Lebensmittelsammlung in Tschechien bricht Rekord: 640 Tonnen Waren gespendet

Zweimal im Jahr findet die Aktion statt: An jeweils einem Tag im Frühjahr und im Herbst werden die Kunden in den tschechischen Supermärkten darum gebeten, zusätzliche Produkte zu kaufen und diese für bedürftige Menschen zu spenden. Die Herbstaktion am vergangenen Samstag hat einen neuen Rekord gebracht.

Am Samstag wurden in der Herbstrunde der Lebensmittelsammlung insgesamt 640 Tonnen Waren in den Supermärkten hierzulande gespendet. Das ist die größte Menge in der elfjährigen Geschichte der Sammlung und 16 Tonnen mehr als im Herbst vergangenen Jahres. Insgesamt mehr als 2250 Geschäfte und 5000 Freiwillige beteiligten sich an der Aktion.

„Soße, Teigwaren, Suppe, Baby-Grießbrei…“ Eine Kundin in der mährischen Stadt Prostějov / Proßnitz zählt die Produkte auf, die sie gerade einer Freiwilligen in einer grünen Schürze übergeben hat. Auch Ivana Skokánková hat gespendet. Gegenüber dem Tschechischen Rundfunk erläuterte sie ihre Motivation:

Lebensmittelsammlung in Teplice | Foto: Jana Vitásková,  Tschechischer Rundfunk

„Ich bin einst auch in einer solchen Lage gewesen, als ich alleine drei Kinder großgezogen habe. Auf diese Weise kann ich nun jenen Menschen etwas zurückgeben, die mir damals geholfen haben.“

Die regelmäßigen wohltätigen Sammlungen helfen, die Lager der Tafeln, die hierzulande Lebensmittelbanken heißen, und von weiteren gemeinnützigen Organisationen zu füllen. Benötigt werden vor allem Nudeln, Öl, Milch, Babynahrung und andere nicht verderbliche Lebensmittel sowie Drogerieartikel, Windeln für Kinder und Waschmittel.

In Teplice / Teplitz haben die Menschen für das Zentrum der Salesianer Živý dům (Ein lebendiges Haus) gespendet, das sich um Familien und Kinder aus sozial schwachen Verhältnissen kümmert. Lucie Procházková ist dort Sozialarbeiterin:

„Bei der Frühlingssammlung haben wir eine halbe Tonne Lebensmittel und 50 Kilogramm Drogerieartikel bekommen, und die Vorräte hielten bis November. Am häufigsten spenden Senioren. Selbst haben sie zwar nicht viel Geld übrig, aber trotzdem teilen sie, was sie haben.“

Věra Doušová | Foto: Agáta Nezbedová,  Tschechischer Rundfunk

Die gesamten Lebensmittel kommen nun Menschen zugute, die unter oder knapp an der Armutsgrenze leben. Rund eine Million von ihnen gibt es in Tschechien. Und eben Senioren gehören auch zu den typischen Empfängern gesammelter Güter. Věra Doušová ist Vorsitzende der Lebensmittelbank für Prag und den Mittelböhmischen Kreis:

„Es gibt zwei Gruppen von Bedürftigen, die absolut am stärksten vertreten sind. Das sind zum einen einsame Senioren, Witwen oder Witwer. Wenn man sich die Lebenshaltungs- und Energiekosten zum Beispiel in Prag vorstellt, wird man verstehen, dass eine Rente das nicht abdecken kann und daher nicht genug Geld für Lebensmittel übrig bleibt. Die zweite Gruppe sind alleinerziehende Mütter und alleinerziehende Väter. Wir stellen fest, dass die Zahl der Männer in dieser Lage steigt.“

Im Vorfeld hatten die Organisatoren befürchtet, dass die Bereitschaft zu Spenden wegen der angestiegenen Preise geringer ausfallen werde. Doch das Gegenteil habe sich gezeigt, sagt Milan Hloušek. Er ist Direktor der Lebensmittelbank im Kreis Karlovy Vary / Karlsbad:

„Ich habe vor dieser Sammelrunde etwas Angst gehabt. Als ich dann die Reaktionen der Menschen gesehen habe, die gezeigt haben, dass sie helfen wollen, und daher gekommen sind und eingekauft haben, hatte ich ein sehr gutes Gefühl.“

Die Möglichkeit, Waren zu spenden, besteht aber noch bis 3. Dezember – nämlich bei Einkäufen in Online-Shops. Eine Liste der beteiligten Geschäfte und nähere Informationen sind unter www.sbirkapotravin.cz zu finden.

Autor: Markéta Kachlíková | Quelle: Český rozhlas
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