Droht die Abwanderung von Forschern? Akademie der Wissenschaften kritisiert tschechischen Sparhaushalt
Die tschechische Akademie der Wissenschaften hat am Montag die geplanten Kürzungen im Staatshaushalt kritisiert. Die derzeit geplanten Konsolidierungsmaßnahmen könnten eine Abwanderung von Forschern ins Ausland zur Folge haben und zu einem Einbruch der tschechischen Wirtschaft führen, so die Befürchtung.
Aus dem aktuellen Haushaltsentwurf des Finanzministeriums geht hervor, dass für Wissenschaft, Forschung und Innovation im kommenden Jahr zirka zehn Prozent weniger ausgegeben werden sollen. Die Akademie der Wissenschaften etwa müsste mit 600 Millionen Kronen (25 Millionen Euro) weniger haushalten. Das Präsidium der Akademie hat die Sparmaßnahmen nun in einer Pressemitteilung angegriffen: „Sollten die Mittel für Wissenschaft, Forschung und Innovation reduziert werden, droht eine Abwanderung führender Wissenschaftler ins Ausland. Binnen weniger Jahre würde die tschechische Wirtschaft zusammenbrechen. Denn Investitionen in die Wissenschaft sind auch Investitionen in den zukünftigen Wohlstand unseres Landes“, heißt es in der Stellungnahme.
Die Akademie macht auch darauf aufmerksam, dass die Ausgaben für die Wissenschaft bereits seit 2020 zurückgehen. So würden 2023 in die Forschung 0,54 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) investiert, was deutlich weniger sei als in anderen bedeutenden Ländern, hieß es. Zum Vergleich nennt die tschechische Akademie der Wissenschaften den Nachbarn Deutschland, wo 0,93 Prozent des BIP in den genannten Bereich flössen.
Laut Tschechiens Premier Petr Fiala (Bürgerdemokraten) handelt es sich beim aktuellen Haushaltsentwurf des Finanzministeriums nur um einen Vorschlag, über den die Regierung erst noch entscheiden werde. Wissenschaft und Forschung hätten Priorität, jedoch zeige das Konsolidierungspaket auch deutlich den Ernst der Lage, verteidigte der Kabinettschef die Pläne.
Die tschechische Akademie der Wissenschaften hatte bereits in der Vergangenheit gewarnt, dass Kürzungen zu Schließungen ihrer Institute und zu Entlassungen führen könnten. Auch Petr Baldrian, Vorsitzender der staatlichen Fördermittelagentur (GAČR), gehört zu den Kritikern der Einsparungen. Die Kürzungen der Mittel für seine Institution würden bedeuten, dass aufgrund fehlender Gelder manche neuen Forschungsprojekte nicht mehr unterstützt werden könnten, sagte Baldrian der Presseagentur ČTK.