Kloster Plasy: Von den Zisterziensern zu Metternich

Kloster Plasy

Plasy / Plaß war das erste vom Herrscher des Landes gestiftete Zisterzienserkloster in Böhmen. In der Zeit des Barock wurde die Anlage großzügig umgebaut. Ende des 18. Jahrhunderts kam aber das Ende des größten und bedeutendsten Zisterzienserklosters in Böhmen – es wurde aufgelöst. Später machte daraus der österreichische Kanzler Metternich seine Residenz.

Kloster Plasy  | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

Foto: Martina Schneibergová
Etwa 25 Kilometer nördlich von Plzeň / Pilsen liegt das Städtchen Plasy. Es entstand im Mittelalter in Nachbarschaft zu einem Zisterzienserkloster. Der Konvent wurde 1144 vom damaligen Fürsten und späteren böhmischen König Vladislav II. gegründet. Plasy ist von Pilsen aus mit der Bahn oder per Bus einfach zu erreichen. Vom Bahnhof bietet sich ein schöner Blick in den Kessel, den der Fluss Střela / Schnella und seine Zuflüsse bilden. In der Ferne sind die Türme einiger Barockgebäude zu sehen. Sie gehören zur Klosteranlage, die heute vom Denkmalschutzamt verwaltet wird. 1995 wurde das ganze Areal zum nationalen Kulturdenkmal erklärt. Schrittweise werden die Gebäude seitdem instand gesetzt. Die Führung durch das Gebäude des Konvents beginnt in der ersten Etage im Kreuzgang. Bis 1785 hätten Zisterzienser in den großzügig gestalteten Räumen gewohnt, erzählt Alice Pokorná. Sie führt die Besucher durch die Anlage.

Kloster Plasy  (Foto: Martina Schneibergová)
„1145 kamen die ersten Zisterzienser nach Plasy. Den größten Aufschwung erlebte das Kloster unter den böhmischen Königen Wenzel I. und Přemysl Ottokar II. 1421 wurde das Areal von den Hussiten niedergebrannt, im 15. und 16. Jahrhundert war es ziemlich heruntergekommen. Erst nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde mit dem Umbau des Klosters angefangen.“

Ende des 17. Jahrhunderts holte Abt Ondřej Trojer den namhaften Architekten Jean Baptist Mathey nach Plasy. Dieser entwarf einen neuen Speicher mit dem sogenannten Uhrenturm, den Besucher heute besteigen können. Zudem entstand damals auch eine neue Prälatur, in der der Abt seinen Sitz hatte. Kanzler Clemens Metternich ließ die frühere Prälatur jedoch später in sein Schloss umwandeln.

Auf 5100 Eichenpfählen erbaut

Foto: Martina Schneibergová
Architekt Mathey beteiligte sich aber auch am Umbau der Friedhofskirche in Plasy. Die Metternichs machten daraus dann ihre Familiengruft. An die baulichen Aktivitäten unter Abt Trojer knüpfte dessen Nachfolger im Amt an: Evžen Tyttl, der vermutlich bedeutendste Abt in Plasy. Dazu Alice Pokorná:

„Tyttl lud den Architekten Jan Blažej Santini Aichel nach Plasy ein. Dieser entwarf einen großzügigen Plan für den Umbau der ganzen Klosteranlage. Tatsächlich in die Tat umgesetzt wurde aber nur ein Teil, und zwar der große Konvent. Das Gebäude wurde in der Flussaue errichtet. Darum steht es auf insgesamt 5100 Eichenpfählen. Darunter befindet sich ein System von Wasserkanälen, dieses ist jedoch nicht die einzige technische Errungenschaft hier. Das Gebäude verfügt zudem über ein Belüftungssystem, das das Eindringen von Feuchtigkeit in die Räume verhindert und diese warm hält. Dem Denkmalschutzamt gehören heute der Konvent, die ehemalige Prälatur und der Speicher.“

Santinis selbsttragendes Treppenhaus | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International
Die ehemaligen Wirtschaftsgebäude auf dem Klosterareal werden wiederum vom Nationalmuseum für Technik in Prag verwaltet. In der früheren Brauerei entstand vor einigen Jahren ein Zentrum für Architekturgeschichte. Die Metternich-Gruft ist hingegen Eigentum der Stadt Plasy, und um die Klosterkirche kümmern sich die Katholiken.

1785 löste Kaiser Josef II. das Zisterzienserkloster in Plasy auf. Anschließend verwaltete der staatliche Religionsfonds das ehemalige Klostereigentum. 1826 kaufte Österreichs Staatskanzler Klemens Wenzel Metternich das Areal und die angrenzenden Grundstücke. Plasy blieb bis 1945 im Besitz der Familie, danach wurde diese enteignet. Die Gebäude wurden dann vom Staat verschiedenen Institutionen zur Verfügung gestellt. Erst 1993 wurde mit der Instandsetzung des einzigartigen unterirdischen Wassersystems begonnen. Die Bauarbeiten sind fast beendet.

