Einmal im Jahr unterliege ich dem Filmwahn

Auch wenn es immer in den ersten Tagen des Festivals nicht so aussieht, verfalle ich doch jedes Jahr dieser Besessenheit immer wieder aufs Neue. Fünf, sechs und auch mehr Stunden lang - oft nur mit den allerkürzesten Zwischenpausen - verharre ich in fast derselben Position - in den ersten Stunden eher sitzend und mit der zunehmenden Zeit eher liegend - im weichen Plüschsessel des dunklen Kinosaals und eine höhere Macht hindert mich daran, nach dem zweiten beziehungsweise dritten Film aufzustehen und sich wenigstens für diesen Tag keinen Film mehr anzuschauen.

Foto: CTK
Auch wenn es immer in den ersten Tagen des Festivals nicht so aussieht, verfalle ich doch jedes Jahr dieser Besessenheit immer wieder aufs Neue. Fünf, sechs und auch mehr Stunden lang - oft nur mit den allerkürzesten Zwischenpausen - verharre ich in fast derselben Position - in den ersten Stunden eher sitzend und mit der zunehmenden Zeit eher liegend - im weichen Plüschsessel des dunklen Kinosaals und eine höhere Macht hindert mich daran, nach dem zweiten beziehungsweise dritten Film aufzustehen und sich wenigstens für diesen Tag keinen Film mehr anzuschauen. Denn beim "Febiofest" - wie die alljährlich stattfindende Filmschau heißt - ist irgendein Filmwahnvirus in der Luft.

Sonst vernünftige Menschen verwandelt er in Wesen, die mit einem Filmkatalog in der Hand durch das Labyrinth der Kinosäle und Kassen herumirren, um sich wieder mal davon zu überzeugen, dass gerade der Film längst ausverkauft ist, den sie so sehr sehen wollten. Mit der Zeit geben sie ihre maximalistischen Ansprüche und Vorstellungen auf, und nehmen mit Dankbarkeit die Tatsache zur Kenntnis, dass es wenigstens für eine andere Filmvorstellung doch noch Karten gibt, egal für welche. Dann kehren sie in den dunklen Kinosaal zurück und freuen sich darüber, wieder mit dabei sein zu können.

Rational Denkenden bleibt dieses Herumschleichen vom Kinosaal zur Kasse und wieder zurück erspart. Denn mit einem zeitlichen Vorsprung lesen sie sich den Katalog durch und versuchen noch vor dem Festivalbeginn, sämtliche gewünschte Karten ohne Stress zu kaufen. Da jedoch acht Tage lang, in etwa zwölf Sälen jeden Tag etwa vier fünf Filme vorgeführt werden, verlangt es doch ein wenig Mühe und Geduld, sich einen eigenen Filmbesuchsplan zusammenzustellen. Wie vielleicht vielen anderen auch kommt mir so etwas doch ein wenig umständlich vor. So komme ich erst während der ersten Festivaltage ins Kino und bin gezwungen, bei der Filmauswahl zu improvisieren. Die Mischung aus Filmerlebnissen, die aus diesen Spontanentscheidungen resultiert ist recht bunt: Ein Beispiel: Ursprünglich wollte ich den neuesten Woody Allen sehen, stattdessen kaufte ich eine Karte für eine kasachische Komödie. Das norwegische Drama, das ich mir als ehemalige Nordistin nicht entgehen lassen wollte, war zum Unterschied von Woody Allen erstaunlicherweise nicht ausverkauft - aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem einfachen Grund, dass die Vorstellung erst um Mitternacht begann. Zwischen dem kasachischen und skandinavischen Movie hatte ich aber noch fast zwei filmleere Stunden, die mich nervös machten. Da nutzte ich die einzige Möglichkeit, die übrig blieb, aus: Der experimentelle Musikstreifen war offensichtlich für junge Wilde gedacht, aber ich hielt es bis zum letzten Ton aus.

Und so geht es dann Tag für Tag. Bis zum letzten Festivaltag, an dem ich irgendwann spät in der Nacht das Kino verlasse und auf die Nachtstraßenbahn warte - traurig, dass das Filmfieber wieder vorbei ist. Nächstes Jahr werde ich mich vernünftig benehmen und schön alle Karten rechtzeitig besorgen. Vielleicht... Wird es dann aber nicht weniger kreativ und langweiliger sein?