Diskriminiert Tschechien homosexuelle Asylwerber?

In einigen Ländern ist Homosexualität auch heute noch strafbar. So werden Menschen mit gleichgeschlechtlicher sexueller Orientierung etwa in Ägypten, Iran oder Nigeria verfolgt. Ein guter Grund also, um in Tschechien Asyl zu beantragen. Doch wie weist man nach, dass der Asylwerber tatsächlich homosexuell ist? Die in Tschechien bis vor Kurzem angewendete Methode der Phallometrie stößt auf heftige Kritik von Menschenrechtsorganisationen.

Phallometrie
Phallometrie, so nennt sich ein in den Fünfzigerjahren in Tschechien entwickeltes Verfahren, mit dem die sexuelle Orientierung von Männern getestet werden kann. Während dem Probanden verschiedene erotische Bilder und Filme gezeigt werden, werden mit einem speziellen Gerät Blutdurchfluss und Temperatur im Penis gemessen. In Tschechien wurde dieses Verfahren bis vor Kurzem bei Menschen angewendet, die wegen ihrer Homosexualität um Asyl angesucht hatten. Dies sei aber nur in rund zehn Fällen und mit Zustimmung der Betroffenen erfolgt, sagte Innenminister Radek John im Tschechischen Fernsehen:

Radek John
„Das waren Leute, die wegen ihrer Homosexualität um Asyl angesucht haben. In ihren Herkunftsländern sind sie dafür verfolgt worden und deshalb wollten sie mit allen Mitteln nachweisen, dass sie homosexuell sind.“

Die umstrittene Phallometrie sei auch nur ein Teil der gesamten Beweisaufnahme im Rahmen des Asylverfahrens gewesen, so der Innenminister.

Einem iranischen Asylbewerber ging diese Form der Beweissicherung durch die tschechischen Behörden aber offenbar zu weit. Er suchte in Deutschland Schutz und berief sich vor Gericht auf die seiner Meinung nach diskriminierende Behandlung in Tschechien.

Phallometrie-Gerät  (Foto: www.ct24.cz)
Auch die EU-Agentur für Menschenrechte in Wien kritisiert die tschechischen Behörden: Durch den Einsatz der Phallometrie verstoße Tschechien gegen Artikel 21 der EU-Grundrechtecharta, der jede Diskriminierung aufgrund der sexuellen Ausrichtung verbietet.

Im tschechischen Innenministerium versichert man, die Phallometrie werde bereits seit einigen Monaten nicht mehr angewendet.