Der nicht funktionierende Wohnungsmarkt paralysiert die Arbeitsmobilität und damit auch den Arbeitsmarkt

Trotz der ansteigenden Arbeitslosigkeit sind die Tschechen scheinbar kaum bereit, wegen eines Jobs zu übersiedeln. Die Ursachen für die mangelnde Mobilität der tschechischen Bevölkerung sind jedoch eher in der Situation auf dem tschechischen Wohnungsmarkt zu suchen. Martina Schneibergova hat sich erkundigt.

Sind die Arbeit suchenden Tschechinnen und Tschechen wenig flexibel und im allgemeinen kaum bereit, ihren ständigen Wohnort zu verlassen? Die Soziologin Milada Horakova vom Forschungsinstitut für Arbeit und Sozialangelegenheiten ist anderer Meinung:

"Ich würde damit anfangen, dass es sich nicht um mangelnde Bereitwilligkeit, sondern eher um die faktische Unmöglichkeit, umzusiedeln, handelt. Denn Menschen, die arbeitslos sind, die kein hohes Einkommen haben, können keine neue Wohnung bezahlen. Sie sind noch imstande, ihre bisherigen Wohnmöglichkeiten aufrechtzuerhalten, aber man kann kaum erwarten, dass sie die vom Markt diktierte Miete zahlen können - vor allem in den Großstädten - wie z. B. in Prag. Es geht nicht so sehr darum, dass es an Wohnungen mangeln würde, sondern eher darum, dass der Wohnungsmarkt nicht ausreichend funktioniert."

Wie wäre es, wenn der Staat den Menschen, die wegen einer neuen Arbeitsstelle auch eine neue Wohnung zahlen müssen, entsprechende Zuschüsse für diese Wohnung gewähren würde? Dies könnte eine der Lösungen sein, wenn es jedoch die notwendigen finanziellen Mittel gäbe. Die Soziologin meint, es sei ein wenig riskant, den Wohnungsmarkt dem Schicksal zu überlassen. Die Regelung der Mietpreise müsste aufgehoben werden, und den Menschen, die nicht in der Lage wären die Miete zu bezahlen, müsste man entsprechende Zuschüsse auszahlen. Man müsste abwarten, bis die Mieten stabil werden.

Es gibt jedoch in ganz Tschechien viele Menschen, die wegen ihrer Arbeit täglich auch mehr als 100 Kilometer zurücklegen. Nach Meinung der Soziologin können sich jedoch auch das tägliche Pendeln hin und zurück nicht alle leisten. In diesem Bereich müsste das öffentliche Verkehrsnetz besser funktionieren.

"Der öffentliche Verkehr würde eine Bedingung dafür darstellen, dass die Menschen zur Arbeit fahren könnten und gleichzeitig dafür nicht soviel bezahlen müssten, so dass es sich lohnen würde. Die Menschen gehen bei ihren Berechnungen davon aus, wie hoch ihr Einkommen und wie hoch die Fahrtkosten, bzw. die Umzugskosten sein werden. Dann kommen sie oft zum Schluss, dass dies weit über ihre Möglichkeiten hinausgeht, und sie bleiben dort sitzen, wo sie gerade sind."