Concertino Praga: nur die Musik zählt

Veronika Blachuta (Foto: EMCY)

Am Montagvormittag wurden im Prager Radiogebäude die Preisträger des 45. internationalen Rundfunkwettbewerbs für junge Musiker „Concertino Praga“ bekannt gegeben. Zur absoluten Siegerin des Wettbewerbs wurde die Flötespielerin Veronika Blachuta aus Österreich gekürt.

Veronika Blachuta  (Foto: EMCY)
40 Aufnahmen von jungen Musikerinnen und Musiker aus insgesamt 15 Ländern wurden am vergangenen Wochenende von einer internationalen Jury beurteilt. Ihr Mitglied war auch Carsten Dufner aus Deutschland.

„Ich bin unglaublich berührt von dem Ergebnis. Es ist eine enorme Leistung, die die Jugendlichen gebracht haben. Und es ist enorm, was die Jugendlichen schon leisten können. Im Vergleich zu früheren Generationen hat es dort eine ungeheuere Fortentwicklung gegeben.“

Der Wettbewerb wurde in diesem Jahr in fünf Kategorien ausgeschrieben, und zwar Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott und Trompete. Die Beteiligung in den Kategorien war jedoch sehr unterschiedlich: Während bei der Flöte 18 Teilnehmer gezählt wurden, bewarben sich bei der Oboe nur zwei Musiker. Carsten Dufner:

Carsten Dufner  (Foto: Axel Berger,  MDR)
„Ich glaube ja, die Flöte ist beliebter: Die Flöte ist zunächst mal für die Kinder leichter zu lernen, bei der Oboe muss man einen sehr viel höheren Druck mit den Mundmuskeln erzeugen. Aber natürlich ist Flöte nicht leichter zu spielen als die Oboe. Insgesamt, glaube ich, sind Flöte und Oboe beliebtere Instrumente als die Doppelrohrinstrumente, also Fagott und Oboe.“

Es war auch eben die Kategorie der Flöte, deren Siegerin zur absoluten Siegerin des Wettbewerbs gekürt wurde, nämlich Veronika Blachuta aus Österreich. In ein deutschsprachiges Land geht auch noch der erste Preis im Bereich Klarinette: an Magdalena Faust aus der Bundesrepublik.

Magdalena Faust  (Foto: Musikgymnasium Carl Philipp Emanuel Bach Berlin)
„Es sind zwei durchaus gute Preise an deutschsprachige Länder vergeben worden. Aber die anderen Länder waren auch sehr stark. Gerade Tschechien war sehr gut vertreten, Russland ebenfalls, es gab also eine starke Konkurrenz. Das Schöne an diesem Wettbewerb ist, dass man die Herkunft der Aufnahmen nicht kennt, wenn man in der Jury sitzt. Man kann völlig unbeirrt urteilen, man kümmert sich nicht darum, ob jetzt das eine oder das andere Land besser ist. Wir nehmen einfach die beste Aufnahme, und das ist es dann.“

Denn der Wettbewerb ist völlig anonym. Jedes Land trifft eine Vorauswahl und schickt die Aufnahmen der besten Teilnehmer an den Tschechischen Rundfunk. Die Jury vergleicht dann die Aufnahmen. Und erst nachdem die Preise vergeben sind, werden die Namen aufgedeckt. Spezifisch an dem Prager Wettbewerb ist, dass die Teilnehmer nicht live vor der Jury spielen. Carsten Dufner:

Rudolfinum
„Bei anderen Wettbewerben wird das häufig so gemacht, dass man vorher Aufnahmen bekommt, und dann im Wettbewerb selbst hat man ein Live-Erlebnis. Ich habe über die Geschichte von Concertino Praga sehr viel gehört. Und am Anfang – 1966 - konnte man über die Aufnahmen viele Menschen aus der Welt hier nach Prag holen, ohne sie selbst hier vor Ort zu haben. Das ist eigentlich ein sehr schöner Gedanke, weil man sehr objektiv ist. Man kann nicht nach Aussehen beurteilen oder danach, wie jemand auftritt. Ich selbst arbeite auch beim Radio und für mich ist das natürlich eine schöne Sache, wenn man so beurteilt, wie es im Radio auch klingt.“

Das Live-Vorspielen nicht nur vor der Jury, sondern sogar vor einem breiten Publikum, erwartet die jungen Musikerinnen und Musiker dennoch. Im Juni kommen die Preisträger nach Tschechien, um ein Konzert im Prager Rudolfinum zu geben. Zudem nehmen sie am 43. Südböhmischen Musikfestival Concertino Praga teil und werden in mehreren Städten zwischen Český Krumlov / Krumau und Jindřichův Hradec / Neuhaus spielen.