Chance für Naturschutz: Gesetz über Nationalparks verabschiedet
Das Abgeordnetenhaus hat am Mittwoch den Regierungsentwurf des Gesetzes über die Nationalparks gebilligt. Damit ist ein vom Senat abgeänderter Vorschlag erst einmal aus dem Spiel. Die Senatoren hatten weniger Schutz für die Wildnis gewollt und mehr Kompetenzen für die Gemeinden.
„Natürlich bin ich froh, obwohl der Kampf auch sehr ermüdend war. Allerdings könnte es sein, dass dies nicht der letzte Schritt war. Das vom Abgeordnetenhaus verabschiedete Gesetz wird vor allem Stabilität bringen.“
Der stellvertretende Fraktionschef der Bürgerdemokraten, Jan Zahradník, war einer der Gegner des Gesetzes:
„Es ist ein Sieg der Öko-Aktivisten. Denn deren Traum ist es, den Böhmerwald in eine Wildnis zu verwandeln.“Derselben Meinung wie der Bürgerdemokrat ist auch Präsident Miloš Zeman. Er ließ nach der Verabschiedung der neuen Regeln für die Nationalparks verlauten, er wolle sein Veto gegen das Gesetz einlegen. Vergangene Woche hatte der Präsident persönlich das Abgeordnetenhaus besucht, um die Gesetzesänderungen vom Senat zu unterstützen.
Der nun verabschiedete Entwurf soll nicht nur den Naturschutz stärken, sondern auch den Besuchern der Nationalparks entgegenkommen. Richard Brabec:
„Nach langer Zeit können Touristen wieder einige Orte besuchen, die zuvor nicht zugänglich waren. Allerdings können einige Orte nur in der Zeit besucht werden, in denen der Auerhahn nicht balzt oder wenn dort nicht bestimmte geschützte Pflanzen blühen.“
Die Leiter aller Nationalparks haben die Verabschiedung des Gesetzes begrüßt. Dazu Pavel Hubený vom Nationalpark Böhmerwald:
„Ich habe nicht das Gefühl, das die Nationalparks den Tourismus einschränken wollen. Im Gegenteil: Der Tourismus in den Parks wächst mit jedem Jahr.“Gerade im Böhmerwald haben sich einige Gemeinden zusammengeschlossen und gegen den strengeren Naturschutz protestiert. Diesen Verband leitet der Bürgermeister von Modrava / Mader, Antonín Schubert. Seiner Meinung nach ydürften die neuen Regelungen das Leben in den Gemeinden erschweren. Viele Bewohner teilen aber die Befürchtungen des Kommunalpolitikers nicht. Zu ihnen gehört auch Josef Pecka vom Verein „Šumava domovem“. Er organisiert Führungen durch die Wildnis. Pecka kam vorige Woche nach Prag, dabei zu sein, als den Abgeordneten eine Petition zum besseren Schutz der Wildnis überreicht wurde. Sie wurde von rund 30. 000 Menschen unterzeichnet. Im Gepäck hatte Pecka einen Brief von 24 Vereinen, die sich für den Naturschutz einsetzen:
„Es gibt zweifelsohne noch viel mehr Anhänger des Nationalparks im Böhmerwald, vor allem unter den sozusagen vernünftigen und aufgeklärten Menschen. Sie sehen, dass es bei unseren Nachbarn im Nationalpark Bayerischer Wald funktioniert. Warum sollte das also bei uns nicht auch möglich sein?“In Tschechien gibt es vier Nationalparks: im Riesengebirge, im Thayatal, im Böhmerwald und in der Böhmischen Schweiz. Umweltminister Brabec ist überzeugt, dass das Abgeordnetenhaus auch das angekündigte Veto von Präsident Zeman überstimmen wird.