Die Blamage bei Abiturtests und die Bewegung der Ärzte westwärts
Einheitliche Abiturprüfungen sowie der drohende Exodus tschechischer Ärzte wurden am Montag in der Mehrheit der Tageszeitungen kommentiert. Ab nächstem Jahr sollen die Schüler in Tschechien eine einheitliche Abiturprüfung ablegen. Um das System zu testen, gab es vor kurzem eine Generalprobe des Zentral-Abiturs. Wie am Sonntag veröffentlicht wurde, fiel jedoch ein Drittel der Schüler dabei durch.
„Wie sollen die Schulen wissen, was sie den Kindern für das Abitur beibringen sollen? Wenn im Schulwesen jahrelang wilde Experimente ohne ein philosophisch und theoretisch begründetes Ziel durchgeführt werden, das bestimmen würde, wie das Resultat der Bildung und Erziehung aussehen soll. Das Ministerium übertrug den Schulen auch die Verantwortung dafür, was und wann sie unterrichten und welchen Unterrichtsstoff sie weglassen. (…) Sollte für diesen Schlendrian nicht jemand bestraft werden? Werden wir erneut erfahren, dass für die Blamage mit dem einheitlichen Abitur, das 14 Jahre lang vorbereitet wurde, niemand konkret verantwortlich ist?“
Diese Fragen stellt Tomáš Vocelka in der Mladá fronta Dnes. Kommentator Martin Weiss sucht in der Lidové noviny hingegen nach der Antwort auf die Frage, warum die einheitlichen Abiturprüfungen in den vergangenen Jahren einen so starken Widerstand hervorriefen.
„Ein Teil der Schüler wollte einfach nicht mit anderen verglichen werden. Denn sie ahnten, wie das enden würde. (…) Wir täuschen der Welt und uns selbst vor, dass wir die Wichtigkeit der Bildung anerkennen. Aber viel mehr erkennen wir das Recht an, mit sich selbst zufrieden zu sein und sich nicht anzustrengen. (…) Wir leben immer noch in der Vorstellung, dass wir einfach aus dem Grund gebildet sind, weil wir zu jenem Teil der Welt gehören, der für gebildet gehalten wird. Was wäre, wenn uns China in der Bildung überholt? Wird in dem Falle das Abgeordnetenhaus beschließen, dass das um einige Jahre hinausgeschoben wird?“
Der Chefredakteur der Tageszeitung Hospodářské noviny, Petr Šimůnek, reagiert in seiner Bemerkung auf den Exodus der tschechischen Ärzte nach Deutschland. Wie sollte der Markt darauf reagieren, fragt der Kommentator:
„Wenn die Krankenhäuser gefährdet sind, muss man Geld für höhere Löhne finden. Oder werden wir auch östlich der tschechischen Grenze Ärzte anwerben? Dank der runden Erdkugel könnten wir dann einmal vielleicht die ursprünglichen tschechischen Ärzte zurück haben, die Richtung Westen abgewandert sind. Dies könnte aber allzu lagen dauern. Wenn wir die Ärzte zu Hause halten wollen, müssen wir auf die deutsche Konkurrenz reagieren und die Bedingungen für die Ärzte verbessern. Sonst werden wir von ihnen immer häufiger ´Auf Wiedersehen´ hören.“
Schreibt der Chefredakteur der Tageszeitung Hospodářské noviny, Petr Šimůnek.