Deutsch-tschechische Schule in Prag will mit Spendenaktion Plastik nach Lidice zurückbringen

Der mittelböhmische Ort Lidice steht für die Verbrechen des Nazi-Regimes in Tschechien. 1942 brannten Hitlers Schergen das Dorf nieder aus Rache für das Attentat auf den stellvertretenden Reichsprotektor Reinhard Heydrich. Über 170 Männer wurden vor Ort erschossen, rund 200 Frauen wurden ins Konzentrationslager Ravensbrück deportiert, 82 Kinder starben in den Gaskammern des KZ Kulmhof. An diese Kinder von Lidice erinnert ein in den Jahren 1995 bis 2000 errichtetes Denkmal mit genau 82 Plastiken. Im November haben allerdings Diebe eine der Kinderstatuen entwendet. Die Grundschule der deutsch-tschechischen Verständigung und das Thomas-Mann-Gymnasium in Prag haben nun einen Spendenaufruf veröffentlicht, um eine neue Kinderplastik für Lidice zu finanzieren. Ein Gespräch mit Schulleiterin Eva Marešová.

Lidice
Frau Marešová, im November wurde die Plastik eines Mädchens aus der Gedenkstätte in Lidice entwendet. Sie und Ihre Schüler haben sich nun entschlossen eine Sammlung zu initiieren, damit eine neue Plastik installiert werden kann. Was hat Sie dazu bewogen?

„Als wir das erfahren haben, da waren wir hier alle fassungslos und sehr betroffen - vor allem zuerst die Erwachsenen. Unsere Überlegung war: Das betrifft ja ein Kind, Kinder haben auch im Zweiten Weltkrieg gelitten. Und unsere Kinder wollen wir zu Humanität erziehen, gemeinsam wollen wir Gewalt und Willkür nicht gelten lassen. Darauf haben wir mit unseren Kindern gesprochen und ihnen die ganze Geschichte noch einmal erklärt - was Lidice eigentlich bedeutet und was die Geschichte dieses Denkmals ist. Und die Kinder haben spontan gesagt, dass es gut wäre, sich zu beteiligen und dass das Mädchen von Lidice zurück nach Hause kommen soll.“

Eva Marešová
An wen wendet sich Ihr Spendenaufruf und wie kann gespendet werden?

„Die Kinder wenden sich vor allem an Kinder, aber natürlich auch an alle guten Leute, Organisationen, Einzelspender und so weiter. Am leichtesten erreichen wir indes die Kinder, da wir ja Kontakt zu verschiedenen Schulen haben. Der Aufruf steht schon auf unseren Webseiten. Die Kinder haben auch beschlossen, dass sie eine Gruppe gründen auf Facebook, wo sich die Information wahrscheinlich viel schneller verbreitet. Und ich weiß, dass zurzeit schon die Ackermanngemeinde in Prag mitmachen wird, und dass wahrscheinlich auch die Föderation der jüdischen Gemeinden in Prag teilnimmt.“

Gedenkstätte Lidice
Wie viel Geld wird denn eigentlich gebraucht?

„Laut den Informationen der Gedenkstätte Lidice werden ungefähr 150.000 Kronen (6000 Euro, Anm. d. Red.) benötigt.“


Die Nummer des Spendenkontos ist auf den Webseiten der Grundschule der deutsch-tschechischen Verständigung und des Thomas-Mann-Gymnasiums zu finden.