Die Flut: Zwei Jahre danach
An vielen Orten Tschechiens gedachte man an diesem Wochenende der großen Flut, die das Land vor genau zwei Jahren heimgesucht hatte. Die Wassermassen hatten damals zunächst große Teile Südböhmens verwüstet, am 13. August 2002 überschwemmten sie mehrere Prager Stadtbezirke, in den Tagen danach traten in den nördlichen Landesteilen die Flüsse über die Ufer. Der Chronologie der Katastrophe folgte nun die Reihenfolge lokaler Rückblicke. Zwei Jahre nach der Flut: Gerald Schubert zieht anhand zweier Beispiele Bilanz:
"Im August kam das Hochwasser, und im Februar wurden dann schon die Häuser hier gebaut. Wir beklagen uns nicht. Aber es ist nicht unser Zuhause. Heimat ist eben Heimat. Das ist das, was zählt. Und wir haben alles verloren", sagt Zdenka Stepánková.
Zálezlice soll künftig von einem etwa zwei Kilometer langen Damm vor ähnlichen Katastrophen geschützt werden. Bis zu seiner Fertigstellung wird es aber wohl noch mindestens ein Jahr dauern.
International am meisten Beachtung fand während des Hochwassers wohl die tschechische Hauptstadt Prag mit ihren unzähligen Kulturdenkmälern. Tausende Menschen wurden obdachlos, die Verkehrsinfrastruktur brach fast völlig zusammen, ganze Stadtbezirke lagen wochenlang unter einer stinkenden Schlammschicht. Unter den vielen Einzelschicksalen war auch das des Prager Vitalis-Verlags, der mehrheitlich Bücher in deutscher Sprache herausbringt. Sowohl der Verlag selbst als auch die angeschlossene Buchhandlung - beides auf der Kleinseite nahe dem Moldauufer gelegen - wurden überflutet. Harald Salfellner, Gründer und Leiter des Vitalis-Verlags, spricht von 80 Prozent Substanzverlust. Und wie ist die Situation nun, zwei Jahre später? Harald Salfellner:
"Wir sind heute wieder etwa dort, wo wir vor der Flut waren. Und das war eine relativ starke Position. Wir sind als Verlag wieder leistungsstark. Zwei Jahre hat es gedauert. Aber es ist auch nach den zwei Jahren nicht zu übersehen, dass wir Andere geworden sind. Man geht nicht in so ein Hochwasser hinein, und dann wieder heraus, und schüttelt sich ab, als wäre nichts gewesen."
Das gilt wohl auch für ganz Tschechien. Zwei traurige Eckpunkte einer Gesamtbilanz: Die Katastrophe vom August 2002 forderte hierzulande 17 Menschenleben. Der Gesamtschaden betrug 73 Milliarden Kronen, das sind etwa 2,3 Milliarden Euro.