In den Startlöchern: Am 29. Oktober beginnen die Tschechisch-Deutschen Kulturtage

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An allen Ecken und Enden wird gespart. Das bekommt in den meisten Fällen zuerst die Kultur zu spüren. Und dennoch haben sich die Organisatoren der Tschechisch-Deutschen Kulturtage nicht ins Bockshorn jagen lassen und ein umfangreiches Programm auf die Beine gestellt. Über das diesjährige Kulturfestival, das am 29. Oktober beginnt, sprach Christian Rühmkorf mit Frauke Wetzel von der Brücke-Most-Stiftung.

Frauke Wetzel
Seit Anfang des Jahres gibt es in Dresden kein Tschechisches Zentrum mehr. Das Tschechische Zentrum ist die Kulturvertretung der Tschechischen Republik im Ausland, ein Pendant zum deutschen Goethe-Institut. Und trotzdem finden in diesem Jahr zum zwölften Mal die Tschechisch-Deutschen Kulturtage statt – in Dresden und Umland und auch auf der tschechischen Seite. Frauke Wetzel, Pressesprecherin der Brücke-Most-Stiftung, Hauptorganisator des Ganzen - bedeutet die Tatsache, dass es das Tschechische Zentrum in Dresden nicht mehr gibt, Einschränkung für die Tschechisch-Deutschen Kulturtage?

Milena Oda
„Es gibt auf jeden Fall eine Einschränkung, wie wir einfach nicht mehr personell unterstützt werden. Wir werden jetzt beraten direkt aus Prag, wir werden beraten direkt aus Berlin. Und das mussten wir in diesem Jahr erst einmal auffangen, indem wir diese Kontakte wieder neu knüpfen und enger fassen. Das heißt, wir haben in diesem Jahr 90 Veranstaltungen, statt wie im letzten Jahr noch mit Tschechischem Zentrum 125.“

Gut, das ist die Quantität, das muss aber kein Rückzug auf dem Gebiet der Qualität bedeuten, oder?

„Nein, ganz und gar nicht. Wir haben jetzt mit dem Collegium Bohemicum in Ústí nad Labem / Aussig und auch mit der Bibliothek in Liberec / Reichenberg ganz phantastische tschechische Partner, die jetzt verstärkt mit uns zusammenarbeiten, und wir haben auch viel mehr Veranstaltungen auf tschechischer Seite in diesem Jahr.“

Verlassenes Dorf im Böhmischen Mittelgebirge
Machen Sie uns Appetit – welche Highlights gibt es?

„In diesem Jahr haben wir einen Schwerpunkt, der sich ´Grenzgänger´ nennt. Das heißt, wir haben Veranstaltungen, die die Leute dazu bewegen, über die Grenze zu gehen. Und da ist bestimmt das Highlight – das kann ich so nennen – ein Ausflug nach Ústí nad Labem / Aussig und von dort in das Böhmische Mittelgebirge zu verlassenen Dörfern, in denen früher, bis in die 60er Jahre, deutschsprachige Bewohner lebten und die heute als Ruinen dort stehen. Und dafür haben wir jetzt auch die Teilnehmerliste schließen müssen, denn wir haben schon 110 Anmeldungen von total begeisterten Sachsen und auch ein paar Tschechen.“

Man muss dazu sagen: Es geht von Dresden aus los, mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Ústí und dann schlagen Sie sich in die Wildnis. Was gibt es auf kulturellem Gebiet bei den Kulturtagen?

Transitus Irregularis
„Ja, wir sind ein soziokulturelles Festival, das zählt bei uns auf jeden Fall dazu. Wir sind ein Festival, bei dem es um Begegnung geht, und deswegen ist das für uns auch wichtig, so etwas zu machen. Es gibt auf dem Gebiet der Hochkultur natürlich Konzerte von jungen Gruppen wie Transitus Irregularis, die bei uns auch erste Möglichkeiten von Auslandsauftritten bekommen. Es gibt Künstler aus jedem Genre. Wir haben aus dem Bereich der Literatur Radek Malý und Milena Oda zu Gast in Dresden. Nach Liberec, nach Ústí nad Labem und nach Dresden laden wir eine deutsche Autorin ein – Emma Braslavsky, die sich mit einem deutsch-tschechisch-polnischen Thema beschäftigt und gerade frisch ins Tschechische übersetzt wurde von Tomáš Svoboda. Das heißt, wir haben zwei Vertreter beider Länder, die zusammen durch alle drei Städte, die ´Hauptstädte´ der Kulturtage, reisen.“

Offizielles Ende der Tschechisch-Deutschen Kulturtage ist der 14. November. Vielen Dank, Frauke Wetzel von der Brücke-Most-Stiftung.