Das größte, schwerste und wohl auch teuerste Buch der Welt ist in Prag zu sehen
90 Zentimeter hoch, Gewicht 75 Kilo - das klingt nicht nach einem Buch, aber genau das sind die Grundparameter eines einmaligen literarischen Werkes vom Anfang des 13. Jahrhunderts, das unter mehreren Namen bekannt ist: Codex gigas, Liber per grandis, Gigas librorum oder auch Teufelsbibel. Seit 350 Jahren liegt sie in der Königlichen Bibliothek Stockholm. Nun ist die Teufelsbibel erstmals wieder dort zu sehen, wo sie entstanden ist: in Böhmen.
Viel mehr noch als die Größe und das Gewicht macht der Inhalt der Teufelsbibel ihre Einzigartigkeit aus. Das größte Buch der Welt enthält insgesamt 14 lateinisch geschriebene Texte. Neben der kompletten Bibel finden sich hier unter anderem auch die Böhmische Chronik, auch Kosmas-Chronik genannt, und kunstvolle Illuminationen. Die erste bekannte Erwähnung des Megawerkes stammt aus dem Jahr 1295, man geht aber davon aus, dass die Arbeit an dem Buch bereits 65 Jahre früher begonnen wurde. Entstanden ist es vermutlich im Benediktinerkloster in Podlazice beim ostböhmischen Chrudim. Einer Legende nach soll ein mit schwerer Sünde belasteter Mönch diese Bibel in einer einzigen Nacht mithilfe des Teufels geschrieben haben. Dass sie jetzt in Prag zu sehen ist, ist nach Informationen des Direktors der Prager Nationalbibliothek, Vlastimil Jezek, das Resultat großer Mühen:
"Die Vorbereitungen für diese Ausstellung haben über zwei Jahre gedauert. Ohne Hilfe der tschechischen Diplomatie, namentlich der Botschafterin in Stockholm, wie auch ohne Hilfe vieler anderer Menschen und Institutionen wäre die Ausstellung kaum zustande gekommen. Über die Teufelsbibel verhandelten die Premiers Paroubek und Topolanek bei ihren Staatsbesuchen in Schweden sowie Diplomaten beider Länder. Eine ganze Reihe von Verhandlungen haben natürlich auch Vertreter der tschechischen Nationalbibliothek und der schwedischen Königlichen Bibliothek hinter sich."
Fragen Sie etwa, was der Grund der langwierigen Verhandlungen war? Das gigantische Bibelwerk war Bestandteil der umfassenden Kriegsbeute, die das schwedische Heer im Dreißigjährigen Krieg aus Böhmen mit nach Hause verschleppte. Auch nach 350 Jahren war es für die tschechische Seite nicht leicht, Bedenken der Schweden betreffs eventueller Rückgabeansprüche erfolgreich auszuräumen. Die ungewöhnliche Bibelexposition erforderte auch ungewöhnliche Maßnahmen. Vlastimil Jezek:"Die tresorartige klimatisierte Kammer, in der die Bibel in einer Vitrine gezeigt wird, dürfen nicht mehr als 60 Menschen auf einmal betreten. Jeder von ihnen nicht länger als zehn Minuten. Die Eintrittskarten werden daher nur für festgelegte Besuchszeiten verkauft. Zu bestellen sind sie auch im Internet für alle Tage mit Ausnahme von dienstags und donnerstags."
Dienstags und donnerstags können es interessierte Besucher, die keinen Internetzugang haben, sozusagen aufs Geratewohl versuchen, Karten zu ergattern. 3000 Menschen sollen sie den neuesten Informationen zufolge bereits dieser Tage bestellt haben. Zu sehen ist das kostbare Buch bis zum 6. Januar 2008 in der Prager Galerie Klementinum, aufgeschlagen in einer Vitrine. Bis dahin bleibt also noch ein bisschen Zeit. Jedoch aufgepasst: Die gigantische Bibel hat bis jetzt nur dreimal schwedischen Boden verlassen. Gezeigt wurde sie 1970 in New York und vor acht Jahren in Berlin, zum dritten und angeblich letzten Mal gerade jetzt in Prag. Von hier soll sie schon für immer nach Schweden zurückkehren, kündigten Vertreter der Königlichen Bibliothek in Stockholm an.