Der Manneken Pis von Plasy

Manneken Pis von Plasy

Viele dürften den Manneken Pis aus Brüssel kennen. Doch eine ähnliche Brunnenfigur des pinkelnden Jungen gibt es auch im westböhmischen Plasy / Plaß. Sie stand jahrzehntelang am Rand eines kleinen Teichs neben dem örtlichen Bahnhof. Dann aber war der Junge verschwunden. Lokalpatrioten haben den urinierenden Kerl nun wiedergefunden, restaurieren lassen und vergangene Woche neu installiert.

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Kloster Plasy | Foto: Maria Groot,  Pixabay,  CC0 1.0 DEED

Plasy liegt rund 20 Kilometer nördlich von Plzeň / Pilsen. Auch in deutschen Landen ist das Städtchen vor allem für sein ehemaliges Zisterzienserkloster bekannt. Doch es lohnt sich ebenso, einen Abstecher zum Bahnhof zu machen. Denn dort ist seit Neuestem wieder eine kleine, pinkelnde Figur installiert – sozusagen der Manneken Pis von Plasy.

Dass das kleine Kunstwerk wiedergefunden wurde, ist einer Gruppe lokalgeschichtlich Interessierter zu verdanken. Einer von ihnen ist Petr Tupý. In den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks sagte er, dass die Figur 2018 bei der Renovierung des Bahnhofsgebäudes verloren gegangen war:

Bahnhof Plasy | Foto: Petr Kinšt,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 3.0

„Der Junge steht auf der Liste der kleinen Kulturdenkmäler der Stadt Plasy. Glücklicherweise erlitt er keinen Schaden. Er pinkelt nun wieder, und zwar mithilfe einer solarbetriebenen Wasserpumpe. Anspruchsvoller war hingegen die Restaurierung des künstlichen Teichs. Das Becken war geplatzt und musste ausgebessert werden.“

Interessant ist die Geschichte des Manneken Pis von Plasy. Das Wasser floss bis Anfang der 1990er Jahre aus einem Tank des Wasserwerks in das Männchen und damit in den Teich. Da das Wasserwerk nur wenige Meter entfernt steht, genügte der Druck des Gefälles für den Wasserstrahl der pinkelnden Figur. Der Wassertank diente früher aber vor allem dazu, Dampflokomotiven mit dem notwendigen Nass zu versorgen. Und weiter Petr Tupý:

Manneken Pis von Plasy | Foto: Karolína Sedláková,  Tschechischer Rundfunk

„Am Bahnhofsgebäude befand sich ein Wasserzeichen, das den Pegel des Tanks anzeigte. Für den Fahrdienstleiter war es aber einfacher, nach dem pinkelnden Jungen zu schauen, den er direkt aus dem Fenster des Bahnhofsgebäudes sehen konnte. Wenn kein Wasser lief, bedeutete dies, dass der Tank leer war.“

Nachdem 1980 die letzte Dampflokomotive in der Tschechoslowakei in den Ruhestand geschickt wurde, brauchte man den Tank eigentlich nicht mehr. Die Zuleitungsrohre wurden rissig, und der Junge hörte letztlich auf zu pinkeln. Obwohl die Figur mittlerweile zu den örtlichen Kulturgütern zählt, ist seine Geschichte nicht vollständig bekannt.

„Bis jetzt haben wir nur die Information, dass der Junge bereits 1952 gepinkelt hat. Angeblich wurde er im Steinmetzbetrieb in Třemošná bei Pilsen gefertigt. Wir forschen aber weiter. Denn wir kennen immer noch nicht das Datum, zu dem der Teich mit dem Jungen in Betrieb genommen wurde. Aber es interessiert uns sehr, dies herauszubekommen“, so Tupý.

Seit vergangenem Samstag steht der Manneken Pis aus Plasy immerhin wieder an seinem Ort und erleichtert sich.

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Autor: Till Janzer
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