Corona-Pandemie: Hunderte Studenten helfen in tschechischen Krankenhäusern
Die täglich wachsende Zahl an Covid-19-Patienten ist eine Herausforderung für die tschechischen Krankenhäuser. Während die Bettenkapazitäten derzeit noch ausreichen, besteht vielerorts schon ein Personalmangel. Darum helfen mehrere Hundert Studenten aus, und das nicht nur auf den Covid-Stationen. Angehende Mediziner können so wertvolle Praxiserfahrung sammeln. Doch nicht immer wird diese auch als Studienleistung anerkannt.
Ondrej Hnadko kommt täglich in Kontakt mit dem Coronavirus. Der Medizinstudent hilft auf der Infektionsabteilung des Universitätskrankenhauses in Brno / Brünn aus. Angst vor einer Ansteckung hat er aber nicht:
„Als Sanitäter kümmere ich mich vor allem um die Hygiene und auch um die allgemeine Pflege der Patienten. Von der psychischen Seite her ist es in Ordnung, das Personal hier ist angenehm. Es macht mir auch nichts aus, die Schutzkleidung zu tragen. Es ist ein bisschen mühsam darin, aber das lässt sich alles bewältigen.“
Das Brünner Uniklinikum setzt Studenten in vier Fachabteilungen, der Intensivstation sowie in der Notaufnahme ein. Der Bedarf ist groß. Der stellvertretende Direktor Ondřej Ludka rechnet mit der Aufnahme weiterer Helfer:
„Wir würden sie gern direkt an den Krankenbetten einsetzen. Dort können sie sich persönlich um die Patienten kümmern und ihnen die nötige Pflege zukommen lassen. Wenn schon eine entsprechende Praxis vorhanden ist, können sie weitere Aufgaben der Krankenschwestern übernehmen.“
Auch an anderer Stelle kommen Studenten zum Einsatz. Jakub Tajčman von der Fakultät für Gesundheitsstudien in Plzeň / Pilsen arbeitet an der Corona-Teststation der dortigen Uniklinik. Zu Beginn führte er täglich bei etwa 120 Menschen einen Test durch. Mittlerweile sind es um die 700.
„Wir sind den ganzen Tag auf den Beinen. Wir tragen einen Ganzkörperschutzanzug und eine Atemschutzmaske. Im Sommer schwitzt man darin, im Winter ist einem wiederum kalt. Die Leute können manchmal auch unangenehm sein. Aber solange mich das Krankenhaus braucht, werde ich auch helfen.“
Aber nicht nur angehende Ärzte opfern in der aktuellen Krisenlage ihre Freizeit. Pädagogik-Studenten betreuen zum Beispiel die Kinder des Krankenhauspersonals. Und im Kreiskrankenhaus Pardubice / Pardubitz hat auch Tomáš Vlachovský seinen Platz gefunden. Der Student der Philosophischen Fakultät sitzt im sogenannten Covid-Callcenter:
„Ich helfe Anrufern bei der Registrierung für den Corona-Test und bei der Terminfindung. Am häufigsten verlege ich Termine, wenn jemand das System nicht richtig verstanden und sich falsch registriert hat.“
Neben dem Infotelefon sind es vor allem administrative Aufgaben, die fachfremde Studenten in der Klinik in Pardubice übernehmen.
An der Pilsener Uniklinik sind derzeit etwa 150 Studenten verschiedener Fachrichtungen im Einsatz. Besonders den Praktikanten aus den medizinischen Bereichen will man hier entgegenkommen, so Krankenhaussprecher Jiří Kokoška:
„Sie übernehmen Dienste am Nachmittag oder am Wochenende. Im Gegenzug helfen wir ihnen mit einer Unterkunft aus. Wir wollen, dass die Arbeit bei uns für die Studenten nicht nur interessant, sondern auch nützlich ist und sie sich hier auf ihr Berufsleben vorbereiten können.“
Nicht immer ist allerdings klar, ob die Hochschulen den Arbeitseinsatz ihrer Studenten auch als offizielles Praktikum anerkennen. Das hinge nämlich vom Studienfach ab, sagt Barbora Černíková. Sie ist die Sprecherin der Medizinischen Fakultät an der Westböhmischen Universität in Pilsen:
„Wir können das Engagement der Studenten in der Krise nur für einige Fachbereiche anerkennen, zum Beispiel in der Inneren Medizin. Wenn ihr Studium aber auf die Chirurgie oder auch Gynäkologie ausgerichtet ist, zählt eine Aushilfe in der Covid-Abteilung nicht unbedingt als die nötige Praxiserfahrung.“
Für Studenten, die sich freiwillig in den Krankenhäusern melden, ist eine Praxisanerkennung womöglich nicht so ausschlaggebend wie die Gewissheit, eine gute Tat zu vollbringen und zu helfen. Anders stellt sich die Situation aber dar, wenn es zu einer verpflichtenden Einberufung kommt. Das Unikrankenhaus in Brünn hat die Kreisverwaltung in der vergangenen Woche schon um die Weisung zur Zuteilung von Helfern gebeten. 200 Studenten sollen so rekrutiert werden. In Pilsen ist man bisher mit den Ehrenamtlichen gut ausgekommen. Das muss aber nicht so bleiben, bemerkt Barbora Černíková:
„Bisher ist es gelungen, jene Studenten einzusetzen, die sich freiwillig zur Aushilfe gemeldet haben. Eine Weisung zur Einberufung war noch nicht nötig. Wenn sich die Lage aber weiter verschlimmert, kommen wir da wohl nicht drum herum.“