Demonstration gegen Ausbau von Kohleabbau und Kernenergie
Wie Radio Prag bereits berichtet hat, warten derzeit zwei Energiewirtschaftskonzepte auf eine Behandlung durch die tschechische Regierung. Das eine, aus der Werkstatt des Industrieministeriums, sieht den Ausbau von Kohle- und sogar Kernkraft vor, das des Umweltministers hingegen plant den stärkeren Einsatz erneuerbarer Energieträger. Das Kabinett will erst Ende Februar über dieses heikle Thema beraten. Doch diente bereits die Regierungssitzung am Mittwoch etwa hundert Demonstranten dazu, den Ministern ihre Meinung zu sagen und die umweltschonende Variante der tschechischen Energieplanung lautstark zu unterstützen. Gerald Schubert berichtet:
Diese überzeugten Worte stammen von Martin Ander, einem Mitglied der Umweltschutzbewegung Duha, die am Mittwochfrüh bei der Demonstration vor dem tschechischen Regierungsamt in Prag mit vertreten war. Doch beinahe ebenso kämpferisch wie der Ton vor dem Regierungsamt ist derzeit die Stimmung innerhalb des Kabinetts. Denn während der Minister für Industrie und Handel, Milan Urban, eine Energiekonzeption ausgearbeitet hat, die unter anderem auf den Ausbau des Kohleabbaus setzt, ist sein Regierungskollege Umweltminister Libor Ambrozek ganz anderer Meinung:
"Es ist überhaupt nicht nötig, wegen des Kohlebergbaus die festgeschriebenen Gebietsgrenzen zu erweitern, wie das der Industrieminister vorgeschlagen hat. Diese Limits wurden seinerzeit aus einem ganz einfachen Grund festgesetzt. Nämlich, damit nicht ein ganzer Landkreis dem Kohlebergbau geopfert wird, sondern dort auch Raum für andere Entwicklungen bleibt wie etwa für Unternehmen."
Und so hat auch das Umweltministerium ein Energiewirtschaftskonzept ausgearbeitet, quasi als Gegenentwurf zu dem Vorschlag aus der Schmiede des Industrieressorts. Was die beiden Entwürfe außer einer anderen Sichtweise auf den Kohlebergbau noch diametral voneinander unterscheidet, ist das Reizthema Atomkraft. Denn während Milan Urban gar einen Ausbau der Kernenergie plant, setzt Umweltminister Ambrozek vermehrt auf erneuerbare Energieträger. Atomkraft solle seinem Konzept zufolge nur in der vorläufigen Nutzung der bestehenden Kraftwerke ein Thema sein, der Bau weiterer Reaktoren oder gar eines dritten AKW neben Temelin und Dukovany kommt für Ambrozek nicht in Frage.