Im Kloster gibt es ein spezielles architektonisches Element: Santinis selbsttragende Treppenhäuser. Alice Pokorná:

„Im Konvent befinden sich gleich vier selbsttragende ovale Treppenhäuser. Sie haben auch eine technische Funktion, denn sie helfen bei der Erwärmung der Räume. Wenn in der oberen Etage die Fenster Richtung Paradieshof geöffnet werden, strömt warme Luft herein, und diese drückt allmählich die kalte Luft im Gebäude nach unten. Dieses Treppenhaus ist oben mit einem Fresko geschmückt, das den Kampf von Erzengel Gabriel gegen gefallene Engel darstellt. Es ist ein Werk des Malers Jakub Antonín Pink.“

Santinis Treppenhäuser

Apotheke  (Foto: Martina Schneibergová)
Nach der Besichtigung eines der selbsttragenden Treppenhäuser geht es in den Spitalflügel des Konvents. Das Krankenhaus sei immer ein wichtiger Bestandteil eines Klosters gewesen, sagt unsere Begleiterin.

„Denn die Mönche durften das Kloster eigentlich nicht verlassen. Entweder wurde darum ein selbständiges Gebäude für Kranke erbaut, oder das Spital wurde in einem Flügel des Konvents untergebracht – wie hier in Plasy. Von der Originalausstattung ist fast nichts mehr erhalten. Darum wurde hier eine Dauerausstellung über die Geschichte des Apothekenwesens installiert. Die Barockapotheke, die gezeigt wird, stammt aus Jindřichův Hradec. Zwei Räume hier dienten den kranken Ordensbrüdern. Zwischen ihren Zimmern und der Apotheke befand sich eine Kapelle.“

Foto: Martina Schneibergová
Auch in der ehemaligen Kapelle befindet sich eine Dauerausstellung. Dort wird an die Herstellung des sogenannten „Pulvers von Plasy“ erinnert, das die Zisterzienser Anfang des 18. Jahrhunderts auch ins Ausland ausführten. Dies war ein Medikament gegen Magenprobleme. Der damalige Apotheker Lucas Martin Gottlieb machte das Pulver bekannt und populär. Die Zusammensetzung des Arzneimittels war ein Geheimnis.

Aus dem Spitalflügel geht es in den Kapitelsaal. Dort trafen die Zisterzienser am Morgen zusammen, um aus der Benediktsregel laut vorzulesen.

„Die Mönche saßen immer auf Bänken am Rand des Saals, denn dort herrschte die beste Akustik. Wie das Treffen der Ordensmitglieder am Morgen ausgesehen hat, davon kann man sich anhand einer der Fresken eine Vorstellung machen. Beim Treffen am Morgen wurden auch organisatorische Angelegenheiten des Klosters besprochen. Der Kapitelsaal wurde zudem für Feiern genutzt. Hier wurden zum Beispiel Novizen in den Orden aufgenommen, auch die Wahl des neuen Abtes fand hier statt.“

Im Konvent befindet sich auch eine Bibliothek. Nach der Auflösung des Klosters wurden Teile davon in andere Klöster gebracht, die es damals noch gab. Ein anderer Teil der Bücher fiel 1894 einem verheerenden Brand zu Opfer, der damals bei der Schwefelung der Fässer in der Bierbrauerei ausbrach. Klöster seien immer ein Zentrum der Bildung gewesen, dies gelte auch für Plasy, erzählt Pokorná:

Hl. Luitgard-Statue von der Karlsbrücke  (Foto: Martina Schneibergová)
„Mehrere Persönlichkeiten der Wissenschaft lebten hier. Der Mönch Mauritius Vogt hat sich beispielsweise mit Geschichte und Geographie beschäftigt. Er zeichnete auch eine Landkarte Böhmens, die hier zu sehen ist. Mauritius Vogt kannte sich auch in der Geologie aus und war zudem Komponist. Die Bedeutung der Wissenschaft ist in einem Fresko an der Decke der Bibliothek dargestellt. Es ist ein Werk des Malers Josef Kramolín. Der Saal der Bibliothek wurde unter den Metternichs als Theater genutzt. Von der Originalausstattung sind die Bücherschränke und einige Portraits der bedeutendsten Äbte erhalten.“

Die Luitgard von der Karlsbrücke

Alice Pokorná macht noch auf eine Rarität aufmerksam, die im Saal gezeigt wird. Es ist ein Streitkolben. Dieser soll bestimmten Erzählungen nach dem Hussitenheerführer Jan Žižka gehört haben. Metternich stellte die Waffe in seinem Kuriositätenkabinett auf Schloss Kynžvart / Königswarth aus. Von dort wurde das Exponat laut Pokorná wieder ins Kloster zurückgebracht.

Außerdem wird im früheren Refektorium des Klosters eine berühmte Statue gezeigt. Es ist die hl. Luitgard, die Abt Evžen Tyttl bei Matthias Bernhard Braun für die Karlsbrücke in Prag bestellt hatte. Alice Pokorná dazu:

„Luitgard war so etwas wie ein Reklameobjekt. Denn das Kloster Plasy war die einzige Institution außerhalb Prags, die eine Statue auf der Karlsbrücke hatte.“

Brauns Originalwerk befindet sich heutzutage nicht mehr auf der Karlsbrücke, sondern im Lapidarium des Nationalmuseums in Prag. Im Refektorium in Plasy steht nur ein Gipsabguss.


Das Kloster Plasy ist von Mai bis Ende Oktober täglich außer montags geöffnet, und zwar von 10 bis 16 Uhr. Im Juli und August sind die Besuchszeiten bis 17 Uhr verlängert.

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