Die Drogenpolitik und deren Realität in Tschechien

Toxikoman

Zum Anhören des folgenden Beitrags im Format Real Audio klicken Sie bitte hier: Immer mehr Jugendliche greifen in Tschechien zur Droge. Im letzen Quartal des Jahres 2000 hatten Kontaktzentren 1146 neue Abhängige registriert, rund die Hälfte von ihnen konsumiert die berühmt berüchtigte Droge tschechischer Provenienz, Pervetin. Das Durchschnittsalter der Drogenkonsumenten bewegt sich um 20. Mehr über aktuelle Daten und Fakten aus diesem Bereich erfahren Sie von unserer freien Mitarbeiterin Marcela Pozarek.

Im 4. Prager Stadtteil liess die Polizei am Montag dieser Woche in einer Wohnung eine Gang von vier Drogendealern auffliegen. Die Polizei verhörte im Vorfeld insgesamt 69 Abhängige und stellte 430 Fälle von Heroinverkauf in der Höhe von mindesten 200 000 KC fest. Der Hauptakteur der Gang ein 26-jähriger Mann aus Mittelböhmen verkaufte seine Ware über Mobiltelefon und schickte jeweils einen Mitarbeiter an den Übergabeort.

Nach diesem einfachen Muster verfahren neuerdings viele ins Drogengeschäft Involvierte, wie Anfang dieser Woche der Leiter der Nationalen Antidrogenzentrale, Jiri Kormorous vor der Presse bekannt gab. Drogendealer hätten ihren Stil geändert, massenweise komme Technik, wie etwa Mobiltelefon zum Einsatz. Zeiten und Orte der Übergabe würden sich ständig ändern und in die klassische tschechische Domäne, dem Geschäft mit Pervetin seien, so Kormorous, russische Verbrecherorganisationen eingedrungen. Was lange nur in grösseren Städten zu kriegen war, sei jetzt überall, auch in der Provinz zu haben.

Einen weiteren Trend, den die Polizeibehörden feststellten, sind sogenannte Dealerwohnungen, wo mehrere Händler, sozusagen via Versand Drogen verkaufen. Diese Form von Distribution würde vor allem von Roma sehr genutzt. Der Koordinator für Drogenepidemie, Vladimir Polanecky bemerkte zu der Präsenz von Narkotika lapidar, dass man Drogen heute ganz einfach in jeder Disco bekommen könne und so wundere es nicht, dass Tschechien im Vergleich zu anderen europäischen Ländern ein tragischer Spitzenreiter bezüglich dem Alter von Drogenkonsumenten sei. Es gäbe, so Polanecky sogar einige Fälle, wo 12 - Jährige mit Drogen beginnen, der Durchschnitt liege bei 20 Jahren.

An tschechischen Technopartys ist der Konsum von Ecstasy gang und gäbe. Der Facharzt der Drogenberatungsstelle Ivan Douda fasste die Gefahr der Technodroge, der Drogen überhaupt wie folgt zusammen: "Das Problem hängt nicht mit dem Stoff allein zusammen, es hängt vor allem mit der totalen Veränderung von Interessen und Werten zusammen. Das normale Leben wird für Ecstasy Konsumenten plötzlich fad und grau. Sie haben grosse Schwierigkeiten sich damit zurechtzufinden."

Autor: Marcela Pozarek
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