Dalibor-Inszenierung: Smetanas „Wagnereske“ Oper

Dalibor (Foto: Patrik Borecký, Archiv des Nationaltheaters in Prag)

Im Prager Nationaltheater geht die Saison allmählich zu Ende. Einen der Höhepunkte erreichte sie am vergangenen Donnerstag mit einer Opernpremiere. Und zwar wurde „Dalibor“ von Bedřich Smetana neu inszeniert. Das Werk, das manchmal auch in ausländischen Opernhäusern aufgeführt wird, ist erstmals nach 20 Jahren wieder in Prag zu hören und zu sehen.

Dalibor  (Foto: Patrik Borecký,  Archiv des Nationaltheaters in Prag)

Dalibor  (Foto: Patrik Borecký,  Archiv des Nationaltheaters in Prag)
Die Handlung der Oper Dalibor beruht auf historischen Ereignissen aus dem 15. Jahrhundert. Damals regierte König Vladislav II. aus der Jagiellonen-Dynastie in Böhmen. Hierzulande ist eher eine romantische Legende über den aufständischen Ritter bekannt geworden, der im Gefängnis Geige gespielt haben soll. Die Geschichte von Dalibor, die zuvor von einigen böhmischen Chronisten und Schriftstellern bearbeitet wurde, nutzte auch Josef Wenzig für das Libretto für Smetanas Oper. Das in Deutsch verfasste Libretto wurde damals von Ervín Špindler ins Tschechische übersetzt.

Die Neuinszenierung von Dalibor hat der musikalische Leiter des Opernensembles am Nationaltheater, Jaromír Kyzlink, einstudiert.

Dalibor  (Foto: Patrik Borecký,  Archiv des Nationaltheaters in Prag)
„Dalibor ist eine phantastische Oper, die selten aufgeführt wird. Das finde ich schade. Dies hat jedoch seine Gründe. Denn die beiden Hauptpartien von Dalibor und Milada sind extrem anspruchsvoll. Es ist wirklich schwer, die idealen Sängerinnen und Sänger zu finden.“

Die Regie der Neuinszenierung hat Jiří Nekvasil. Dalibor sei ein spezielles Werk, sagt der Regisseur.

„Am interessantesten an der Oper ist, dass sich Smetana hier am stärksten mit dem Einfluss von Richard Wagner und dessen Gesamtkunstwerk auseinandergesetzt hat. Der Komponist schrieb ein lyrisches Drama, in dem es eigentlich keinen grundlegenden Konflikt gibt. Dalibor sowie Milada handeln emotional. Milada klagt Dalibor vor Gericht an, weil er die Burg ihres Bruders überfallen und ihren Bruder ermordet hat. Als sie ihn trifft, verliebt sie sich auf den ersten Blick in ihn. Als sie anschließend Dalibor um Entschuldigung bittet, verliebt er sich sofort in sie. Es gibt da keine Entwicklung der Beziehungen, nur ungesteuerte Emotionen. Darüber steht der König steht, und ihm ist klar, dass sein Königreich auseinanderbrechen würde, wenn jeder so wie die beiden handeln würde.“

Dalibor  (Foto: Patrik Borecký,  Archiv des Nationaltheaters in Prag)
Dalibor wurde am 16. Mai 1868 im Neustädter Theater in Prag anlässlich der Grundsteinlegung für das Nationaltheater uraufgeführt. 1886 wurde die Oper dann auch im Nationaltheater zum ersten Mal gespielt. Das Werk feierte damals aber auch im Ausland Erfolge, unter anderem in Wien, Moskau und Berlin. Die Hauptrolle wurde oft von renommierten Tenören übernommen. In der neuesten Inszenierung singt Michal Lehotský den Ritter. Der slowakische Tenor sagt über Dalibor:

„Er ist ein Held, so ein böhmischer Löwe. Er ist von seiner Wahrheit tief überzeugt. Aus der heutigen Sicht würde man ihn vermutlich für einen Extremisten halten. Es gibt Diskussionen darüber, in wieweit sich Smetana von Richard Wagner inspirieren ließ. Ich würde sagen, dass dies schon im ersten Akt zu erkennen ist. Es ist ein tschechischer Wagner, natürlich nur ein bisschen.“


Die Oper „Dalibor“ wird am 4. und 5. Juli beim Festival Smetanas Litomyšl aufgeführt. Die Partie von König Vladislav singt der renommierte tschechische Bassbariton Adam Plachetka. In der kommenden Saison wird die Oper wieder am 19. und 24. September im Prager Nationaltheater gespielt. Weitere Vorstellungen sind für Oktober, November, März und April geplant.