Changemakers - Jiří Adámek inszeniert an der Neuköllner Oper
Der junge und schon preisgekrönte tschechische Autor und Regisseur Jiří Adámek ist in Sachen Theater zurzeit in Deutschland am Werk – genauer gesagt – an der Neuköllner Oper in Berlin. Changemakers heißt das neue Stück und ist eine deutsch-tschechische Koproduktion. Premiere wird am 17. Februar gefeiert. Über das Stück und die Zusammenarbeit sprach Christian Rühmkorf mit Christian Römer, dem Geschäftsführer der Neuköllner Oper.
„Ja, so könnte man meinen. Und Adámeks Skript bezieht sich – wie Sie richtig formulieren – genau auf diese wilde, kleine Gruppe von völlig unterschiedlichen Menschen im Netz, die sich zur Aufgabe gestellt haben, die Welt durch das Netz zu verändern. Und was er gemacht hat, ist, sich aus dem Netz aus unterschiedlichsten Quellen, genau diese Slogans, diese Aphorismen, diese Aufforderungen herauszukopieren, sie zu bearbeiten und sie mit fünf Kollegen in so eine Art dadaistische Meditation über das Medium Internet zu verarbeiten, und da sind wir jetzt gespannt drauf.“
Vokalspiel – was muss man sich darunter vorstellen?„Adámek ist ja ein Spezialist – und so haben wir ihn auch kennen gelernt – für etwas zwischen Sprechoper und Vokalspiel. Will sagen: Wir sehen fünf Spieler, das einzige Mittel, das eingesetzt wird, ist die menschliche Stimme, das Wort. Allerdings in so unterschiedlicher Form - von chorischem, gleichzeitigem Sprechen bis hin zu Gospel, bis hin zu Volkslied. Aber das Ganze ist nur bezogen auf das Wort und die Sprache und vor allem auf das Spiel mit dem Wort.“
Wie läuft diese deutsch-tschechische Zusammenarbeit eigentlich konkret auf der Bühne ab?
„Da haben wir über die letzten fünf, sechs Wochen einen sehr guten Weg gefunden. Das tschechische Team kommuniziert mit den Spielern auf Englisch, und inzwischen auch auf Deutsch, was Jiří Adámek sich faszinierenderweise über die Produktion angeeignet hat. Wir haben auch bei den Spielern durchaus einen multikulturellen Hintergrund. Eine Kollegin hat afrikanische Wurzeln, eine Kollegin kommt selber aus Tschechien, ein Kollege kommt aus Frankreich. Das ist also ganz gemischt – auf der Bühne. Und das war auch unsere Intention dabei, dass das ganze Thema eine globale Dimension hat – und nicht erst seit dem, was wir in den letzten Wochen erleben von Facebook-Revolutionen in Afrika bis hin zu Wikileaks. Wir sind auch ein bisschen stolz, dass das Thema bei uns vor Monaten entschieden wurde und dass wir damit jetzt doch ganz nah am Puls der Zeit sind.“
Changemakers ist eine Koproduktion der Neuköllner Oper und der Prager Organisation Jedefrau.org und es ist eigentlich auch nicht das erste Stück, das dort aus dieser Zusammenarbeit heraus inszeniert wurde. Wie kam es überhaupt zu diesem Kontakt?„Vor etwas mehr als einem Jahr schickte uns ein befreundeter Kollege einige DVDs von den Arbeiten des jungen Regisseurs Jiří Adámek. Eine Produktion hieß ´Europeans´, und die haben wir spontan nach Berlin eingeladen zu unserem Festival OpenOp im April des vergangenen Jahres. Das war ein so durchschlagender Erfolg beim Publikum, dass wir uns unmittelbar entschlossen haben, in jedem Fall gemeinsam eine eigene Produktion zu versuchen. Mit Unterstützung des deutsch-tschechischen Zukunftsfonds, der Botschaft, der Friedrich-Naumann-Stiftung – da hat sich einiges angeschlossen – haben wir es jetzt tatsächlich geschafft, eine echte Koproduktion zu machen, also einen Schritt weiter zu gehen, als nur ein Gastspiel einzuladen. Und wir hoffen, dass die Sache Zukunft hat.“
Christian Römer, Geschäftsführer der Neuköllner Oper, herzlichen Dank für das Gespräch.