II. aufgelöst. Später kaufte Österreichs Kanzler Clemens Wenzel Metternich das Areal. In der Gegenwart verwaltet das staatliche Denkmalschutzamt die historischen Gebäude. Neben regelmäßigen Führungen durch die Barockräumlichkeiten des Konvents gibt es einige Mal im Jahr auch die Möglichkeit, das spezielle Wassersystem von Plasy zu besichtigen. Monika Tuková arbeitet in der Verwaltung des Klosters. Mit der Führung beginnt sie im Erdgeschoss.

„Dies sind Räumlichkeiten, die bei einer üblichen Führung nicht gezeigt werden. Es handelt sich um das frühere Klostergefängnis. Jetzt betreten wir die Gefängniskapelle, nebenan befindet sich eine Zelle. Durch das kleine Fenster wurde dem Mönch, der dort saß, das Essen gereicht. Die Räume gehörten zur Klausur. Denn die Zisterzienser lebten von der übrigen Welt abgekapselt. Alles, was sie gebraucht haben, mussten sie im Klosterareal haben. Dazu gehörte auch ein Gefängnis. Es wurde zwar nicht viel benutzt, aber falls sie doch einen Mönch bestrafen mussten, gab es direkt im Kloster diese Räumlichkeiten.“

Foto: Martina Schneibergová
Am Fluss Střela ließen die Zisterzienser ein System von Kanälen errichten, die unter dem Klosterareal entlangführten. Damit sollten die Mühle und das Sägewerk betrieben werden. Das Gebäude des Konvents steht auf insgesamt 5100 Eichenpfählen. An den Wänden des ehemaligen Gefängnisses sind feuchte grüne Flecken zu erkennen. Monika Tuková:

„Unter dem Boden führt ein Entwässerungskanal. Dieser wurde bei der Instandsetzung des Areals entdeckt und gereinigt. Die Feuchtigkeit ist hier höher als anderswo. Denn das Gebäude steht faktisch auf dem Wasser. Die Mönche, die hier bis 1785 gelebt haben, wussten noch, wie sie sich um ihre Residenz kümmern sollten. Bei den späteren Besitzern war das natürlich nicht mehr der Fall. Das Gebäude war sehr heruntergekommen, weshalb es hier jetzt noch so feucht ist. Heute kennen wir zwar die Probleme und wissen, was wir dagegen tun müssen. Aber die Folgen der Vernachlässigung werden noch einige Jahre lang bemerkbar sein.“

Fundamente auf 5100 Eichenholzpfählen

„Südlicher Wasserspiegel“  (Foto: Martina Schneibergová)
Aus dem ehemaligen Kerker geht es in den Flur zum sogenannten „südlichen Wasserspiegel“. Monika Tuková:

„Dies ist eigentlich eine Kontrollanlage des Wassersystems. Viermal täglich wird hier gemessen, wie tief das Wasser ist. So weiß man dann, wieviel Wasser sich unter dem Gebäude befindet. Der Wasserspiegel ist zudem ein ästhetisches Element, das sich unter dem selbstragenden Treppenhaus befindet. Die Baumeister ließen in einen der Grundsteine die folgende lateinische Warnung meißeln: Aedificium hoc sine aquis ruet. Das heißt: Ohne Wasser bricht das Gebäude zusammen. Das ist eine klare Botschaft.“

Auf einigen Schautafeln wird erklärt, wie die Architekten beim Bau der Anlage in den Flussauen vorgegangen sind. Auf die 5100 Eichenholzpfähle sei noch ein Rost aus Eichenholz gelegt worden, erzählt die Expertin:

Im Flur werden Beispiele von Rohrleitungen aus Holz gezeigt  (Foto: Martina Schneibergová)
„Eichenholz hat die Eigenschaft, dass es im Wasser hart wird. In unserem Fall festigt es die Baufundamente. Solange es im Wasser steht, ist das Holz hart wie Stein. Ohne Wasser würde es modern und zerfallen und damit würde auch das ganze Gebäude einstürzen. Dem Klosterarchitekten Santini hat das sumpfige und feuchte Gelände nicht gereicht. Er hat Wasser durch eine Rohrleitung aus verschiedenen Richtungen an den Ort geführt. Das System ist einige Hundert Meter lang. Man hat damals mit einem Wassermangel gerechnet.“

