Christliche Impulse für Europa/Deutsch-Tschechisches Symposium in Rohr
In wie weit, bzw. wie die Christen zur Inspiration für Europa beitragen können - dies war eines der Themen, mit denen sich die deutschen, österreichischen und tschechischen Teilnehmerinnen und Teilnehmer eines Symposiums befassten, das am Wochenende im Deutsch-Tschechischen Begegnungs- und Kulturzentrum St. Adalbert in der Abtei Rohr in Niederbayern organisiert wurde. Die Konferenz wurde unter dem Motto "Patrone Europas - Christliche Impulse für den Bau Europas" vom Sozialwerk der Ackermann-Gemeinde veranstaltet. David Riedl von der Benediktinerabtei Rohr moderierte die Abschlussdebatte. Man versuchte u. a. die Frage danach zu beantworten, wie man eine Umgebung für die christlichen Impulse überhaupt herstellen könnte. David Riedl sagte gegenüber Radio Prag:
"Die Frage zu beantworten ist sehr schwer. Man versucht Möglichkeiten zu finden, Impulse aufzuspüren im theologischen Bereich, im alltäglichen Bereich - in den Familien, den Berufssituationen, wo die Menschen herkommen. Deswegen habe ich mich gefreut, dass doch 120 Menschen aus Tschechien, Deutschland - von überall - hergekommen sind, um über diese Idee Europas nachzudenken - welche Impulse wir ganz konkret selber Europa mitgeben. Der Grundkonsens dieser Tagung war letztendlich, dass jeder einzelne in seiner Familie, in seinem Beruf Zeichen setzen kann und muss, um der Idee Europas Gestalt zu geben. Unser Ziel bei dieser Tagung war, jeden einzelnen dazu zu motivieren, selbst Vorbild und Zeuge des Glaubens zu sein - einfach das zu leben, was Jesus uns vorgelebt hat. Das war so der zentrale Aspekt. Das soll nicht bei der Theorie bleiben, sondern praktisch in die Tat umgesetzt werden. Da wurden natürlich Hunderte von Beispielen genannt, um ganz konkret im Alltag, wo wir ab morgen stehen werden, diese Zeichen, diese Impulse zu verwirklichen."
Während der Diskussion wurde auch das Thema der Toleranz angesprochen. Wie steht es um die erforderliche Toleranz? David Riedl dazu:
"Ich akzeptiere die Meinung des anderen, aber ich möchte nicht, dass sie zu meiner Meinung wird. Deswegen sage ich, wir sollen aufeinander zugehen, sprechen, dass jeder nicht nur die anderen Aufgaben akzeptiert, sondern auch versucht zu verstehen. Und im Verstehen ist schon relativ viel begründet - dass wir den anderen in seiner Person, in seiner Lebensart, in seiner Kultur fördern. Wir brauchen keine Mauern, aber Grenzen. Jeder in seinem Staat, in seinem Volk, in seiner Kulturhistorizität, die er über die letzten Jahrhunderte erlebt hat - die darf nicht von heute auf morgen geändert werden. Schön war der Schlusssatz des Bischofs von Pilsen Frantisek Radkovský, der heute Vormittag beim Gottesdienst gepredigt hat. Sein Schlusswort war ja: Es müssen die Herzen zusammenwachsen und nicht die Sprachen - also ein ganz deutliches Wort, das wir nicht versuchen dürfen, alles in einen Haufen zu kehren, sondern dass jeder mit seiner Fähigkeit, mit seiner Sprache, mit seiner Kultur, seiner Lebensform einfach das in den europäischen Prozess mit einbringt."