Die "Teufelsbibel" kehrt nach Prag zurück
Seit 357 Jahren ist sie außer Landes, jetzt soll sie nach Tschechien zurückkehren, wenn auch nur zu Besuch: die berühmte "Teufelsbibel", ein wertvoller mittelalterlicher Kodex aus Böhmen, den schwedische Truppen im 30-jährigen Krieg erbeutet und mit nach Stockholm genommen haben. Mehr dazu weiß Thomas Kirschner.
"Heute ist von diesem böhmischen Kloster nichts mehr erhalten. Damals aber muss es sich um ein bedeutendes Benediktinerkloster gehandelt haben. Wir wissen, dass das Buch gerade dort entstanden ist, weil der letzte Teil des Folianten ein großes so genanntes Nekrologium ist, ein Kalender, in dem eine ganze Reihe von Mönchen dieses Klosters aufgeführt ist, und ebenso Namen von Leuten, die mit diesem Kloster in irgendeiner Weise verbunden waren oder dort beerdigt sind."
Beachtenswert ist der reiche Buchschmuck, von dem die Teufelsbibel auch ihren ungewöhnlichen Namen hat: Die Zeichnung eines Teufels ist genau in der Mitte des Buches der Abbildung einer idealen Stadt gegenübergestellt - die Schlechtigkeit der Welt gegen das himmlische Jerusalem. Rund 160 Ochsen gaben das Pergament für den Riesen-Folianten. Ungewöhnlich ist auch der Inhalt:"Das Buch enthält eine Abschrift der gesamten Bibel, des Alten und des Neuen Testaments und eine Reihe weitere Texte. Man sagt, und zwar völlig zu Recht, dass es sich eigentlich um eine komplette Bibliothek der mittelalterlichen Klostergelehrsamkeit handelt. Aber die Aneinanderreihung ist sehr unüblich. Nehmen wir die Bibel: Zuerst das Alte, dann das Neue Testament. So ist das auch hier, nur eben nicht gleich hintereinander. Zuerst kommt das Alte Testament, und dann eine ganze Reihe von verschiedenen Texten, zum Beispiel ein Kapitel aus der Geschichte des Jüdischen Krieges von Flavius Josephus, einige heilkundliche Texte und erst dann kommt das Neue Testament."
Für die tschechische Geschichtsschreibung besonders interessant: Auch eine der besten Abschriften der bedeutenden Kosmas-Chronik ist in dem Band enthalten. Dass er nach mehr als dreieinhalb Jahrhunderten wenigstens zeitweise zurück nach Prag kommt, ist ein Werk der modernen Diplomatie: Regierungschef Jiri Paroubek hatte seinen Amtskollegen Göran Persson bei einem Besuch im Oktober um die Leihgabe für eine Ausstellung gebeten.