Einbruch im Generalstab der Armee: Erneut hausgemachter Skandal?

Illustrationsfoto (Foto: Barbora Kmentová)

Der tschechische Verteidigungsminister Alexandr Vondra ist wie alle seine Ministerkollegen erst eine Woche im Amt. Gleich zu Beginn seiner Tätigkeit aber muss er sich mit einem Eklat auseinandersetzen, der ihm die vielen Ungereimtheiten, die seit Jahren im Verteidigungsressort herrschen, erneut vor Augen führt: Ins Gebäude des Generalstabs der Armee wurde eingebrochen. Nur eine kleine Sicherheitspanne oder ein handfester Skandal?

Vlastimil Picek  (Foto: www.army.cz)
Ein oder mehrere noch unbekannte Täter sind in der Nacht von Donnerstag zu Freitag vergangener Woche bis in die zweite Etage des Generalstabs der Tschechischen Armee eingedrungen. Aus einem Raum neben dem Büro von Generalstabschef Vlastimil Picek wurden vier Gedenkmünzen entwendet, hieß es zunächst. Verteidigungsminister Vondra wollte den Vorfall daher auch nicht weiter dramatisieren:

„Die Sache wird derzeit untersucht. Auf der anderen Seite kann ich sagen, dass nichts Großartiges passiert ist. Meinen Informationen nach ist dort nichts Bedeutendes gestohlen worden, aber es ist natürlich eine Schande.“

Eine Schande deshalb, weil das Generalstabsgebäude eigentlich zu den Einrichtungen zählt, die wegen der Verwahrung von geheimen Informationen besonders gut geschützt sein sollten. Mittlerweile spricht man aber von einem Skandal, weil Journalisten der Tageszeitung „Mladá fronta Dnes“ herausgefunden haben, dass auch elektronische Geräte und beinahe ebenso ein Großbild-Fernseher entwendet wurden. Das TV-Gerät mussten die Diebe nur zurücklassen, weil es nicht durch das Fluchtfenster passte, so das Blatt. Was auch immer entwendet wurde, Verteidigungsminister Vondra hat einen grundsätzlichen Fehler bereits ausgemacht:

Gebäude des Generalstabs der Armee  (Foto: www.army.cz)
„Ich habe bei dieser Gelegenheit unter anderem festgestellt, dass unter der Führung meines Amtsvorgängers die Entscheidung getroffen wurde, das Gebäude des Generalstabs nicht mehr durch die Militärpolizei bewachen zu lassen. Ich kann diese Entscheidung nicht verstehen und habe selbstverständlich sogleich den Befehl gegeben, den Schutz des Gebäudes wieder durch die Militärpolizei vornehmen zu lassen. Ganz einfach deshalb, weil der Generalstab eine Schlüsselinstitution unserer Armee ist.“

Und dafür reiche eine Bewachung durch Angehörige dieser Institution, wie sie zuletzt durchgeführt wurde, einfach nicht aus, so der Minister. Auf alle Fälle wirft der Einbruch erneut ein schlechtes Licht auf die Tschechische Armee. Nach Ansicht der „Mladá fronta Dnes“ könnte auch der neue Fall ein buchstäblich hausgemachter Skandal sein. Dem Blatt zufolge sei es nämlich offensichtlich, dass der oder die Täter sehr gut über die räumliche Aufteilung des Gebäudes und die Abläufe seiner Bewachung informiert waren. Waren die Täter also vielleicht sogar Angestellte des Generalstabs? Auch das sollen die laufenden Untersuchungen klären. Und vielleicht muss am Ende auch der Vizechef des Sicherheitsausschusses im Abgeordnetenhaus, der ODS-Politiker Jan Vidím, seine Meinung ändern. Er hatte am Mittwoch noch gesagt:

„Der Vorfall ist sicher auf das Versagen eines Einzelnen oder der Gruppe des Wachdienstes zurückzuführen, denn das System der Bewachung hat zweifelsfrei Hand und Fuß. Nach den bisherigen Informationen können wir nur schlecht darüber spekulieren, ob der Einbruch von einem gewöhnlichen Dieb oder dem Agenten irgendeines östlichen Geheimdienstes verübt worden ist.“