Christen und Juden demonstrierten gegen Antisemitismus

Mojmír Kallus (ganz rechts)

Einige Hundert Menschen haben am Sonntagnachmittag in Prag gegen den Antisemitismus und Rassismus demonstriert. Eine Versammlung im Waldstein-Garten wurde mit dem so genannten „Marsch des guten Willens“ verbunden.

Mojmír Kallus  (ganz rechts)
Die friedliche Demonstration begann auf dem Franz-Kafka-Platz. Begleitet durch jüdische Lieder begaben sich die Teilnehmer in Richtung Kleinseite. Ähnlich wie die anschließende Versammlung gegen Antisemitismus ist die Demo von der Internationalen Christlichen Botschaft Jerusalem (ICEJ) in Zusammenarbeit mit weiteren christlichen und jüdischen Organisationen initiiert worden. Der Leiter der tschechischen ICEJ-Zweigstelle, Mojmír Kallus, erläuterte den Sinn des Marsches:

Ján Figeľ
„Wir möchten auf die Veranstaltung gegen Antisemitismus stärker aufmerksam machen und hoffen, dass bei einem Marsch durch das Prager Stadtzentrum auch mehrere Vorbeigehende dazu motiviert werden, sich anzuschließen und an der Versammlung teilzunehmen.“

Die Versammlung im Prager Stadtteil Kleinseite wurde mit einem Gebet für die Opfer des Shoah eröffnet. Die Schirmherrschaft über die Veranstaltung hatte der Vorsitzende der Oberen Parlamentskammer, Senatschef Přemysl Sobotka übernommen. Unter den Rednern war auch EU-Bildungskommissar Ján Figeľ. Im Kampf gegen Antisemitismus und Antizionismus hält er vor allem die Qualität der Bildung für wichtig. Ján Figeľ fügte hinzu:

Tomáš Kraus
„Es ist zudem notwendig, in Europa möglichst gemeinsame Standpunkte bei der Ausübung von Recht und Ordnung gegen diejenigen zu beziehen, die in verschiedenen Formen Rassismus, Antisemitismus und auch Terrorismus verbreiten. Wenn schon Kinder radikalisiert und zum Hass gegenüber Menschen erzogen werden, die angeblich für alles Böse in der Vergangenheit verantwortlich sind, dann ist das schlimm. Die Anwendung der Kollektivschuld kennen wir übrigens leider auch aus unserer eigenen Geschichte.“

Den aktuellen Bericht über den Antisemitismus in Tschechien gab der Vorsitzende der Föderation jüdischer Gemeinden, Tomáš Kraus bekannt. Beim Vergleich der Situation in Tschechien mit anderen Ländern Europas sagte Kraus:

Oldřich Stránský
„Die Tschechische Republik ist vergleichsweise gar nicht so schlecht, und zwar nicht nur was die statistischen Angaben über antisemitische Erklärungen oder Ausschreitungen anbelangt. Ich kann sagen, dass der Antisemitismus bei uns nicht viel Raum bekommt.“

Für die Holocaust-Überlebenden sprach Oldřich Stránský, der abschließend vor jeder Art von Totalitarismus warnte und an die Zeit vor 60 Jahren erinnerte, als die Kommunisten an die Macht gekommen sind.

„Wir, die das Angebot der totalitären Macht abgelehnt hatten, mussten einen schwierigen Weg gehen, der uns aber schließlich zu Freiheit und Demokratie führte. Es ist vor allem die Aufgabe der jüngeren Menschen, die demokratischen Werte aufrechtzuerhalten und nie aufzugeben.“

Soweit Oldrich Stransky auf der Versammlung, die ein Gegengewicht zu den Veranstaltungen der Rechtsextremisten darstellte.

Fotos: Autorin