Coronavirus: Wie lange bleiben die Grenzen geschlossen?

Foto: ČTK / Miroslav Chaloupka

Die tschechische Regierung hat wegen der Corona-Krise einige Maßnahmen eingeführt, die weiter gehen als beispielsweise in Deutschland. Dazu gehört etwa die Mundschutzpflicht in der Öffentlichkeit, auch wenn man beispielsweise im Freien problemlos zueinander Abstand halten könnte. Oder auch die kompromisslose Schließung der Grenzen. Natürlich interessiert die Menschen hierzulande, wie lange welche Maßnahmen nötig sein werden. Dazu hat sich am Sonntag der Epidemiologe Roman Prymula geäußert, er ist Chef des Corona-Virus-Krisenstabs der tschechischen Regierung. Vor allem seine Aussage zu einer langen Grenzschließung ist aber auf scharfe Kritik gestoßen.

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Roman Prymula  (Foto: ČTK / Michal Krumphanzl)
Bisher gelten in Tschechien landesweite Ausgangsbeschränkungen. Sie sind vorerst bis zum Dienstag angesetzt. Doch klar ist, dass sie verlängert werden. Denn weiterhin ist die Rate an Corona-Neuerkrankungen im Land hoch, sie lag am Samstag noch bei 21 Prozent Zuwachs. Immerhin gab es gegenüber den anfänglichen Werten von 45 Prozent bereits einen Rückgang. In einer Talkshow des öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehens nannte Krisenstabschef Roman Prymula seine Einschätzung eines möglichen weiteren Verlaufs:

„Unser Ziel ist, bis Ende März hierzulande maximal 8500 Infizierte zu haben. Das würde bedeuten, dass wir die Zuwachskurve abflachen können. Und in den folgenden zehn Tagen möchten wir die Neuerkrankungen so reduzieren, dass wir einige der landesweiten Maßnahmen aufheben können.“

Das solle jedoch erst nach den Osterfeiertagen geschehen, so der Epidemiologe, der Staatssekretär im Gesundheitsministerium ist. Laut Prymula ist das aber wünschenswert, um die Wirtschaft nicht zu lange zu belasten.

Der verpflichtende Mundschutz dürfte wohl noch länger ein täglicher Begleiter der Menschen in Tschechien sein. Erst wenn der tägliche Zuwachs an Erkrankten auf maximal 20 sinke, könne man ihn im Freien und im Büro wieder ablegen, findet der Militärarzt aus Pardubice. Wie Innenminister Jan Hamáček in (Sozialdemokraten) derselben Sendung sagte, wurden in Tschechien bereits erste Bußgelder verhängt wegen Verstößen gegen die Mundschutzpflicht. Die Strafen liegen bei rund 10.000 Kronen, umgerechnet also 360 Euro.

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Sehr restriktive Vorstellungen äußerte Prymula am Sonntag allerdings über die Grenzschließungen:

„Die Grenzen hier werden noch lange Zeit reguliert sein. Denn weiterhin dürften viele Infektionsherde in der Welt bestehen. Und das bedeutet wirklich Einschränkungen für den Reisetourismus. Das können auch ein bis zwei Jahre sein, wie manche Studien sagen.“

Auf Nachfrage des Talkmasters bestätigte Prymula, dass im äußersten Fall die Tschechen während dieser Zeit nicht aus ihrem Land könnten.

Diese Worte haben bei Oppositionspolitikern eine Welle der Empörung losgetreten. So schrieb Vít Rakušan, Vorsitzender der Bürgermeisterpartei Stan, über den Kurznachrichtendienst Twitter:

Petr Fiala  (Foto: ČTK / Vít Šimánek)
„Ich verstehe das Reiseverbot in der derzeitigen Kulmination der Epidemie und unterstütze es. Aber mit zwei Jahren zu drohen, das darf nicht in der Entscheidungsmacht eines Epidemiologen liegen, auch wenn ich ihn hoch schätze.“

Top-09-Chef Miroslav Kalousek nannte Prymulas Äußerungen sogar schockierend. Der bürgerdemokratische Vorsitzende Petr Fiala forderte hingegen, die Debatte wieder zu versachlichen:

„Wir sollten uns darüber Gedanken machen, wie wir in einem Monat leben werden. Und was wir unternehmen, damit die Menschen das alles gesundheitlich und wirtschaftlich überstehen. Aber lasst uns nicht Angst verbreiten mit Dingen, die wir heute noch nicht wissen.“

Schon beschlossen scheint allerdings, dass jetzt erst einmal auch für Pendler die Regelungen an der Grenze weiter verschärft werden.