„Der Halbmond über Prag“ – erstes Festival orientalischer Kultur in Tschechien

Seit Freitag vergangener Woche ist „Der Halbmond über Prag“ aufgegangen. Nur virtuell natürlich und nur für sieben Tage im Rahmen des gleichnamigen Festival der orientalischen Kultur. Informationen aus „erster Hand“ hat sich Jitka Mládková von Lucie Němečková, der Festivaldirektorin und -initiatorin, geholt.

In Tschechien ist nicht allgemein bekannt, dass hier auch Intellektuelle, Philosophen oder Künstler aus Algerien, Syrien, Palästina oder dem Libanon leben. Von einem immer noch wenig bekannten arabischen Dichter, der in Prag lebt, hat sich Lucie Němečková das Motto des Festivals „Der Halbmond über Prag“ entliehen. Denselben Titel trägt der Gedichtband von Charif Bahbouh. Das Festivalprogramm hat allerdings einen viel breiteren Rahmen, als nur die Kultur der hierzulande lebenden Araber beziehungsweise Moslems. Schließlich ist ihre Zahl im Vergleich zu anderen Ländern in Europa immer noch eher gering. Nun, warum braucht man dann so ein Festival in Tschechien? Schließlich gibt von Kulturfestivals schon jede Menge. Lucie Němečková:

„Dieses Festival ist das allererste seiner Art hierzulande. Damit möchten wir etwas Positives, was in der betreffenden Region entsteht, auf die virtuelle Waagschale legen. In den Medien wird man ständig mit den Gefahren des Terrorismus und anderen negativ besetzten Themen konfrontiert. Die Realität präsentiert sich aber nicht so schwarzweiß, auch wenn man natürlich die Gefahren nicht unterschätzen darf. Doch nicht alle dort sind Terroristen.“

Die Theaterdramaturgin Lucie Němečková schrieb kürzlich in einem Presseartikel: In hiesigen geografischen Breiten gebe es kein Pardon für diejenigen, die nichts von Shakespeare wissen. Kenntnisse über afrikanische oder orientalische Kulturen, die vom Weltkulturerbe nicht wegzudenken seien, halte man hingegen nicht für einen Bestandteil der allgemeinen Bildung. Gerade das Auffüllen dieser Wissenslücken hat sich das neue Festival „Der Halbmond über Prag“ als eines seiner Ziele gesteckt. Das Programm bietet unter anderem Theaterstücke, Literatur, bildende Kunst oder Tanz.

Am Sonntag und Montag stand ein Stück des zeitgenössischen Dramatikers algerischer Herkunft Mohamed Kacimi auf dem Programm, der seit 1982 in Paris lebt. „Das Heilige Land“, so der Titel, ist das erste Theaterstück eines arabischen Autors, das in Tschechien aufgeführt wird. Bereits seit März dieses Jahres wird es in Prag gespielt.

Das Drama versetzt den Zuschauer ins Haus einer palästinensischen Familie. Ihre Angehörigen suchen inmitten von Zerstörung, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit das Glück. Sie werden aber von einem tragischen Schicksal ereilt. Die junge Regisseurin Lucie Málková sagt dazu:

„Es ist möglich, die Handlung in jedes beliebige Land zu versetzen, in dem Krieg herrschte oder herrscht. Auf der ganzen Welt gibt es ´heilige Länder´, in denen sich ähnliche Tragödien abspielen.“