Die Wahlkampagne lief auf volle Touren

Die Kampagne vor den Senats- und Landkreiswahlen, die in der Tschechischen Republik am kommenden Sonntag stattfinden, lief in den vergangenen Tagen auf vollen Touren. Die Wahlkandidaten verließen sich oft auf bewährte Methoden, um die Wähler zu überzeugen. Mancherorts ließen sich jedoch die Kandidaten auch etwas Originelles einfallen. Martina Schneibergova berichtet:

Neben den traditionellen Wahlmeetings, Flugblättern, Billboards und Wahlzeitungen wurde diesmal mehr als bisher auch das Internet genutzt. Die Kandidaten präsentierten sich mit ihrem Programm auf eigenen Webseiten. Außerdem kamen die Sozialdemokraten auf die Idee, möglichst viele Wähler auch telefonisch anzusprechen. Auf diese im Ausland übliche Weise, die aber hierzulande bislang von niemandem ausprobiert wurde, sollten bis zu einer Million Menschen angesprochen werden. Die Sozialdemokraten, die in den vergangenen Jahren vor den Wahlen durch die Republik mit dem volksnahen Verkehrsmittel - dem Bus Namens "Zemak" - reisten, wechselten diesmal zu Kleinbussen der Marke Citroen, mit denen die CSSD-Kandidaten zu ihren Wahlmeetings befördert wurden. Die CSSD lehnte es zum erstenmal ab, die Kosten ihrer Wahlkampagne zu beziffern.

Die Demokratische Bürgerpartei-ODS, die mit den regierenden Sozialdemokraten ein Duldungsabkommen geschlossen hatte, behauptet, diesmal habe ihre Wahlkampagne weniger als früher gekostet. Die Bürgerdemokraten verließen sich vor allem auf den Parteichef Vaclav Klaus, der von einem Meeting zum anderen reiste und in den letzten Tagen praktisch das ganze Land durchgereist hat.

Im etwas leichteren Ton spielte sich die Kampagne der Viererkoalition ab, zu der vier Oppositionsparteien gehören - die Freiheitsunion, die Christdemokraten, die Demokratische Bürgerallianz und die Demokratische Union. Die Viererkoalition reiste zu ihren Meetings mit zwei zu diesem Zweck besorgten älteren Londoner Doppeldeckern, die einzelnen Parteichefs ließen sich hie und da auf einem Vierroller rasend erblicken.

Der Viererkoalition wurde von den Studenten aus dem mährischen Zlin angeboten, dass sie ein Happening organisieren werden, bei dem das zwischen der Demokratischen Bürgerpartei und den Sozialdemokraten geschlossene Tolerierungsabkommen symbolisch bestattet wird. Die Viererkoalition hat jedoch inzwischen auf ihr Vorhaben verzichtet, die symbolische Beerdigung des von ihr heftig kritisierten Tolerierungsabkommens zu finanzieren. Die Zliner Studenten wollen trotzdem das Happening am Samstag - d.h. am Vorabend der Wahlen - organisieren.

Mit einem Happening wollen auch die Bürgerdemokraten ihre Kampagne am Freitag in dem Landkreis Usti nad Labem/Aussig an der Elbe beenden. Im nordböhmischen Most/Brüx werden sie die sog. "Säule der Totalität" bauen, um den Mythos über das sog. "rote Most" zu widerlegen. Libuse Svendova von der ODS, erklärte vor dem Beginn des Happenings:

"Die Säule wird aus Papierschachteln gebaut, die mittels einer Hochhebebühne aufeinander gelegt werden. Diese Schachteln sind mit verschiedenen Losungen beschrieben, die man aus der Zeit des totalitären Regimes gut kennt. Bisher ist es nicht windig, was für unser Vorhaben günstig ist," sagte Libuse Svendova über das von den Bürgerdemokraten geplante Happening, bei dem sich zwar nicht Vaclav Klaus höchstpersönlich, aber wenigstens der stellvertretende Parteichef Ivan Langer blicken lässt.