Domschatz des Veitsdoms wird auf der Prager Burg ausgestellt

Foto: ČTK

Einer der größten Domschätze Europas ist seit dem vergangenen Freitag auf der Prager Burg zugänglich (zu sehen). Staatspräsident Václav Klaus und der Prager Erzbischof Dominik Duka haben in der Heiligkreuz-Kapelle eine neue Dauerausstellung über den Domschatz des Veitsdoms eröffnet.

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In der Heiligkreuz-Kapelle sieht man beispielsweise das goldene Reliquienkreuz, das Karl IV. herstellen ließ. Unter den Exponaten sind zudem das Schwert des heiligen Wenzel und Fragmente des Kreuzes, an dem der Legende zufolge Christus gekreuzigt worden war. Der Domschatz von St. Veit wird seit der Entstehung der Prager Diözese im Jahre 973 vom Kapitel zu St. Veit aufbewahrt. Große Teile des Schatzes stammen von Karl IV., der auf seinen Europa-Reisen eine umfangreiche Sammlung heiliger Gebeine mitbrachte. Der Schatz gehört zu den größten und wertvollsten Domschätzen in Europa. Über seine Geschichte spricht die Autorin der neuen Dauerausstellung, Ivana Kyzourová:

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„Die Blütezeit des Domschatzes war die Zeit Karls des IV. Er schenkte dem Domkapitel dutzende Reliquien, für die man wertvolle Reliquiare herstellen ließ. Nach dem Tod Karls des IV. wurden keine weiteren Reliquien mehr gesammelt und der Schatz vermehrte sich nicht mehr so stark. Trotzdem wurde er weiter bereichert, durch Geschenke von Herrschern, Adeligen und Mitgliedern des Kapitels. Diese ließen zum Beispiel neue Reliquiare für die bereits bestehenden Reliquien herstellen. Im Schatzen befinden sich auch Geschenke der von Schwarzenbergs, nämlich ein Kelch und Messkannen. Der letzte französische König Karl X., der nach seiner Verbannung aus Frankreich gewisse Zeit in Prag lebte, schenkte in Erinnerung an seinen Prag-Aufenthalt eine große Monstranz, die größte Monstranz des Schatzes.“

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Auch in der neuesten Zeit wuchs der Schatz noch. Nach 1989 kam das Reliquiar der heiligen Agnes von Böhmen hinzu, nach 2000 wurde ein Reliquiar für den Schädel des heiligen Lukas neu hergestellt. Die Sammlung reicht daher vom 10. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Die Autoren haben jene Denkmäler und Reliquien besonders hervorgehoben, die mit den böhmischen Landespatronen und mit den Heiligen des Veitsdoms verbunden sind. Der Schatz hat auch einen direkten Bezug zum heiligen Veit: Der böhmische Fürst Wenzel erhielt 929 eine Reliquie aus der Schulter des heiligen Veit vom sächsischen Herzog Heinrich I. Für diese Reliquie ließ er eine Rotunde erbauen, aus der sich im Laufe der Jahrhunderte der heutige Veitsdom entwickelt hat.

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Die Öffentlichkeit kann die wertvollen Reliquien und historischen Kunstgewerbegegenstände nun nach mehr als 20 Jahren wieder besichtigen. Ivana Kyzourová zufolge sei die Ausstellung eine große Herausforderung gewesen, die auch Mut erfordert habe:

„Die Heiligkreuz-Kapelle, die ehemalige Hofkapelle der Prager Burg, ist der beste Raum für die Ausstellung des Domschatzes, allerdings ist es ein historisches Objekt. Es war eine sehr schwierige Aufgabe, eine so wertvolle Sammlung, die unter bestimmten klimatischen Bedingungen und strengen Sicherheitsmaßnahmen ausgestellt wird, dort unterzubringen.“

Eröffnet wurde die Ausstellung von Staatspräsident Václav Klaus und dem Prager Erzbischof Dominik Duka. Der Letztgenannte hat gegenüber Radio Prag bei diesem Anlass hervorgehoben:

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„Es ist der Schatz des Veitsdoms, also der Metropolitan-Kathedrale. In der Zeit Karls IV. und später, in der Zeit Rudolfs II., war sie die Kathedrale der Hauptstadt des Heiligen Römischen Reiches. Wir können hier sehen, welch große Rolle der Glaube einst in der Kultur und in der Gesellschaft hierzulande gespielt hat. Und unsere Geschichte, muss man sagen, ist nicht nur die Geschichte des tschechischen Volkes, sondern auch des deutschen Volkes. Viele der Kostbarkeiten sind in jüdischen Werkstätten entstanden. Ich bin überzeugt, man kann das auch als einen Appell verstehen, wie wir in der heutigen Zeit leben sollten.“