Bei archäologischen Forschungen wurde ein Eichenpfahlfragment gefunden, das nicht erst aus der Barockzeit, sondern schon aus dem 12. Jahrhundert stammt. Monika Tuková zufolge war es in der Region vor Jahrhunderten üblich, derartige Stützen zu benutzen. Im Flur werden auch Beispiele von Rohrleitungen aus Holz gezeigt.

Foto: Archiv des Stifts Plasy
„Der Großteil der Rohre wurde vor allem in den Zeiten Metternichs durch Leitungen aus Gusseisen ersetzt. Gezeigt werden hier Beispiele von runden und kantigen Rohren, wobei die kantigen zwischen Holzpfählen befestigt wurden.“

Mit Schutzhelm in den Lüftungsgang

Die Zisterzienser haben allgemein den Ruf, sich mit dem Wasser auszukennen. An Orten, wo es an Wasser mangelte, bauten sie Stollen und Kanäle, mit denen sie das notwendige Wasser in ihre Klöster geholt haben. Monika Tuková:

„Die Klöster haben ihre Kenntnisse untereinander geteilt. Ich bin davon überzeugt, dass der Architekt Santini die Erfahrungen der Zisterzienser gekannt hat. Er hat sie mit seinen eigenen Verfahren kombiniert und so in Plasy ein einzigartiges Werk geschaffen.“

Mit einem Schutzhelm und einer Taschenlampe ausgestattet geht es in den engen unterirdischen Lüftungsgang. Die Wände sind genauso nass wie der Boden, erst nach etwa 60 Metern ist wieder Licht zu sehen.

„Nördlicher Wasserspiegel“  (Foto: Martina Schneibergová)
„Wir haben den Lüftungsgang hinter uns und sind zum nördlichen Wasserspiegel gelangt. Es ist hier viel heller als beim südlichen Wasserspiegel, weil da das Treppenhaus fehlt. Im 19. Jahrhundert ließen die Metternichs es abreißen, weil es statische Probleme mit den Treppen gab. Da es hier mehr Licht gibt, findet man hier auch mehr Pflanzen und kleine Lebewesen. Die Temperatur schwankt hier jedoch. Im Winter friert das Wasser manchmal ein. Dies versuchen wir zu verhindern.“

Metternich als Ausstellungsthema

Eine Sonderführung, bei der die unterirdischen Gänge von Plasy besichtigt werden, findet am 12. Oktober statt. Es ist notwendig, die Teilnahme daran im Voraus zu reservieren. Das Kloster Plasy ist sonst von Mai bis Ende Oktober täglich außer montags geöffnet, und zwar von 10 bis 16 Uhr.

Dem Denkmalschutzamt gelang es, EU-Fördergelder für die Instandsetzung eines weiteren Gebäudes zu bekommen, und zwar der früheren Prälatur. Kanzler Metternich ließ sie zu seiner Zeit zu einem Schloss umbauen. In Metternichs ehemaliger Residenz soll nun eine Dauerausstellung über die Familie des Politikers eröffnet werden.

„In der Gegenwart wird das Thema der Ära Metternich in den Räumlichkeiten, die zugänglich sind, nur am Rande erwähnt. Dies finde ich schade. Denn die Familie hat hier tiefe Spuren hinterlassen. Die Stadt Plasy gibt es nur dank ihnen. Vorher haben hier die Mönche gelebt und die hatten nur Wiesen und Felder um das Kloster herum. Die Metternichs haben Plasy als ihre Residenz aufgebaut. Sie haben dafür gesorgt, dass Plasy eine Verbindung mit anderen Städten hat.“

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