Das Problem der Armut in der Welt wurde von den Finanziers in Prag diskutiert

Die Möglichkeiten zur Beseitigung der Armut in der Welt standen im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der Hauptredner während des Eröffnungstags der Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank in Prag. Nach der Eröffnungsansprache des tschechischen Staatspräsidenten Vaclav Havel, deren Zusammenfassung wir in unseren Dienstagssendungen gebracht haben, ergriffen die Chefs der beiden Bretton-Woods-Institutionen - Horst Köhler und James Wolfensohn das Wort. Martina Schneibergova fasst zusammen:

Nach Meinung des Exekutivdirektors des Internationalen Währungsfonds Horst Köhler sollte der Währungsfonds in Zusammenarbeit mit anderen Finanzinstitutionen die finanzielle Stabilität aufrechterhalten. Das Wirtschaftswachstum bedeute - so Köhler - nicht alles. Aber ohne Wirtschaftswachstum könne man nicht vorankommen. Er betonte, dass der Währungsfonds eine offene Institution sein möchte, in der die Stimmen aller gehört werden sollen.

Nach den Worten des Präsidenten der Weltbank, James Wolfensohn, wollen die beiden Finanzinstitutionen erreichen, dass die Globalisierung zum Mittel wird, das Möglichkeiten zur Zusammenarbeit bietet und nicht Unsicherheiten hervorruft. Er stellte u.a. fest: "Es ist an der Zeit, wahrzunehmen, dass wir in einer und nicht zwei Welten leben. Die Armut gibt es in unserer Gesellschaft, egal, wo wir auch leben, es ist unsere Verantwortung. Führende Politiker sollten sich ihrer Verantwortung bewusst werden. Die Kriminalität steigt in Ländern an, wo es ein großes Ungleichgewicht von Einkommen gibt. Das, was heute für eine Gesellschaft gilt, kann bald zum weltweiten Problem werden. Der Kampf gegen die Armut ist Kampf für den Frieden und für Sicherheit."

James Wolfensohn erklärte weiter, dass die Bretton-Woods-Institutionen eingesehen haben, dass die Entwicklung nicht von oben angeordnet werden kann. Es gebe - so Wolfensohn - kein universelles Rezept für die Entwicklung. Das Wirtschaftswachstum sei zwar wichtig, sie reiche jedoch nicht aus. Es genügt nicht, den armen Ländern nur Geld zu geben. Genauso wichtig ist es, zum Beispiel für das Bildungs- und Gesundheitswesen sowie für die Infrastruktur zu sorgen.

Die Tagung der Finanzexperten wurde - wie bereits erwähnt - von massiven Protestaktionen der Gegner der Globalisierung begleitet. James Wolfensohn reagierte auf die Proteste wie folgt:"Hinter diesen Mauern protestieren junge Menschen gegen die Globalisierung. Ich bin davon fest überzeugt, dass viele von ihnen legitime Fragen stellen. Ich begrüße die Entschlossenheit der neuen Generation, gegen die Armut zu kämpfen. Ich teile ihre Leidenschaft und ihre Fragen. Wir alle müssen noch viel lernen. Ich glaube jedoch, dass wir nur dann vorankommen können, wenn wir konstruktiv und mit gegenseitiger Achtung verhandeln werden."