Nicht nur Kaffee und Kuchen, sondern auch einen Blick in die restaurierten Jugendstilräume. Dies bietet die Fantova kavárna (Café Fanta) im Prager Hauptbahnhof. Nach einer gründlichen Instandsetzung wurde das Café am Donnerstag wieder eröffnet.
Café Fanta (Foto: ČTK)
Mehr als ein Jahr lang wurde der mittlere Teil des Hauptbahnhofs in Stand gesetzt. Die Restauratoren und Bauexperten wurden bei den Arbeiten unangenehm überrascht vom schlechten Zustand des Gebäudes. Martin Hamšík ist Sprecher der italienischen Firma Grandi Stazioni, die mit der Umgestaltung des Bahnhofs beauftragt war.
„Nachdem schon alles in diesem Teil des Gebäudes repariert worden war, mussten wir warten, bis ein Teil der Decke über dem Café getrocknet war. Jahrzehntelang war die Überdachung undicht gewesen, und es war so feucht, dass wir spezielle Trockner benutzen mussten. Erst dann konnten die Restauratoren ihre Arbeit erfolgreich beenden.“
Josef Fanta
Jetzt strahlen die früher wenig gepflegten Jugendstilräume wieder genauso wie vor 100 Jahren, als das Gebäude nach dem Entwurf von Architekt Josef Fanta erbaut wurde. Nach ihm wurde auch das wieder eröffnete Café benannt. Dort, wo ein Café eingerichtet wurde, haben die Reisenden jedoch ganz zu Anfang Fahrkarten gekauft und Auskünfte über Zugverbindungen eingeholt. Es war also die Schalterhalle, Erfrischungen wurden damals im Seitenflügel des Bahnhofgebäudes verkauft. Dank der Restauratoren können sich die Reisenden nun eine Vorstellung davon machen, wie es zu Anfang des 20. Jahrhunderts im Bahnhof ungefähr aussah:
„Mich hat schon immer diese Kuppel in der Höhe fasziniert“, sagte eine der Reisenden, die die restaurierte Decke am Donnerstag bewunderte. Ein Mann neben ihr fügte hinzu:
Café Fanta (Foto: Anton Kajmakow)
„Die Kuppel ist herrlich. Zudem gefällt mir das Glasmosaik, vor allem bei Sonnenuntergang fällt ein besonderes Licht herein, das dem Raum eine spezielle Atmosphäre verleiht.“
Architekt Fanta soll sich am Pariser Bahnhof „Gare du Nord“ inspiriert haben. Bahnliebhaber halten den Prager Hauptbahnhof neben jenem in Helsinki, der auch von Anfang des 20. Jahrhunderts stammt, für den schönsten Bahnhof seiner Art. Dazu der Leiter des Prager Nationalmuseums für Technik, Karel Ksandr:
Café Fanta (Foto: Anton Kajmakow)
„Das von Josef Fanta im Jugendstil erbaute Gebäude war damals das bedeutendste Bahnhofsgebäude in den Ländern der Böhmischen Krone. Darum beteiligten sich mehrere renommierte Künstler an der Gestaltung der Räumlichkeiten. In jedem größeren Bahnhof gab es damals schon Restaurants. Aber das Café Fanta wurde erst in den 1970er Jahren in jenem Raum eingerichtet, wo ursprünglich die Fahrausweise verkauft wurden. Das Café stellte zwar ein neues Element dar, aber es wurde mit viel Feingefühl in die Fahrkartenhalle eingefügt.“
