Corona zum Trotz: Brauer aus Chříč bringen Oster-Impfstoff heraus
Den Gründonnerstag verbindet man nicht nur in Tschechien mit dem Genuss aller möglichen grünen Lebensmittel. Seit etwa 15 Jahren gehört auch grünes Bier dazu. Wegen der Corona-Pandemie wurde diese Tradition jedoch 2020 unterbrochen, und der grüne Gerstensaft kam erst später zu den Verbrauchern. Für Ostern in diesem Jahr bringt eine kleine Brauerei nördlich von Pilsen jetzt eine neue Kreation heraus: den „Oster-Impfstoff“.
Die kleine Gemeinde Chříč liegt nördlich von Plzeň / Pilsen und etwa zehn Kilometer östlich von Kralovice / Kralowitz. Seit 2015 ist im Ort erneut ein kleines Wirtschaftsunternehmen angesiedelt. Die Rede ist von der Brauerei Chříč, in der vor sechs Jahren die Brautradition wiederbelebt wurde. Nachweislich wird in dieser Gemeinde bereits seit 1567 Bier hergestellt.
Das Unternehmen genießt den Status, eine „geschützte Werkstatt“ zu sein – das heißt, es beschäftigt etwa 20 Menschen mit geistigen und körperlichen Behinderungen. Vor allem aber setzt es auf die Rückkehr zum bewährten Brauverfahren. Das Herzstück der Brauerei ist daher ein vollverkupfertes Sudhaus, in dem die ursprüngliche Technologie der direkten Holzheizung unter einer kupfernen Sudpfanne angewendet wird. Bei einem Besuch des Tschechischen Rundfunks erklärte Firmengeschäftsführer Petr Jakubiček der Reporterin:
„Wir sehen hier zwei Braukessel. Einer wird mit großen Holzscheiten beheizt, der zweite ist ein durchsiebter Bottich.“
Ein im Sudhaus beschäftigter Mitarbeiter betonte, dass das Beheizen der Kessel ziemlich anstrengend sei. Andererseits sei er stolz, in einem Unternehmen arbeiten zu können, das im Aufwind sei, so der Beschäftigte. Doch wie viel Bier wird hier eigentlich täglich gebraut? Geschäftsführer Jakubiček:
„Das lässt sich nicht genau sagen, denn momentan brauen wir nicht jeden Tag, ja nicht einmal die halbe Woche. Früher waren wir es gewohnt, täglich mehr als nur einen Sud zu brauen. Jetzt produzieren wir nur die Menge, die unsere Kunden tatsächlich trinken. Und das ist nicht viel.“
Der Rückgang des Bierausstoßes ist natürlich eindeutig auf die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus zurückzuführen. Die für ihren guten Ruf bekannte Bierproduktion in Tschechien wird schon über ein Jahr lang zur Einschränkung ihrer Kapazitäten genötigt, weil die durchgängig geschlossene Gastronomie im Land das Bier nur noch über Ausgabefenster an die Verbraucher ausschenken kann. Dabei war man in Chříč noch vor einigen Monaten optimistisch, dass man spätestens im Frühjahr dieses Jahres mit dem Bierbrauen wieder voll durchstarten könne. Denn zu Ende vergangenen Jahres wurde das Lager ausgebessert und erweitert. Jetzt aber sei man erst einmal ernüchtert, sagt Jakubiček:
„Wir haben unsere Produktion noch nicht erhöht. Mit dem Ausbau des Lagers haben wir aber die Voraussetzung geschaffen, sie künftig um ein Drittel zu steigern.“
Im Sortiment der Brauerei wird weiterhin das erstklassige Lagerbier das Aushängeschild bleiben. Demgegenüber zeigt sich das kleine Unternehmen sehr experimentierfreudig bei der Herstellung von Saison- und Spezialbieren oder obergärigen Biersorten. Einige davon haben ausgefallene Namen wie beispielsweise „Zákaz všeho“, „Pazdrát“ oder „Svoboda“. Frei übersetzt heißen sie in etwa „Alles verboten“, „Ungezogener Bengel“ oder „Freiheit“. Doch genau in diese Richtung zielt auch das Bier, das die Brauerei Chříč gerade jetzt zu Ostern auf den Markt bringt. Es trägt den Namen „Velikonoční vakcina“, also Ostervakzine (beziehungsweise Oster-Impfstoff). Petr Jakubiček erläutert:
„Die Ostervakzine ist ein Spezialbier zu Ostern. Der Grund ist, dass wir den Anordnungen der Regierung mittlerweile überdrüssig sind. Als Einziges bleibt uns daher, alles mit Humor zu nehmen.“