Ein Drittel der Geburtskliniken in Tschechien soll schließen
Die Geburtenrate in Tschechien sinkt. Infolge dessen soll rund ein Drittel der Entbindungskliniken in den nächsten Jahren geschlossen werden. Krankenversicherungen und Ärzte sind sich einig, dass diese Maßnahme erforderlich ist. Denn Einrichtungen, in denen nicht genügend Geburten stattfinden, könnten die gewünschte Qualität nicht sichern und seien wirtschaftlich schwierig zu betreiben, so die Argumente.
„Geburtsort Ivančice“: Dieser Eintrag in der Geburtsurkunde wird ab dem 1. Dezember kaum möglich sein. Denn die Entbindungsstation in der Kleinstadt, die etwa 20 Kilometer südöstlich von Brno / Brünn liegt, wird geschlossen. Dies erfolge aus zwei Gründen, sagt der Direktor des Krankenhauses in Ivančice / Eibenschütz, Martin Pavlík:
„Erstens ist der langfristige Rückgang der Geburtenzahl weit unter jenes Niveau gesunken, das von dem Berufsverband als Schwelle anerkannt wird – nämlich für die Aufrechterhaltung von Fachkenntnis und guter Praxis. Außerdem gilt die Grenze bei den Krankenversicherungen als Voraussetzung für die Gewährung von Leistungen. Und als zweites kommt ein Rückgang des ausgebildeten medizinischen Personals hinzu, der sich im letzten Jahr zugespitzt hat.“
Ivančice ist nicht der einzige Fall. In Tschechien gibt es bisher knapp 90 Geburtsstationen, in denen im vergangenen Jahr insgesamt rund 89.000 Babys geboren wurden. Das waren etwa 10.000 Kinder weniger als im Vorjahr. Die sinkende Geburtenrate und der Personalmangel sind die Hauptgründe für den Plan, in den nächsten Jahren bis zu einem Drittel der Kreißsäle zu schließen. Und zwar jene, die weniger als 600 Babys pro Jahr zur Welt bringen. Darauf haben sich Vertreter der Krankenkassen und der Tschechischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe geeinigt. Denn nur Kliniken, in denen ausreichend Kinder entbunden werden, könnten genügend Erfahrung und damit Sicherheit bieten, heißt es. Vladimír Dvořák leitet die Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe:
„Die Qualität der Fürsorge wird durch die umfangreichen Schließungen nicht gefährdet. Im Gegenteil, sie erhöht sich. Dies trägt auch zur Lösung des Personalmangels bei. Die Ärzte können in den bleibenden Einrichtungen Arbeit finden. Für die Frauen wird es sicherer und für das System einträglicher sein.“
Laut Dvořák geht es nicht nur um die Sicherung der Qualität. Die Gründe für die Schließung der Kliniken seien auch wirtschaftlicher Natur:
„Es ist schwer vorstellbar, dass ein Modell ökonomisch funktionieren kann, in dem etwa eine Geburt pro Tag stattfindet, während dort das gesamte gesetzlich notwendige Personal zur Verfügung steht.“
Die Zahl von 600 Geburten pro Jahr ist aber nicht das einzige Kriterium. Zum Beispiel darf die Fahrzeit zum nächsten Kreißsaal laut einem Erlass höchstens 35 Minuten betragen. Der Direktor der Allgemeinen Krankenversicherung (VZP), Zdeněk Kabátek:
„Es muss in Betracht gezogen werden, dass es Kliniken gibt, die zwar unter der Grenze von 600 Geburten pro Jahr liegen. Ihre Existenz ist aber trotzdem dringend nötig, um die festgelegte Anfahrtszeit sicherzustellen. Ein Beispiel ist die Geburtsklinik in Jeseník, die in einer Gebirgsregion liegt. Dort gibt es keine andere Lösung, als sie zu erhalten.“
Nicht alle Klinikleitungen sind mit dem Plan einverstanden. Michal Čarvaš, Vorsitzender des Krankenhausverbands und Direktor des Krankenhauses im südböhmischen Prachatice / Prachatitz, weist darauf hin, dass fast die Hälfte der Entbindungskliniken in Südböhmen die Parameter für ihre Erhaltung nicht erfüllen. Sollten sie geschlossen werden, werden die Frauen nirgendwo entbinden können, warnt Čarvaš.