Deutscher Unternehmer gründet private Technische Akademie in Tschechien
Seit Jahren schon beklagt die tschechische Wirtschaft den Rückgang an Fachkräften, der insbesondere in technischen Berufen immer deutlicher wird. Entsprechende Bildungsprogramme, die mehr auf die Verzahnung von Theorie und Praxis setzen, sind ebenso noch Mangelware. Deshalb hat nun auch ein deutscher Unternehmer gehandelt, um das Defizit zwischen Nachfrage und Angebot zu verringern. Der 85-jährige Erwin Junker wird im September im ostböhmischen Holice eine eigene technische Akademie eröffnen.
Einige der heutigen Beschäftigten in der Junker-Firma haben bereits eine praxisorientierte Ausbildung durch ihren Chef erhalten. Es macht sie stolz, eine Menge dazugelernt zu haben: Ihm gefalle sehr, dass man sich hier ständig weiterbilden könne, sowohl auf sprachlichem wie auch auf technischem Gebiet, schildert einer der Arbeitnehmer. Ein anderer ergänzt, dass es ihm vor allem die Präzision und die allseits bekannte deutsche Pünktlichkeit angetan hätten.
Die Bildungsinitiative von Erwin Junker ist mittlerweile auch auf positives Echo in der regionalen Politik gestoßen. Der Kreis Pardubice, zu dem Holice gehört, befürwortet sogar bereits eine Aufnahme der Technischen Akademie in das Schulnetz des Landes. Hauptmann des Kreises ist der Sozialdemokrat Martin Netolický:„Es bedarf nur der Verhandlung mit dem Eigentümer der Akademie. Sollte er Interesse zeigen an einer Eingliederung seiner Einrichtung in das System der tschechischen Mittelschulen, dann ist der Kreis Pardubice bereit, ihm dabei zu helfen.“
Nach Aussage von Karel Panuš, dem Direktor der Junker-Firma in Holice, stehe dieser Schritt jedoch zurzeit nicht auf der Tagesordnung. Das liegt womöglich auch daran, dass das Bildungsministerium in Prag seine Förderhilfe weiterhin nach wohl schon überholten Kriterien handhabt. Bildungsminister Marcel Chládek:
„Gegenwärtig unterstützen wir die zahlenmäßig kleineren Bildungszweige mit 200 Millionen Kronen jährlich. In Zukunft aber wollen wir das Finanzierungssystem ändern. Dann soll es nicht mehr auf die Schülerzahl, sondern auf seine Wirkung auf den Arbeitsmarkt ausgerichtet sein.“Bis es soweit ist, hat der 85-jährige Junker bestimmt Nägel mit Köpfen in punkto Weiterbildung gemacht. Schon jetzt aber hat er bewiesen, dass er auch im hohen Alter noch zu den Vorreitern gehört.