Ein halbes Gedenken
Erstmals wurde der 27. Januar in diesem Jahr in Tschechien offiziell als ein "Bedeutender Tag" begangen. Gedenkveranstaltungen, Vorträge sowie thematisch orientierte Fernseh- und Rundfunksendungen zeugten davon, dass dem Holocaust-Gedenktag - wie der Tag kurz bezeichnet wird - die entsprechende Aufmerksamkeit geschenkt wird - wenigstens in den Medien. Es scheint jedoch, dass beim Gedenken an die Ermordeten der NS-Zeit jedoch oft der Sinn der anderen Hälfte der Bezeichnung des Gedenktags vergessen wurde.
Erstmals wurde der 27. Januar in diesem Jahr in Tschechien offiziell als ein "Bedeutender Tag" begangen. Gedenkveranstaltungen, Vorträge sowie thematisch orientierte Fernseh- und Rundfunksendungen zeugten davon, dass dem Holocaust-Gedenktag - wie der Tag kurz bezeichnet wird - die entsprechende Aufmerksamkeit geschenkt wird - wenigstens in den Medien. Es scheint jedoch, dass beim Gedenken an die Ermordeten der NS-Zeit jedoch oft der Sinn der anderen Hälfte der Bezeichnung des Gedenktags vergessen wurde. Denn die vollständige Bezeichnung des 27. Januars, welche aber nur selten erwähnt wurde, lautet: "der Tag des Gedenkens an die Shoah-Opfer und der Vorbeugung der Verbrechen gegen die Menschlichkeit". Verbrechen gegen die Menschlichkeit werden auch weiterhin verübt - erinnern wir uns beispielsweise nur an Darfur, aber nicht zuletzt auch an Israel, das Land, in dem heute die größte Zahl der Shoah-Überlebenden zu Hause ist. Dabei mussten sie so wie ihre Familien lernen, mit der alltäglichen Bedrohung zu leben, Opfer eines Selbstmordattentäters werden zu können.
Voriges Jahr wurde auf einer Kundgebung in Prag die vom Simon Wiesenthal-Zentrum initiierte Petition präsentiert, die versuchte durchzusetzen, dass die Selbstmordattentate als "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" deklariert werden. Nur wenige der heute der Holocaust-Opfer entsprechend gedenkenden Medienvertreter nahmen die Existenz der Petition, die damals von mehreren tschechischen Politikern und Intellektuellen unterstützt wurde, zur Kenntnis. Noch weniger Interesse oder genauer gesagt eher Desinteresse zeigten dieselben heute Gedenkenden ein Jahr früher an der in Prag gezeigten Ausstellung mit dem Titel "Kinder gegen Terror". Darin waren Zeichnungen von israelischen Kindern zu sehen, die Opfer der Selbstmordattentäter wurden. Eine "Heuchlerei" - nannte der Leiter des Prager Jüdischen Museums, Leo Pavlát, vor kurzem im Gespräch für Radio Prag, ein solches Verhalten. Es ist offensichtlich einfacher, der Toten zu gedenken, als für die Lebenden etwas zu unternehmen.