Deutscher Unternehmer gründet private Technische Akademie in Tschechien

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Seit Jahren schon beklagt die tschechische Wirtschaft den Rückgang an Fachkräften, der insbesondere in technischen Berufen immer deutlicher wird. Entsprechende Bildungsprogramme, die mehr auf die Verzahnung von Theorie und Praxis setzen, sind ebenso noch Mangelware. Deshalb hat nun auch ein deutscher Unternehmer gehandelt, um das Defizit zwischen Nachfrage und Angebot zu verringern. Der 85-jährige Erwin Junker wird im September im ostböhmischen Holice eine eigene technische Akademie eröffnen.

Erwin Junker  (Foto: ČTK)
Erwin Junker trat in den 1990er Jahren als erster ausländischer Investor bei der Privatisierung des staatlichen Unternehmens TOS Hostivař auf. Er kaufte drei Werke der Maschinenbaufirma in Mittelböhmen und gliederte ihnen im Rahmen der Umstrukturierung später auch die Firma BSH aus Holice an. Daraus entstand sein heutiges Unternehmen Erwin Junker Grinding Technology, das sich im Wesentlichen auf den Bau von Schleifmaschinen spezialisiert hat. Doch mittlerweile hat Junker festgestellt: Ohne den ständigen Zulauf von gut ausgebildeten Fachkräften würde er gegen die Konkurrenz aus Asien auf Dauer nicht bestehen.

Foto: ČTK
Für rund 145 Millionen Euro ließ Junker daher nun in Holice eine moderne Technische Akademie mit einem angegliederten Wohnheim errichten, und die Unterbringungskosten wird er auch noch übernehmen. Dafür werden die Auszubildenden vertraglich verpflichtet, als spätere Fachkräfte in seiner Firma zu arbeiten. Durchlaufend sollen je 30 Absolventen von Mittel- und Hochschulen an der Akademie unterrichtet werden. Und der Bedarf ist groß, bestätigt der Direktor der Maschinenbaufirma in Holice, Karel Panuš:

Karel Panuš  (Foto: Archiv des Pardubicer Kreises)
„Für unser Unternehmen sehr wichtig sind die elektrotechnischen Berufe. Wir brauchen Leute, die Software-Programme beherrschen und sie auch weiterentwickeln können. Wir benötigen qualifizierte Mechaniker, Maschinenbauer und Konstrukteure.“

Einige der heutigen Beschäftigten in der Junker-Firma haben bereits eine praxisorientierte Ausbildung durch ihren Chef erhalten. Es macht sie stolz, eine Menge dazugelernt zu haben: Ihm gefalle sehr, dass man sich hier ständig weiterbilden könne, sowohl auf sprachlichem wie auch auf technischem Gebiet, schildert einer der Arbeitnehmer. Ein anderer ergänzt, dass es ihm vor allem die Präzision und die allseits bekannte deutsche Pünktlichkeit angetan hätten.

Martin Netolický  (Foto: Archiv des Büros des Hauptmanns Martin Netolický,  CC BY-SA 3.0)
Die Bildungsinitiative von Erwin Junker ist mittlerweile auch auf positives Echo in der regionalen Politik gestoßen. Der Kreis Pardubice, zu dem Holice gehört, befürwortet sogar bereits eine Aufnahme der Technischen Akademie in das Schulnetz des Landes. Hauptmann des Kreises ist der Sozialdemokrat Martin Netolický:

„Es bedarf nur der Verhandlung mit dem Eigentümer der Akademie. Sollte er Interesse zeigen an einer Eingliederung seiner Einrichtung in das System der tschechischen Mittelschulen, dann ist der Kreis Pardubice bereit, ihm dabei zu helfen.“

Nach Aussage von Karel Panuš, dem Direktor der Junker-Firma in Holice, stehe dieser Schritt jedoch zurzeit nicht auf der Tagesordnung. Das liegt womöglich auch daran, dass das Bildungsministerium in Prag seine Förderhilfe weiterhin nach wohl schon überholten Kriterien handhabt. Bildungsminister Marcel Chládek:

Marcel Chládek  (Foto: Archiv des Regierungsamtes der Tschechischen Republik)
„Gegenwärtig unterstützen wir die zahlenmäßig kleineren Bildungszweige mit 200 Millionen Kronen jährlich. In Zukunft aber wollen wir das Finanzierungssystem ändern. Dann soll es nicht mehr auf die Schülerzahl, sondern auf seine Wirkung auf den Arbeitsmarkt ausgerichtet sein.“

Bis es soweit ist, hat der 85-jährige Junker bestimmt Nägel mit Köpfen in punkto Weiterbildung gemacht. Schon jetzt aber hat er bewiesen, dass er auch im hohen Alter noch zu den Vorreitern gehört.