Dokumentation des Kalten Krieges: Grenzübergang Rozvadov wird zum Museum

Grenzübergänge in Europa haben so gut wie ausgedient. Wer heute von Deutschland nach Tschechien fährt, der nimmt kaum noch war, dass er eine Staatsgrenze passiert. Die Gebäude, in denen einst Grenz- und Zollbeamte arbeiteten, stehen leer und suchen neue Nutzer. Einer der wichtigsten Übergänge von Böhmen nach Bayern war und ist Rozvadov – Waidhaus. Wo einst Pässe kontrolliert und Reisende abgefertigt wurden, hat die Stiftung „Eiserner Vorhang“ ein Museum eingerichtet.

Am 14. Mai eröffnet die Stiftung Eiserner Vorhang das Museum in Rozvadov – ein angeblich weltweit einzigartiges Museum. Václav Vítovec, Sie sind Gründer der Stiftung. Was macht das Museum in Rozvadov so besonders?

„Das Museum ist aus mehreren Gründen einmalig. Erstens befindet es sich an einem einzigartigen Ort. Nur wenige sind sich bewusst, dass der Grenzübergang Rozvadov-Waidhaus der berühmteste Grenzübergang überhaupt zwischen Ost und West war. Zweitens, das Museumsgebäude selbst steht direkt dort, wo einst der eiserne Vorhang verlaufen ist – dort, wo sich die Geschichte abgespielt hat. Dieses Gebäude erinnert an alle Schlüsselereignisse des vergangenen Jahrhunderts, die mit dem eisernen Vorhang zusammenhängen.“

Václav Vítovec  (Foto: Marie Podzimková,  Tachovský deník)
Die Stiftung hat vom tschechischen Staat ein heruntergekommenes Gebäude direkt an der Grenze übernommen, um darin das Museum einzurichten. Was ist das für ein Gebäude?

„Es ist ein Gebäude, das 1934 als Sitz der Finanz- und Zollposten erbaut wurde, die den Verkehr zwischen Deutschland und der Tschechoslowakischen Republik überwacht haben. Bis 1989 diente es als Zentrum, in dem alle abgefertigt wurden, die den Grenzübergang passierten. Nach 1989 wurde der neuere Teil des Gebäudes umgebaut und eine Zeit lang erfüllte es weiter die Funktion der Zollabfertigung, nur dass die Pässe nicht mehr kontrolliert wurden. Mit dem Beitritt Tschechiens zum Schengenraum hat das Gebäude seinen Sinn verloren. Man suchte dafür eine neue Funktion. Unsere Stiftung kam auf die Idee, daraus ein Museum zu machen, ein Denkmal für die Vergangenheit.“

Es werden rund 800 Fotografien und hunderte Exponate ausgestellt sein. Welches ist ihrer Meinung nach das interessanteste?

„Also die größte Attraktion wird das Modell einer Atombombe sein. Wir arbeiten gerade daran, dass wir solch ein Modell bekommen werden. Ich bin nicht sicher, ob uns das bis zur Eröffnung am 14. Mai gelingen wird, in jedem Fall aber wird dieses Modell früher oder später ausgestellt werden. Nicht minder interessant sind das persönliche Telefon des ehemaligen Präsidenten der ČSSR, Gustav Husák, das er auf seinem Schreibtisch stehen hatte, und die Apparate, die direkt mit den wichtigsten Organen in Moskau verbunden waren – also mit dem Verteidigungsministerium, dem KGB und mit weiteren Organen.“

Im ersten Stock werden Fotografien der Geschichte des Triathlon ausgestellt – wie passt das zum Rest der Ausstellung?

„Es passt deswegen zusammen, weil die Idee zur Stiftung Eiserner Vorhang aus dem Sport entstanden ist, genauer gesagt aus dem Triathlon. Ich habe selbst dreimal an den Weltmeisterschaften im Triathlon auf Hawaii teilgenommen. Danach war ich in der Leistungsgruppe der Internationalen Triathlon-Union. Ich habe gesehen, wie sinnlos der eiserne Vorhang war, dass wir nicht reisen konnten, und wie sinnlos diese kulturelle Barriere zwischen Ost und West war. Als die Mauer fiel und der Kommunismus in Tschechien zu Ende ging, fand ich, dass es nötig wäre, ein Museum einzurichten, als Erinnerung für kommende Generationen – und als Warnung. So eine Warnung ist auch unser Museum in Rozvadov. Ein wichtiger Bestandteil des Museums ist die Ausstellung von Fotografien aus der Geschichte des internationalen Triathlons, die noch niemals veröffentlicht wurden. Der positive Zusammenhang wird also wunderbar dargestellt.“