Die zwei Gesichter der tschechischen Fußball-Nationalmannschaft
Die tschechischen Fußballer haben die Europameisterschaft in Deutschland im kommenden Jahr eigentlich fest in ihrem Kalender vermerkt. Denn dass die Qualifikation für das Turnier ein Problem werden könnte, davon geht man hierzulande eigentlich nicht aus. Doch in den ersten beiden Spielen zeigte das Team zwei Gesichter.
Mit „Hoši, děkujem“ („Jungs, wir danken Euch“) waren am Freitagabend die tschechischen Fußballer noch gefeiert worden für ihren Sieg gegen Polen. Zum Auftakt der EM-Qualifikation hatten die Schützlinge von Nationaltrainer Jaroslav Šilhavý in Prag mit 3:1 gewonnen gegen das Team des Nachbarlandes um Stürmerstar Robert Lewandowski. Allerdings folgte am Montagabend ein ernüchternder Auftritt und ein enttäuschendes 0:0-Unentschieden in Moldawien.
„Wir haben vier Punkte. Noch vor den beiden Länderspielen hätten wir das vielleicht als gut angesehen, aber jetzt sind wir stattdessen enttäuscht. Denn eigentlich müssten es sechs Punkte sein. Wenn man gegen Polen antritt, also gegen den Favoriten in der Gruppe, dann versucht man genauso zu spielen, wie das jetzt Moldawien hier gegen uns getan hat“, so Trainer Šilhavý nach der Partie in Chișinău.
Die Moldawier verteidigten aufopferungsvoll und versuchten immer wieder, über Konter auch selbst vor dem tschechischen Tor gefährlich zu werden. Tschechien tat sich wiederum schwer schon beim vorletzten Pass, und kaum eine Flanke kam in den moldawischen Strafraum. Mehr als ein Lattenschuss von Mannschaftskapitän Tomáš Souček zu Ende der ersten Halbzeit sprang nicht heraus. Der Mittelfeldspieler vom englischen Erstligisten West Ham United bekannte daher nach der Begegnung:
„Nach dem Spiel gegen Polen war die Begeisterung groß angesichts der drei Punkte und der drei Tore. Die hervorragende Mannschaftsleistung vom Freitag wollten wir nun bestätigen, aber es hat nicht geklappt. Wir haben zwar auf schwerem Terrain gegen eine massive Deckung gespielt. Doch wenn wir ein großes Team sein wollen, müssen wir auch solche Aufgaben meistern.“
Schließlich ist Moldawien nur Nummer 174 in der Fifa-Weltrangliste und damit viertschlechtestes Team in Europa. Nationaltrainer Šilhavý analysierte für die Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks, woran es am Montag lag:
„Schon der Spielaufbau hat nicht geklappt. Der Ball ist uns immer wieder versprungen. Der Gegner war aber auch unangenehm und ist viel gelaufen. Und die Moldawier haben immer wieder gefährliche Vorstöße gehabt, waren hartnäckig. Wir hatten daher keinen ruhigen Moment. In der zweiten Halbzeit haben wir den Gegner dann etwas mehr unter Druck setzen können, aber viel ist dabei nicht herausgekommen.“
Am eigenen Willen habe es allerdings nicht gelegen, betont Verteidiger Jakub Brabec vom griechischen Verein Aris Thessaloniki.
„Im Gegenteil: Alle haben geackert und sich bemüht. Aber fußballerisch hat es einfach nicht hingehauen, wir hätten den Sieg nicht verdient gehabt. Das zeigt wieder einmal, dass die Mannschaften heute ausgeglichener sind – auch andere können laufen und verteidigen. Und wir haben kein Rezept dagegen gefunden“, sagte Brabec.
Ähnliche Spiele werden in der EM-Qualifikation allerdings noch ein paar auf die tschechischen Fußballer zukommen. Beispielsweise schon am nächsten Spieltag im Juni, wenn man auf die Färöer-Inseln muss. Oder im September beim Heimspiel gegen Albanien.
Trotz allem führt Tschechien nach den beiden ersten Spieltagen der EM-Qualifikation die Tabelle der Gruppe E an. Aber auch der zweite Platz würde noch reichen für die Teilnahme an der Europameisterschaft. Und diese startet am 14. Juni kommenden Jahres mit dem Auftaktspiel in München.