Diplomatische Verstimmung nach falschem Ebola-Verdacht bei Ghanaer in Prag

Foto: ČT24

Die Angst vor der Ebola-Epidemie hat zu einer diplomatischen Verstimmung zwischen Tschechien und Ghana geführt. Ein Student aus dem afrikanischen Land wurde in Prag fälschlicherweise verdächtigt, das tödliche Virus haben zu können. Die Polizei griff ihn auf dem Prager Hauptbahnhof auf. Letztlich stellte sich heraus, dass er nur eine Erkältung hatte. Doch die ghanaische Botschafterin hat sich beschwert.

Foto: ČT24
Es ist vor allem eine Szene, die für Aufregung sorgt. Da wird der junge Mann aus Ghana auf einem Rollstuhl aus dem Hauptbahnhof geschoben. Kopf und Körper sind mit einer schwarzen Plane bedeckt, als handelte es sich um einen Toten. Das halbe Gebäude ist von der Polizei abgeriegelt. Der Mann, der den Rollstuhl schiebt, steckt in einem weißen Schutz-Overall, eskortiert von einem Polizisten. Ein Video von dieser Szene fand den Weg ins Internet und wurde bis Donnerstag bereits von 70.000 Menschen in Ghana gesehen. Irritiert sind auch die Ärzte, die den Patienten später im Prager Krankenhaus Na Bulovce untersuchten. Ladislav Machala arbeitet im Infektionszentrum der Klinik:

Ladislav Machala  (Foto: Marián Vojtek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Der Einsatz war nicht ideal. Es hätte gereicht, dem Patienten eine Maske vor den Mund zu geben und ihn dann auf normale Weise hinauszuführen. Mir ist das Ganze unnötig theatralisch vorgekommen.“

In der Klinik ließ sich der verdutzte Ghanaer angeblich auch bereitwillig untersuchen. Letztlich waren die Tests negativ – es handelte sich nur um eine harmlose Erkältung.

Doch der Vorfall hat nun ein Nachspiel. Die ghanaische Botschafterin in Prag ist aufgebracht. Sie hat sich offiziell über das Vorgehen der tschechischen Behörden beschwert. Der junge Bürger ihres Landes habe durch die Art des Einsatzes ein Trauma davongetragen, hieß es. Er müsse psychologisch behandelt werden.

Svatopluk Němeček  (Foto: Archiv des Regierungsamtes der Tschechischen Republik)
Zu dem Einsatz gekommen war es am Samstag vergangener Woche. Der Patient gehörte zu einer Gruppe von vier Studenten aus Ghana, die mit dem Flugzeug in Prag ankamen. Das Personal am Václav-Havel-Flughafen war der Meinung, dass der Betroffene mögliche Symptome von Ebola zeige. Angeblich wurde dem Studenten empfohlen, noch am Flughafen den zuständigen Arzt aufzusuchen, er soll dies jedoch nicht befolgt haben. Gesundheitsminister Svatopluk Neměček verteidigte am Donnerstag die Reaktion von Flughafenpersonal, Polizei und Ärzten:

„Ich denke, der Schutz der Menschen in Tschechien steht an vorderster Stelle. Das Problem mit dem ghanaischen Bürger liegt aber nicht in erster Linie im Vorgehen der Behörden, sondern darin, dass er der Aufforderung am Flughafen nicht nachgekommen ist. Er ist weggerannt und hat sich nicht standardgemäß untersuchen lassen. Letztlich wurde er erst am Hauptbahnhof eingeholt. Jeder einzelne ist aber verpflichtet, sich einer angeordneten Untersuchung auch zu unterziehen. Ich glaube fest daran, dass sich die Sache klären wird.“

Ghana  (Quelle: TUBS,  Wikimedia CC BY-SA 3.0)
Ghana liegt zwar in Westafrika, doch grenzt das Land an keinen der Staaten mit Ebola-Epidemie. In Ghana wurde bisher auch kein Ansteckungsfall nachgewiesen. Verschiedene Medien halten das Vorgehen der tschechischen Behörden daher für diskriminierend, der einzige Grund sei die Kombination aus Hautfarbe und Erkältungssymptomen gewesen.

In Tschechien gilt der ghanaische Patient im Übrigen als insgesamt vierter Verdachtsfall von Ebola. Obwohl sich bei keinem eine Infektion bestätigt hat, werden ab Dienstag an allen tschechischen Flughäfen umfassende Kontrollen zu dem Virus eingeführt. Ankommende müssen dann einen Fragebogen ausfüllen. Am Prager Airport soll Reisenden aus Westafrika zudem die Temperatur gemessen werden, um Verdachtsfälle schneller identifizieren zu können.