Buttermuseum im "Butterdorf" Máslovice
Die heutige Reise führt Sie nach Máslovice, das man etwa als "Butterdorf"übersetzen könnte. Der Name des Dorfes inspirierte seine Bewohner, dort ein Buttermuseum zu errichten.
"Die Idee wurde geboren, wie es wäre ein Buttermuseum zu gründen, wenn wir schon die Butter im Dorfnamen haben. Zwar muss ich einräumen, dass der Name des Dorfes mit máslo (Butter) überhaupt nicht zusammenhängt und Máslovice wahrscheinlich nie etwas mit Butter zu tun hatte. Der Name leitet sich historisch vom Familiennamen eines Adligen ab, der sich hier niedergelassen hatte. Man nannte diese Familie Maslovci bzw. Maslovicové. Davon spricht bereits die erste schriftliche Erwähnung, Máslovice existierte hier bereits im Jahre 1052."
Máslovice hat vor zwei Jahren 950. Geburtstag gefeiert. Der Brotaufstrich Butter ist jedoch wesentlich älter. Schon im Alten Testament heißt es in den Sprüchen Salomons: "Wenn man Milch stößt, so macht man Butter daraus", womit Butter vor etwa 3000 Jahren zum ersten Mal schriftlich erwähnt wurde. Senner und Bauern waren lange Zeit die Butterproduzenten. Von der Milchoberfläche wurde der Rahm abgeschöpft und stehen gelassen, bis er mit Hilfe allgemein verbreiteter Milchsäurebakterien sauer wurde. Zum Buttern schlug man den sauren Rahm in zylindrischen Butterfässern. Das Museum in Máslovice zeigt, wie eine solche Butterproduktion auf den Dörfern in Böhmen ausgesehen hat. Der Besucher findet verschiedene Melkeimer, Melkhocker oder aber etwa breite Milchtöpfe in der Ausstellung. In den letztgenannten setzte sich der Rahm ab, der dann in Butterfässern geschlagen wurde.
"Der Rahm dringt im Butterfass durch die Bewegung des Stößels (auf und nieder) durch eine gelöcherte Holzscheibe, stößt auf die Stampfe und durch die Anstöße gerinnt das Fett im Rahm. Nach bestimmter Dauer des Schlagens entsteht eine Butterscholle. Sie liegt in einer Flüssigkeit, die man Buttermilch nennt."Und wie lange dauert dieser Prozess des Butterns?
"Man muss etwa 20 bis 50 Minuten schlagen. Es liegt an der Temperatur der Sahne, an der Temperatur der Luft und an der Geschicklichkeit der schlagenden Person."
Frau Vladimira Sykorova hat auch schon selbst versucht, Butter herzustellen. Auch die Besucher Máslovices und des dortigen Museums können sich an der Butterherstellung versuchen:
"Ja, ich habe es versucht, aber erst nachdem ich dieses Museum gegründet habe. Wir veranstalten zweimal pro Jahr, im Frühling und im Winter, das Buttern bei uns im Museum bzw. im Hof vor dem Museum. Die Besucher müssen selber Butter schlagen. Wenn sie es schaffen, dann können sie die Butter essen, aufgeschmiert auf frischem Brot, das wir dazu bieten. Es stimmt natürlich: Jeder schätzt den guten Geschmack frischer Butter. Sie unterscheidet sich wesentlich von gekaufter Butter, obwohl die natürlich auch qualitativ hochwertig ist."In der Geschichte der Butterherstellung wurden verschiedene Typen Butterfässer verwendet, die im Museum besichtigt werden können: Trommelfässer, Wiegenfässer bzw. Schaukelfässer. Auf den letztgenannten haben einst sogar Kinder Butter geschlagen - sie spielten und schaukelten, ohne zu wissen, dass sie eigentlich arbeiten und im Haushalt helfen. Außer Bierfässern und anderem Werkzeug findet man auch Butterpackungen im Museum, und zwar aus 40 Ländern der Welt. Eine Kuriosität stellt etwa eine Packung aus Mosambik dar. Die Besichtigungsrunde beschränkt sich jedoch nicht nur auf den Ausstellungssaal, sondern geht im Stall weiter:
"Hier hängt die Kuhglocke. In dem Stall gibt es Stroh und Heu, es fehlt uns hier noch eine echte Kuh oder Ziege. Es wäre kaum möglich, hier ein Tier zuhalten. Im Stall sehen wir eine Molle, weil hier gemolken wurde, einen Hocker, eine Stalllampe sowie Kummets, das Zuggeschirr für Kühe."
Nach der Besichtigung des Buttermuseums bietet sich die Möglichkeit, in der umliegenden Natur spazieren zu gehen. Im Herbst vergangenen Jahres wurde dort ein neuer Lehrpfad eröffnet:"Der Pfad ist 1200 Meter lang. Er führt vom Museum zur Moldau-Fähre. Er geht durch das Naturschutzgebiet Máslovická strán (Máslovicer Hang). Der Lehrpfad versucht, auf einzelne interessante Punkte aufmerksam zu machen. Wir haben junge Leute um Zusammenarbeit gebeten, und so haben sich Schüler der Schule für Kunstgewerbe an der Gestaltung beteiligt und den Pfad sehr ungewöhnlich gestaltet. Man findet dort hölzerne Gegenstände, die zum Miterleben der dortigen Umgebung beitragen und gleichzeitig auch die wichtigsten und notwendigen Informationen darüber beinhalten, warum es hier ein Naturschutzgebiet gibt."
Eine Museumsbesichtigung haben wir bereits absolviert, einen Spaziergang in der Natur gemacht. Nun noch ein Tipp für diejenigen Besucher, die aus Máslovice auch etwas nach Hause mitnehmen möchten. Die Gemeinde hat ein Buch mit dem Namen "Häuser und Menschen" herausgegeben:
"Es wurde darin jedes Haus in der Gemeinde, seine Geschichte, soweit man diese nachvollziehen konnte, aufgezeichnet. Bei einigen Häusern gelang es, ziemlich tief in die Vergangenheit zu gehen, bis Anfang des 18. Jahrhunderts. Manche Häuser sind aber natürlich neu. Viele Bürger haben dieses sehr anstrengende Projekt positiv bewertet. Sie erfuhren darüber, wer in ihrem Haus früher gelebt hat."
Das Buch ist in einem kleinen Museumsladen zu erhalten. Und da es sich um ein Buttermuseum handelt, werden dort auch Kühe und Kühchen verkauft, allerdings nur aus Plüsch, Porzellan oder auch aus Seife.