Fast wie im Urlaub: Festival Colours of Ostrava zieht auch Besucher aus Deutschland an
Im mährisch-schlesischen Ostrau findet gerade wieder das Musikfestival Colours of Ostrava statt.
Ein Höhepunkt war schon am Donnerstagabend gekommen, als mit Sam Smith einer der Hauptacts beim diesjährigen Colous of Ostrava seine Show begann. Der nicht-binäre Künstler aus Großbritannien begeisterte besonders – aber nicht nur – die queere Gemeinschaft im hiesigen Publikum. Auf der Bühne war eine 18 Meter lange liegende Figur der Liebesgöttin Aphrodite zu sehen, und Sam Smith wurde von zahlreichen Backgroundsängern begleitet. Sein Team sei so groß, dass es 60 Hotelzimmer belege, so eine der launigen Pressemitteilungen der Organisatoren.
Dies ist also einer der Superlative des aktuellen Jahrgangs bei Colours of Ostrava. Ansonsten geht es hier auf dem früheren Industriegelände Dolní Vítkovice aber sehr entspannt zu. Überall gibt es Liegestühle und Sitzsäcke, eine Bar hat sogar einen kleinen Sandstrand angelegt. Diese Frau aus Ostrau kommt mit ihrem Ehemann seit vielen Jahren zum Festival und schwärmt von der besonderen Atmosphäre:
„Sobald ich hierherkomme, fühle ich mich wie im Urlaub“, sagt die Stammbesucherin. Die Leute seien alle sehr locker. Auf Kurzurlaub ist auch dieser Mann aus Deutschland:
„Wir sind aus München. Ich bin schon zum dritten Mal hier und motiviere immer auch andere Eltern, dass sie nach Ostrava kommen – weil es so schön ist und auch ein sehr kinderfreundliches Festival.“
Tatsächlich sieht man hier viele Familien mit Kindern und sogar mit Kinderwagen. Zu einer der gutgelaunten Gruppen gehört dieser Junge:
„Wir kommen aus Prag. Ich habe in Ostrau Großeltern und interessiere mich sehr für Musik und Festivals.“
Und eine der beiden begleitenden Mütter ergänzt:
„Wir sind mit einer Menge Kindern hier. Von mir sind es zwei, und dazu kommt noch einer ihrer Cousins. Zwei Freundinnen haben auch jeweils zwei Kinder, also sind es insgesamt sieben Kinder.“
Bedenken, dass etwas passieren könnte, hätten sie keine, sagen die beiden Frauen:
„Beim Colours ist die Welt noch in Ordnung“, lachen sie. Ein zweiter Junge meldet sich noch zu Wort:
„Ich habe leider mein Portemonnaie verloren mit 15 Euro darin. Vielleicht bekomme ich es aber morgen beim Fundbüro zurück.“
Auch mit leichten Verlusten herrscht hier also gute Stimmung – kein Wunder bei dem Angebot auf sieben Hauptbühnen, mehreren DJ-Pults und elf Podien des Diskussionsforums Meltingpot, bei dem es auch Theater und Workshops gibt. Die renommierte britische Tageszeitung The Guardian etwa hat das Colours of Ostrava 2016 auf die Liste der zehn besten Festivals in Europa gesetzt.
Die genauen Besucherzahlen werden seit einigen Jahren nicht mehr bekanntgegeben. Von Seiten der Organisatoren heißt es aber, dass das Festivalareal für 50.000 Menschen ausgelegt sei und dass die Ticketverkäufe in diesem Jahr sich dieser Zahl auch stark annähern würden. Am Donnerstag war es in Dolní Vítkovice schon gut gefüllt, die meisten Besucher werden aber am heutigen Freitag erwartet. Dann tritt etwa Lenny Kravitz auf. Der Rocksänger aus den USA sei mit sieben Lkw voller Bühnentechnik angereist, teilen die Veranstalter mit. Kravitz habe hohe Ansprüche an den Sound seiner Bühnenshow, hieß es zur Begründung.
Dass ein fetter Sound auch mit weniger als sieben Lkw-Ladungen Technik möglich ist, haben am Donnerstag etwa die Tata Bojs bewiesen – eine der vielen tschechischen Bands, die sich natürlich auch beim Colours of Ostrava präsentieren.
