Karel Capeks Stück "Die Sache Makropulos" ist wenigstens dem Namen nach in Tschechien wohl sehr bekannt. Denn das Stück, das man heute als eine schwarze Sci-Fi-Komödie bezeichnen würde, gehört zur Pflichtlektüre und wird oft von tschechischen Theaterensembles aufgeführt. Zum internationalen Ruf der "Sache Makropulos" trug vor allem die gleichnamige Oper von Leos Janacek bei. Die Geschichte der 300jährigen Operndiva Emilia Marty und des Kampfes um die Macht über das ewige Leben faszinierte den deutschen Theatermacher Peter Wittig, der Capeks Sache Makropulos in einer deutsch-tschechischen Besetzung einstudiert hat. Die tschechische Erstaufführung dieses bilateralen Theaterprojektes fand am Mittwoch im nordböhmischen Usti nad Labem / Aussig statt. Martina Schneibergova war dabei und fragte den Regisseur nach den Anfängen des Theaterprojekts:
"Es ist das erste Mal, dass die Simon-Dach-Theaterproduktion aus Berlin so etwas macht. Zuerst war der Gedanke da Makropulos von Capek zu spielen. Der zweite Gedanke war: Da sollten wir uns doch mit tschechischen Partnern zusammen tun. Dazu gehört, dass auf der Bühne deutsche und tschechische Schauspieler stehen und dass wir Partner in Tschechien haben. Wir haben im September in Berlin die Berliner Erstaufführung dieses Stückes von Capek gespielt. Man kennt in Berlin die Oper von Janacek, die etwas völlig anderes ist, denn bei Janacek ist keine Komödie mehr. Bei Capek ist es eine schwarze Komödie. In Zusammenarbeit mit dem Tschechischen Zentrum in Berlin habe ich Partner in Tschechien gefunden: Zunächst in Usti nad Labem im Theater Cinoherni studio und dann in Cheb im Westböhmischen Theater. Für mich ist die Komödie von Capek ungeheuer interessant. Ich komme ja aus der ehemaligen DDR, und bei uns war Capek ein ganz viel gelesener Autor. Ich kannte bisher nur die Oper, wo ich mir sagte, das kann doch nicht der ganze Capek sein - so, wie es der große alte Mann Janacek sieht. Dann habe ich den Capek gelesen und war fasziniert davon. Da ich auch eine gute Besetzung dafür habe, muss man das spielen. Ich glaube, in unserer Zeit, wo die Biologen heute sehr ernst daran denken, dass sie ziemlich bald doch schon auch mit dem menschlichen Leben manipulieren können, ist diese schwarze Sci-Fi von Karel Capek ein interessantes und spannendes Thema."
Peter Wittig (Foto: Autorin)
Während der Vorstellung ist mir eben auch der Gedanke eingefallen, dass das Stück heute, in einer Zeit des Klonens, an der Aussagekraft nicht verloren hat. Finden Sie es nicht bewundernswert, dass Capek so etwas schon damals angedeutet hat?
"Ja, das ist ein erstaunliches Können von Capek, dass die Zukunftsvisionen, die er hat - ob es in R.U.R., in der Sache Makropulos oder im Krieg mit den Molchen ist - weit über sein Zeit hinaus reichen - als Mene tekel für die Zukunft."
Am Freitag, dem 25. November, wird "Die Sache Makropulos" in Peter Wittigs Regie um 10 beziehungsweise 19 Uhr auch im Westböhmischen Theater in Cheb / Eger aufgeführt.