Café Slavia mit Jaroslav-Seifert-Abend wiedereröffnet
Café Slavia ist in Prag ein Begriff. Das Kaffeehaus am Nationaltheater bietet den Besuchern nicht nur einzigartige Desserts, sondern auch einen schönen Blick auf die Prager Burg. Das Slavia war schon immer ein beliebter Treffpunkt der Schriftsteller. Auch Jaroslav Seifert, der einzige tschechische Literat, der mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde, gehörte zu den Gästen von Slavia. Anlässlich des 120. Geburtstags des Dichters fand am Donnerstag ein Literaturabend im Café statt.
Ausschnitte aus Jaroslav Seiferts Prosawerk hat Schauspielerin Valérie Zawadská gelesen. Umrahmt wurde die Lesung von Musik. Wie die Schauspielerin sagte, habe sie die Prosa für den Abend selbst ausgewählt:
„Denn ich bin seit Jahren immer beim Literaturwettbewerb ,Seiferts Kralupy‘ dabei. Die Mutter des Dichters stammte aus Kralupy, und er war oft dort zu Besuch. Seiferts Gedichte begleiten mich eigentlich seit meiner Kindheit, und ich kann sagen, er ist der Dichter meines Herzens geworden.“
Der Literaturabend fand in einem Teil des Slavia statt, im übrigen Raum lief das übliche Kaffeehausleben weiter. Und letztlich wurde das Café nach einer Instandsetzung mit der Seifert-Lesung feierlich wiedereröffnet. Der Betreiber von Slavia, Jozef Onderka, sagte zum Publikum:
„Es freut uns, dass wir mit dieser Veranstaltung einen Zyklus von literarischen Abenden eröffnet haben, der hoffentlich weiter fortgesetzt wird. Am 17. November möchten wir eine Büste von Václav Havel im Café enthüllen, dazu wird es ebenso einen thematischen Abend geben. Im nächsten Jahr planen wir eine Lesung aus dem Werk der russischen Dichterin Marina Zwetajewa, die auch das Slavia besuchte.“
Jozef Onderka denkt zudem daran, eine Veranstaltung über die Künstlergruppe Devětsil zu organisieren, zu deren Begründern im Jahre 1922 auch Jaroslav Seifert gehörte. Über seine eigene Beziehung zu dem Dichter erklärte Onderka:
„Als ich mit der Enkelin von Jaroslav Seifert sprach, bekam ich den Eindruck, dass es notwendig wäre, das Lebens des Dichters zu verfilmen. Denn in seinem Leben spiegelt sich eine ganze Zeitepoche mit all ihren Verwandlungen wider. Seiferts Gedichte wie auch seine Prosa haben mich begeistert.“
Nach der Wiedereröffnung des Cafés bemerkt der Besucher auf den ersten Blick keine großen Änderungen. Jozef Onderka aber merkte an:
„Neu ist hier eine Dominante am Eingang, wo eine neue Theke mit Konditoreiwaren installiert wurde. Sonst haben wir in den vergangenen Monaten nur repariert und wieder repariert. Dabei berieten uns Experten vom Denkmalschutzamt sowie der Architekt Špaček, der auch die Restaurierung des Kaffeehauses von 1997 leitete.“