Der Streik im Tschechischen Fernsehen wird fortgesetzt/Vertreterin der CT-Führung lehnte es ab, mit den Streikenden zu verhandeln

Die Hoffnungen auf ein Ende der seit einem Monat dauernden Fernsehkrise wurden mit den erwarteten Verhandlungen verbunden, die die Vertreter des Streikausschusses ursprünglich am Montagvormittag mit Vera Valterova führen sollten, die vom zurückgetretenen Intendanten des Tschechischen Fernsehens Jiri Hodac mit der Führung des Senders beauftragt worden ist . Valterova traf zu den Verhandlungen, die der Chef der tschechischen Gewerkschaftszentrale Richard Falbr zu vermitteln versuchte, nicht ein. Martina Schneibergova berichtet:

Noch vor den erwarteten Verhandlungen forderten am Sonntag 27 Vertreter des tschechischen öffentlichen und kulturellen Lebens die von Hodac eingesetzte Führung des Senders zum Rücktritt auf. In der Erklärung hieß es, mit dem Rücktritt würde die Führung die Lösung der bereits einen Monat lang andauernden Krise ermöglichen. Auch nach der Abberufung des Fernsehrates und nach Hodacs Rücktritt wüchsen die finanziellen Verluste des Fernsehens jeden Tag an und die Leitung des Senders sei paralysiert, hieß es in der Erklärung. Diese wurde unter anderem von Oberrabbiner Karol Sidon, von Oscar-Preisträger Jan Sverak, dem Chirurgen Pavel Pafko und Schriftsteller Ivan Klima unterzeichnet. Sie erinnerten daran, dass der Streik der Fernsehmitarbeiter solange berechtigt sei, wie Finanzchef Jindrich Beznoska, Nachrichtenchefin Jana Bobosikova und Vizeintendantin Vera Valterova nicht zurückträten. "Menschen, die im Widerspruch zu internationalen Konventionen und tschechischen Gesetzen über eine gewaltsame Beendigung des Streiks verhandelt sowie Zensur-Methoden und politisches Diktat ausgeübt haben, sind unglaubwürdig," betonten die Unterzeichner.

Die Nachrichtenchefin Jana Bobosikova lehnte jedoch am Sonntag in einer vom Privatsender Prima ausgestrahlten Debatte ihren Rücktritt oder ihre Versetzung resolut ab.

Auf der am Montagvormittag in der Gewerkschaftszentrale in Prag veranstalteten Pressekonferenz erklärte der Chef der Böhmisch-Mährischen Konföderation der Gewerkschaftsverbände, Richard Falbr, er habe mit einem Treffen zwischen den Vertretern des Streikausschusses und der Vertreterin der Führung des Senders, Vera Valterova, gerechnet. Zu diesem Treffen sei es - so Falbr - nicht gekommen. Er habe von Valterova einen offenen Brief erhalten, in dem sie die Verhandlungen mit den Streikenden abgelehnt habe, da ihrer Meinung nach der Druck von der Seite der Streikenden stärker geworden sei. Falbr bemerkte dazu: "Ich kann verstehen, dass keinem Arbeitgeber der Streik seiner Beschäftigten gefällt. Der Streik ist ein organisiertes Druckmittel und verhandeln muss man während des Streiks. Ich habe einen Entwurf zur Beendigung des Streiks vorbereitet. Darin wird von der Führung des Senders gefordert, dass Kündigungen, die mehreren Streikenden ausgesprochen sowie Strafanzeigen, die gegen sie erstattet worden sind, zurückgenommen werden. Von den Streikenden darf kein Ersatz der Schäden verlangt werden, die durch den Streik entstanden sind. Bis zur Ernennung eines provisorischen Intendanten sollen Finanzchef Beznoska und Nachrichtenchefin Bobosikova mit keiner Arbeit beauftragt werden."

Falbr bezweifelte weiter, dass Vizeintendantin Valterova selbständig Entscheidungen über bestimmte Schritte treffen könne. Er habe von den Erklärungen der Nachrichtenchefin Bobosikova im Sender Prima den Eindruck gewonnen, dass sie das Hauptwort im Tschechischen Fernsehen habe. Dies sei - so Falbr - für eine eventuelle Beendigung des Streiks kaum günstig.

Adam Komers vom Streikausschuss des Tschechischen Fernsehens erklärte, der von Falbr unterbreitete Entwurf sei in mehreren Schritten mit dem Entwurf identisch, den die Streikenden bei den Verhandlungen mit der Führung des Senders vorlegen wollten. Komers bekundete sein Interesse an den Verhandlungen und begrüßte die Initiative der Gewerkschaftszentrale. Er fügte hinzu: "Ein Streik stellt einfach ein Druckmittel dar, welches in der ganzen Welt anerkannt ist. Er muss fortgesetzt werden, solange bei den Verhandlungen keine Ergebnisse erzielt werden."