„Eine Plastiktüte kann wunderbare Geräusche machen“ – kulturelle Bildung in Tschechien
„Impulse für kulturelle Bildung“ – so hieß eine Konferenz des Prager Goethe-Instituts. Vergangene Woche wurden dabei Projekte von tschechischen und deutschen Institutionen vorgestellt. Besonders der Zugang zu Kunst und Kultur für Kinder und Jugendliche stand im Fokus der Veranstaltung – und das in den Bereichen Tanz, Theater, Gesellschaft und Musik.
„Eine Plastiktüte kann wunderbare Geräusche machen. Wenn eine Gruppe gemeinsam ein Stück entwickelt, können die Teilnehmer erforschen, was man zum Beispiel mit einer großen oder einer kleinen Tüte machen kann. Sie können einen dramaturgischen Bogen schaffen, in dem sich eine Entwicklung ergibt -wirklich ein kreativer und explorativer Ansatz, ohne ein Musikinstrument spielen zu können.“
Ein Sandkasten mitten auf dem schwarzen, glatten Boden der Bühne. Eltern und Kinder sollen mit Hilfe von Theaterrequisiten ihre Phantasie ausleben und sich zur Musik bewegen. So sieht eine Vorstellung des Prager Theater Ponec aus. Das Programm „Tanz den Kindern“ bietet interaktive Aufführungen, bei denen die Zuschauer auf die Bühne kommen können. Sie erleben den direkten Kontakt mit den Künstlern.Neben dem tschechischen Theater wurde auch die städtische Bühne aus Bremen vorgestellt. Der Dramaturg Gregor Runge arbeitet seit 2011 zusammen mit dem Choreograf Samir Akika an dem internationalen Projekt „Unusual Symptoms“. Er bedauert, bisher noch nicht in seinem Nachbarland auf der Bühne gestanden zu haben:
„Ich glaube, in Tschechien haben wir noch nie gespielt. ‚Extended Teenage Era’ ist eine Produktion von Samir Akika aus dem Jahr 2007, die ein großer Erfolg ist. Wir sind mit dem Stück international getourt, unter Anderem auch durch die Unterstützung durch das Goethe-Institut. Wir waren in Indien, der Türkei und im mittleren Osten auf Tournee. Aber Osteuropa generell ist für uns noch eine Art ‚undiscovered Country’. Ich würde mich freuen, wenn sich in naher Zukunft die Gelegenheiten bieten würde, hier mal mit Stücken zu gastieren oder mal einen Workshop zugeben. Vielleicht sogar eine lokale Produktion mit Künstlern zu erarbeiten.“ Der Dramaturg hat während der Veranstaltung auch Gefallen an tschechischen Beiträgen gefunden:„Es gibt hier einige Initiativen, die mich interessieren. Beispielsweise das ‚Centrum Johan’ in Pilsen. Die Mitarbeiter machen unterschiedliche Projekte mit verschiedenen Interessensgruppen. Sie sind mit großem Engagement dabei. Momentan wird ein eigenes Haus gebaut, und das Zentrum will sein Programm anders aufstellen und mit erweiterten Möglichkeiten versehen.“
Das „Centrum Johan“ will einen Raum für alternative Kultur schaffen. Dabei soll jungen Nachwuchskünstlern die Freiheit zum Experimentieren geboten werden.