Holocaust-Gedenktag im Prager Senat

Tomas Kraus (links) und Christoph Heubner (Foto: Autorin)
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Der 27. Januar ist in Tschechien ähnlich wie in vielen anderen Ländern der Internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust. Der Tag erinnert an die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau am 27. Januar 1945. Anlässlich des Holocaust-Gedenktags fand am vergangenen Freitag im Senat des Tschechischen Parlaments eine Gedenkversammlung statt.

Tomas Kraus  (links) und Christoph Heubner  (Foto: Autorin)
Mit den Holocaust-Überlebenden trafen Vertreter der tschechischen Regierung, des Parlaments sowie der Bürgerinitiativen zusammen, die sich im Kampf gegen Antisemitismus und Rassismus engagieren. Nach den Ermittlungen des Forums gegen Antisemitismus, das für die jüdische Gemeinde in Prag tätig ist, wurde im letzten Jahr in Tschechien im Vergleich zu den Vorjahren die niedrigste Zahl antijüdischer Ausschreitungen verzeichnet. Dazu der Sekretär der Tschechischen Föderation jüdischer Gemeinden, Tomas Kraus:

"Das, womit wir uns beschäftigten, waren antisemitische Äußerungen, die ganz klar waren. Den so genannten ´latenten Antisemitismus´ kann man aber auch verzeichnen. Aber allgemein muss man sagen, dass in der Tschechischen Republik die Lage, was den Antisemitismus betrifft, nicht so schlimm ist wie vielleicht in anderen Ländern. Dies hängt hier mit einer traditionellen Toleranz gegenüber den in der Tschechischen Republik lebenden Minderheiten zusammen - mit einer einzigen Ausnahme - der Roma-Minderheit. Aber generell kann man sagen, dass die jüdische Gemeinde in der Gegenwart keine großen Probleme mit dem Antisemitismus hat."

Christoph Heubner  (Foto: Autorin)
An der Gedenkveranstaltung im Prager Senat nahm auch der Vizepräsident des Internationalen Auschwitz-Komitees, Christoph Heubner, teil. Er sprach unter anderem darüber, wie der weniger auffallende latente Antisemitismus zu bekämpfen ist:

"Ich denke, dass das Stichwort ´Aufklärung´ ist. Immer noch gibt es den latenten Antisemitismus der Mitte in vielen Ländern Europas: Den Antisemitismus hinter verschlossenen Türen, den an den Gasthaustischen, wenn man bisschen leiser wird. Die meisten von diesen Menschen haben keinen Kontakt zu irgendeinem jüdischen Milieu, sondern es sind immer dieselben Vorurteile, die über Jahrhunderte hinweg transportiert werden. Man kann an dem Punkt nur immer weiter aufklären und die Leute mit dem Ende dieses Antisemitismus - und dieses Ende bedeutete Auschwitz - konfrontieren und sie fragen: Ist das der Weg, den die europäischen Gesellschaften gehen sollen - ein Weg der Intoleranz, der Bedrohung, der Demütigung von Minderheiten, der Ausgrenzung von Menschen? Wollt ihr in einer solchen Gesellschaft leben?"

Den Vizepräsidenten des Internationalen Auschwitz-Komitees fragte ich danach, ob und wie sich unter der deutschen EU-Ratspräsidentschaft der Kampf gegen die Leugnung des Holocaust verstärken wird.

"Wir freuen uns, dass die deutsche Bunderregierung nach wie vor eine besondere Verpflichtung Deutschlands empfindet, die auch historisch absolut richtig ist. Es muss im europäischen Kontext klar sein, dass nicht nur Deutschland Gesetze gegen die Leugnung von Holocaust hat, sondern auch dass diese Gesetze europaweit angewandt werden, und dass dadurch auch die Verfolgung Rechtsextremer über die Grenzen hinweg in der Abstimmung der Polizei einfacher und klarer wird. Dazu gehört natürlich auch, dass heute all diese Staaten ganz klar reagieren müssen, wenn jemand zur Auslöschung des Staates Israel auffordert. Diese Drohungen gegen den Staat Israel sind eine logische Folge des Antisemitismus. Die Haltung der europäischen Staaten muss auch seine Widerspiegelung in der entsprechenden Politik gegen Rechtsextreme finden, denen Herr Ahmadinedschad natürlich aus dem Herzen spricht. Das ist ihr neuer Held, und diesen neuen Helden muss man bekämpfen und diejenigen, die ihm zuhören, ebenso."

Soweit der Vizepräsident des Internationalen Auschwitz-Komitees, Christoph Heubner.