Das Habsburg-Jahrhundert

Kaiser Franz Joseph I.

Am 15. Juni wurde die Ausstellung "Das Habsburg-Jahrhundert" mit dem Untertitel "Prag und die böhmischen Länder in der Donaumonarchie 1791-1914" feierlich eröffnet. Katrin Müller hat sich dort für Radio Prag umgesehen:

Für die europäische Geschichte hat das so genannte "lange 19. Jahrhundert" große Bedeutung. In dieser Zeit spielten sich bedeutende Modernisierungsprozesse ab: die Erfindung der Dampfmaschine oder die des elektrischen Lichts. Für die Tschechen war es auch das Jahrhundert der modernen europäischen Nation. Unter der Habsburger Monarchie bildeten sich die Wurzeln der tschechischen Demokratie heraus. Doch aus nationalistischen oder politischen Gründen wurden viele dieser Tatsachen lange Zeit verschwiegen oder verzerrt. Diese Ausstellung soll nun aufklären und der Geschichte auf den Grund gehen. Dazu habe ich die Kuratorin der Ausstellung, Martina Kulikova, befragt. :

"Wir möchten in dieser Ausstellung die Beziehungen des tschechischen Volkes zur Habsburger Monarchie bzw. Dynastie zeigen. Diese Beziehung wurde früher oft so interpretiert, dass die Habsburger Feinde des tschechischen Volkes waren. Einerseits kann das so begriffen werden, aber die Wirklichkeit war viel komplizierter, und die Beziehungen waren nicht immer schlecht und haben sich immer geändert. Das tschechische Volk war sehr loyal zur den Habsburgern. Gerade diesen Aspekt wollen wir aufzeigen. Die Geschichte war nicht immer nur schwarz und weiß, sondern viel facettenreicher. Wir wollen verdeutlichen, dass der Kult um die Habsburger Dynastie hauptsächlich um Kaiser Franz Joseph I. im privaten Bereich und im Alltag sehr groß war. Das kann man an den verschiedenen Exponaten sehen. Unter den Gemälden und Statuen sind auch kleine Gegenstände aus dem Alltag ausgestellt."

In insgesamt 273 Exponaten kann man den Spuren der Habsburger folgen. Die Ausstellungsstücke sind nicht chronologisch angeordnet sind, sondern unter verschiedene Themengebiete gegliedert. So erfährt man Interessantes zur "Habsburg-Legende", zum "Kaiser und seiner Familie" oder zum "Habsburger Kult". Die Besucher können zum Beispiel den Kindertisch Franz Josephs I., die Klinge des Krönungsschwertes Leopold II. zum böhmischen König, Modelle von Pistolen und Gewehren wie sie in den einzelnen Schlachten verwendet worden oder auch Andenken an die einzelnen Schlachten in Form von Briefbeschwerern und Kerzenleuchtern mit Gegenständen vom Schlachtfeld bestaunen.

Um bei all dem Informationsfluss nicht unter zu gehen, haben die Veranstalter einen Ausstellungsführer in tschechischer, deutscher und auch englischer Sprache angefertigt. Sie sind nämlich davon überzeugt, dass diese Ausstellung auch zahlreiche Besucher aus dem Ausland anlocken wird, denn die Geschichte der Habsburger betrifft ganz Mitteleuropa. Da die Aussteller aber nicht nur Historiker ansprechen wollen und Geschichte nicht immer nur trocken und langweilig sein muss, hat man sich etwas Besonderes für jüngere Generationen ausgedacht.

"Auch für Kinder oder Studenten wurde ein Programm vorbereitet. Und zwar wurde ein Führer für Kinder oder junge Leute wurde erstellt. Jedes Kind oder jede Schulgruppe bekommt eine Broschüre mit verschienen Fragen und Bildern. Diese Broschüre hilft, die Ausstellung besser zu verstehen und das Thema besser zu begreifen. Und es macht einfach Spaß, mit diesem Führer durch die Ausstellung zu gehen."

Alles in allem ist es eine sehr gelungene Ausstellung, die abwechslungsreich und äußerst ansprechend ist. Noch bis zum 19. September kann man die Habsburger im Palais Clam-Gallas in Prag täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr besichtigen.