Bunte Klangfarben vor Hochöfen

Pharrell Williams und N.E.R.D. (Foto: ČTK / Jaroslav Ožana)
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Mit Colours of Ostrava hat am Mittwoch das größte Multigenre-Festival in Tschechien begonnen. Neben Musik bietet es Theater, Tanz und Diskussionen.

George Ezra  (Foto: ČTK / Jaroslav Ožana)
Gleich am ersten Tag konnten die Besucher einen Star der derzeitigen Popmusik erleben. George Ezra trat am Mittwochabend auf der Hauptbühne auf. Bis in die Nacht auf Sonntag läuft Colours of Ostrava noch. Eine Besonderheit ist der Veranstaltungsort – nämlich das weitläufige Areal des ehemaligen Kohle- und Stahlwerks in Dolní Vítkovice. Mittlerweile denkmalgeschützte Hallen, Hochöfen und Stollen gibt es noch immer dort. Zlatá Holušová hat das Festival vor 17 Jahren gegründet und leitet es bis heute. Am Mittwoch sagte sie gegenüber Radio Prag, auch die Künstler seien begeistert vom Ambiente:

„Die Kulisse finden sie aufregend. Viele Festivals werden auf Flugplätzen oder anderen Flächen ohne eigene Infrastruktur veranstaltet. Hier gibt es Säle, in denen etwa unser Diskussionsforum ‚Melting Pot‘ stattfindet. Es gibt die Multifunktionshalle Gong und weitere Innenräume, die wir nutzen können, wenn das Wetter mal nicht so richtig will – wie gerade jetzt.“

Zlata Holušová  (Foto: František Tichý,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Denn der Start von Colours war nass in diesem Jahr, es regnete in Strömen. Die Musikbegeisterten lassen sich davon aber nicht irritieren. Besucherzahlen veröffentlichen die Veranstalter seit einigen Jahren zwar nicht mehr, doch die Schätzungen liegen bei 50.000 auch für dieses Jahr wieder. Begonnen hat alles aber viel kleiner, damals im Jahr 2002.

„Wir haben von Anfang an ein Multigenre-Festival konzipiert, bei dem unterschiedliche Kunstsparten miteinander verbunden wurden. Zunächst hatten wir jedoch die Idee eines bunten Stadtfests. Deswegen fanden die ersten Jahrgänge unter anderem auch im Zentrum von Ostrau statt. Dann stießen wir mit 25.000 Besuchern an eine Grenze. Darauf haben wir das Angebot erhalten, nach Dolní Vítkovice umzuziehen, wo allerdings noch alte Weltkriegsmunition und Abraum lagerten. Wir sind das Risiko aber eingegangen. Die Flächen wurden saniert, wir konnten langsam weiter wachsen und mit uns das ganze Areal Dolní Vítkovice“, so Holušová.

Wachsen konnte das Festival aber auch, weil es als Multigenre-Veranstaltung von Stadt, Kreis und Land unterstützt wurde. Zudem wurden die größten Industriekonzerne der Region als Sponsoren gewonnen. Das hat in letzter Zeit auch zu Kritik geführt, weil es Unternehmen wie ArcelorMittal sind, die besonders stark zur Luftverschmutzung in der Gegend beitragen.

Colours of Ostrava  (Foto: ČTK / Jaroslav Ožana)
Ohne große Sponsoren seien aber keine Stars und Eintrittskarten zu vernünftigen Preisen möglich, sagen die Veranstalter. Und diese heißen in diesem Jahr unter anderem Grace Jones, Jessie J, Ruthie Foster oder Ziggie Marley. Da aber auf dem Festivalgelände mittlerweile 21 Bühnen aufgestellt werden, gibt es musikalisch fast Alles von etwa Rock, über Jazz, Blues, World Music, Electro bis Pop.

Ein besonderer Schwerpunkt sind diesmal afrikanische Interpreten wie die Sängerin Ounou Sangaré aus Mali oder der Perkussionist Seckou Keita, der zusammen mit dem kubanischen Jazzpianisten Omar Sosa auftritt. Dazu kommen viele weitere musikalische Perlen – oder wie Zlatá Holušová sagt:

„Das Festival ist für solche Menschen, die gerne etwas Neues entdecken und dabei keine Angst vor Experimenten haben. Es sind diejenigen, die nicht auf einen bestimmten Geschmack festgelegt sind und sich überraschen lassen.“

Informationen zu Colours of Ostrava

Karten für das Festival sind immer noch erhältlich. Sie werden vor Ort am Haupteingang verkauft. Die Tageskarte kostet 2100 Kronen. Außerdem haben Kinder bis 1,40 Meter freien Eintritt. Senioren ab 65 Jahren haben am Samstag, dem letzten Festivaltag ebenfalls kostenlosen Eintritt. Weitere Infos zum Festival auch auf Deutsch auf der offiziellen Homepage: https://www.colours.cz/de.