Die mysteriöse "Anna" wurde im Pfadfinderlager erfunden
Im Fall des misshandelten Jungen Ondra aus Kurim und dem Mädchen Anna, über deren wahre Identität in den letzten Wochen viel spekuliert wurde, gibt es eine neue Entwicklung. Die 32-jährige Barbora Skrlova, die sich offenbar als 13-jährige Anna ausgegeben hatte und nach der die Polizei wochenlang gefahndet hatte, ist in Kopenhagen aufgetaucht.
Das 13-jährige Mädchen mit dem Namen Anna hat es offenbar nie gegeben. Die 32-jährige Barbora Skrlova hatte diese Rolle gespielt. Warum? Darüber rätselten die Medien in den letzten Wochen. Von einer bisher unbekannten Sekte war die Rede, oder davon, ein Verbrechen, gar einen Mord, vertuschen zu wollen. Nun hat Barbora Skrlova sich aus Kopenhagen gemeldet. In einem Gespräch mit der Tageszeitung "Lidove Noviny" gab Skrlova zu, sich wirklich als Anna ausgegeben zu haben. Sie sei dann abwechselnd als Barbora und als Anna aufgetreten.
"Ich hatte nie Probleme damit gehabt, beide Leben zu führen. Als Annicka oder als Barbora", sagt sie.
Und warum hat sie das gemacht? Die Idee sich als junges Mädchen auszugeben, sei im Pfadfinderlager entstanden. Die Kinder sollten denken, sie seien unter sich, obwohl ein Erwachsener dabei war. Dieses Schlüpfen in die Identität eines Kindes habe sich dann weiterentwickelt. Barbora Skrlova hatte nach ihren eigenen Worten Probleme, sich als Erwachsene in die Gesellschaft zu integrieren. Alle Psychologen und Pädagogen hätten der 32-Jährigen den Auftritt als 13-jähriges Mädchen abgenommen, betont Barbora im Interview. Immer sei sie es gewesen, die als 13-jährige Anna aufgetreten ist. So auch vor Gericht, als es um das Sorgerecht für Anna ging. Die Mutter von Ondra, Klara Mauerova und ihre Schwester, Katerina, hatten für das Mädchen das Sorgerecht und eine Identität beantragt. Anna war angeblich jahrlang als Findelkind bei der Oma aufgewachsen. Nur für den DNA-Test, der für das Gericht nötig war, sei eine andere Person verwendet worden. Nachdem Klara Mauerova wegen des Verdachts der Misshandlung ihre Sohnes Ondra verhaftet worden war, wurde Anna in das Kinderheim Klokanka gebracht, wo laut Skrlova niemand Verdacht schöpfte.
"Sie haben da viele Fehler gemacht, aber stehen nicht dazu. Als ich da hinkam, sagten sie, ich sehe aus wie eine neunjährige", so Skrlova.
Nach der Flucht aus dem Heim, sei sie dann mit dem Zug nach Dänemark gefahren. In der tschechischen Botschaft hat sie sich gemeldet in Begleitung ihres Vaters und eines Anwalts gemeldet. Sie will einen Pass beantragen will. Damit man ihr auch glaubt, dass es sich wirklich um Barbora Skrlova handelt, hat sie per Post eine Haarprobe nach Tschechien geschickt.
Die Psychologen sind sich nicht einig. Entweder ist eine psychische Krankheit, wie z.B. eine Persönlichkeitsstörung dafür verantwortlich, dass Barbora Skrlova die Identität eines 13-jährigen Mädchens angenommen hatte. Oder das ganze ist lediglich ein Spiel, um die Behörden zu verwirren. Skrlovas Aussagen zum Fall des misshandelten Ondra sind in dem Zeitungsinterview nur sehr dürftig. Ondra sei nur hin und wieder eingesperrt worden und nur wenn er böse gewesen sei.