Die Mumie kehrt zurück – ins Náprstek-Museum
Eine von ihnen ist 3300 Jahre alte, die anderen sind um ein paar Jahrhunderte jünger. Wenn auch hoch betagt, ziehen sie die Aufmerksamkeit nicht nur von Experten auf sich. Die Rede ist von Mumien aus dem alten Ägypten, die aus den Sammlungen des Prager Nationalmuseums stammen. Einige von ihnen sind in einer Ausstellung zu sehen, die am vergangenen Mittwoch im Náprstek-Museum eröffnet wurde.
„Auch hier in der Ausstellung handelt es sich um Mumien von Angehörigen der obersten Gesellschaftsschicht. Denn ein Durchschnittsägypter konnte sich eine Mumifizierung nicht leisten.“
Auf eine ägyptologische Ausstellung hat man lange gewartet, meint der Kurator. Die Mumien sowie weitere Gegenstände, die mit ihrer Bestattung zusammenhängen, werden nach 40 Jahren wieder ausgestellt:
„Eine Mumienausstellung wurde im Museum 1971 kurz nach der Entstehung einer selbständigen ägyptologischen Sektion des Museums veranstaltet. Mit der Erforschung der Mumien begann man Anfang der 1970er Jahre. Die Mumien wurden damals in der Nacht in die Uni-Klinik auf dem Karlsplatz gebracht, um sie mit dem Röntgenapparat untersuchen zu können und dabei den Betrieb der Klinik nicht zu stören. Wir setzten die Forschungen - allerdings mit modernen Methoden - seit 2009 fort. In unserem Team sind neben Ägyptologen, Anthropologen und Ärzten auch Restauratoren.“
Die Mumien wurden im diagnostischen Zentrum Mediscan unter anderem mit der Computertomographie untersucht. Dabei seien einige überraschende Tatsachen festgestellt worden, so der Arzt Jiří Bučil:
„Es geht um Erkrankungen, die Spuren am Skelett der Mumien hinterließen. Denn wir hatten bei den Untersuchungen nichts anderes als Skelette zur Verfügung. Das übrige Gewebe ist mit der Zeit schon so stark verändert, dass es uns kaum mehr Informationen über die Krankheitsgeschichte liefern kann. Überraschend war für uns, dass wir an einem der Skelette das Non-Hodgkin-Lymphom identifiziert haben. Dies ist die Bezeichnung für mehrere bösartige Erkrankungen des lymphatischen Systems. Eine weitere Erkrankung, mit der wir bei den Ägyptern gar nicht rechneten, ist die Struma oder im Volksmund der Kropf. Denn in Ländern, die an der Meeresküste liegen, kommt diese Erkrankung selten vor. Sonst fanden wir an den Skeletten Beweise dafür, dass die Leute an ganz üblichen Krankheiten litten und auch mal das Bein- oder die Hand gebrochen hatten.“
Die Mumien liegen in Vitrinen, in denen die notwendige Feuchtigkeit und Temperatur aufrechterhalten wird. Bei der Installation der Mumienausstellung habe er sich nach dem ethischen Kodex des Internationalen Museumsrates ICOM gerichtet, erzählt Pavel Onderka.„Am wichtigsten war es für uns, die sterblichen Überreste pietätvoll auszustellen und sie in einem Milieu zu präsentieren, das ihrer Bedeutung gerecht wird. Ich glaube, dass die architektonische Gestaltung der Ausstellung gelungen ist, dass der Respekt gegenüber den Toten gewahrt wird. Die alten Ägypter wünschten sich, dass ihr Name nicht vergessen wird. Und diese Ausstellung macht es möglich.“
Neben den Mumien sind auch 150 Gegenstände aus den ägyptologischen Sammlungen des Nationalmuseums ausgestellt. Im Rahmen des Begleitprogramms organisiert das Museum Vorträge unter anderem über die Mumifizierungsverfahren sowie den aktuellen Stand der Mumienforschung in Tschechien.Die Veranstalter dachten aber auch an die jüngsten Museumsbesucher: Für Kinder sind künstlerische Werkstätten bestimmt, in denen sie sich beispielsweise mit altägyptischen Hieroglyphen vertraut machen können. Die Ausstellung ist bis Ende September im Náprstek-Museum zu sehen. Das Museum befindet sich im Haus „U Halánků“ auf dem Platz Betlémské náměstí in der Altstadt und ist täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.